Steiermark im Schatten der Pleitewelle

Das Jahr 2024 markierte für die Steiermark ein düsteres Kapitel in der Wirtschaftsgeschichte. Laut der Insolvenzstatistik des Alpenländischen Kreditorenverbands (AKV) erlebte das Bundesland einen drastischen Anstieg an Unternehmenspleiten.
Mit 526 eröffneten Firmeninsolvenzen verzeichnete die Steiermark einen Zuwachs von über 22 % im Vergleich zum Vorjahr, was deutlich über den Werten der Finanzkrise 2008 liegt. Wöchentlich wurden durchschnittlich zehn Unternehmen insolvent. Besonders betroffen waren Bauwirtschaft, Handel und Gastronomie, die gemeinsam für 342 Pleiten verantwortlich waren.

Die finanziellen Dimensionen sind erschreckend: Die Gesamtpassiva stiegen auf knapp 1,93 Milliarden Euro – ein Sechsfaches des Vorjahreswertes. Treiber dieser Entwicklung war die Insolvenz der Grazer Fisker GmbH, die alleine Schulden in Höhe von 1,54 Milliarden Euro hinterließ.
Auch im Privatbereich bleibt die Lage angespannt. Mit 1.011 eröffneten Privatkonkursen bewegt sich die Steiermark weiterhin auf einem hohen Niveau, obwohl die Fallzahlen leicht rückläufig sind (-2 %). Auffällig ist die massive Geschlechterkluft: Männer sind durchschnittlich mit 138.300 Euro verschuldet, mehr als doppelt so hoch wie Frauen mit 62.800 Euro.

Und klarerweise stecken hinter den Zahlen menschliche Schicksale. Insgesamt waren im Jahr 2024 rund 2.300 Arbeitsplätze durch Firmenpleiten bedroht. Trotz dieser erschreckenden Bilanz gibt es Lichtblicke: Über 35 % der Insolvenzverfahren endeten mit einem Sanierungsplan – ein Wert, der über dem Bundesschnitt liegt.
Die Ursachen für die Krise sind vielschichtig: Die Nachwirkungen der Pandemie, eine anhaltende Rezession, hohe Energie- und Materialkosten sowie Konsumzurückhaltung setzen Unternehmen und Privatpersonen gleichermaßen unter Druck. Experten erwarten, dass sich die wirtschaftliche Lage erst ab Mitte 2025 stabilisiert.
Angesichts dieser Entwicklungen rufen Wirtschaftsexperten zu raschem Handeln auf. Maßnahmen zur Stärkung der Kaufkraft, eine Förderung von Sanierungsverfahren und Unterstützungspakete für besonders betroffene Branchen könnten die Spirale nach unten bremsen. Doch klar ist: Der Weg aus der Krise wird kein leichter sein.
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