Was wird von ihm bleiben?

LH Schützenhöfer: Verspätete 70er-Feier in der Arbeiterkammer

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) feiert morgen, am 7. Mai 2022, coronabedingt verschoben, offiziell seinen 70er. Geboren ist er am 29. Februar 1952, in einem Schaltjahr. Die Prominenz der Steiermark, aber auch jene Österreichs, vor allem aus dem bürgerlichen Lager, ist in den Großen Saal der Arbeiterkammer in Graz geladen, um ihn hochleben zu lassen. Das größte Lob gibt es traditionellerweise für Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens bei Geburtstagen und dann auch beim Abschied von dieser Welt. Es sei dahingestellt, wie viele das wirklich ehrlich meinen, aber es ist so.

Welche Erinnerungen werden vor allem die Steirer, die Menschen draußen mit dem Landeshauptmann einmal verbinden?

Hermann Schützenhöfer ist ein durch und durch politischer Mensch. „Politik als Beruf“ ist der Titel seiner Biografie, die anlässlich seines 70ers erschien. In den beiden Corona-Jahren gab er sich als Hardliner bei den Maßnahmen, sprach sich schon früh für die heiß diskutierte Impfpflicht aus – bis heute ist sie umstritten – und tätigte auch abschätzige Aussagen gegenüber Impf-Skeptikern. Kryptisch und typisch Schützenhöfer sind auch seine Auftritte im Zusammenhang mit den Whats-App-Skandalen in der ÖVP, die letztendlich mit dem Rücktritt von Sebastian Kurz ihren Höhepunkt hatten. Erst kürzlich schloss er in einem Interview eine „Wiederkehr“ von Kurz irgendwann sinngemäß nicht aus.

Vom Lehrbuam zum Landesvater

So beginnen die Autoren Schützenhöfers Biografie. Es ist der Sonntag, 24. November 2019, 17 Uhr. Zitat: „Im Fernsehen erscheint das ORF-Hochrechnungsdiagramm zur steirischen Landtagswahl: Der Balken für die von Hermann Schützenhöfer geführte steirische Volkspartei schnellt um 7 Prozent auf mehr als 36 Prozent in die Höhe, jener der SPÖ sinkt um 6 Prozent auf nur mehr 23 Prozent. Unbeschreiblicher Jubel bei den Funktionären*innen und Wahlhelfer*innen, die in der Parteizentrale am Karmeliterplatz 6 gebannt auf die Hochrechnung gewartet haben, bricht aus.

Hermann Schützenhöfer ist der große Wahlsieger, die Volkspartei, die 2005 die Mehrheit um den seit 1945 60 Jahre hindurch ununterbrochen gestellten Landeshauptmann verloren hatte, ist wieder mit Abstand stärkste politische Kraft im Lande.“ Der glücklichste Tag in seinem politischen Leben.

Geboren wurde Hermann Schützenhöfer im niederösterreichischen Edlitz bei Aspang. Der Vater war Landarbeiter im Umfeld der Pfarre. Hermann wuchs am Pfarrhof auf, besuchte die Volks- und Hauptschule und war ein fleißiger Ministrant

Seine politische Prägung basierte darauf, als der Vater, dann schon in Wien Bauarbeiter, nach Schützenhöfers Schilderung sich weigerte, der roten Bauarbeiter-Gewerkschaft beizutreten und daraufhin entlassen worden sei. Dieses Bild des „ratlosen Vaters“ sei für ihn später der Antrieb gewesen, gegen den Betriebsterror gewerkschaftlicher Allmacht anzukämpfen. Die Familie siedelte nach dem Hauptschulabschluss nach Kirchbach in die Oststeiermark. Hermann besuchte den Polytechnischen Lehrgang und erhielt darauf einen Lehrplatz beim örtlichen Gemischtwarenhändler. Dort schloss er auch seine Lehre ab.

Weitere wichtige Lebens-Stationen

In seiner Freizeit Heimatberichterstatter bei der „Kleinen Zeitung“, Mitarbeiter beim Junge-ÖVP-Blatt „Orizont“. 1970 dann die Anstellung als stellvertretender Landessekretär der Jungen ÖVP. Obmann der Jungen ÖVP von 1976 bis 1979. Stv. ÖAAB-Landessekretär ab 1978. 1981 Landtagsabgeordneter. 1982 ÖAAB-Landessekretär. 1994 ÖVP-Klubobmann im Landtag. 1995 ÖAAB-Landesobmann. 2000 Landesrat. 2005 Erster Landeshauptmann-Stellvertreter (nach dem Wahldebakel von Waltraud Klasnic). 2015 Landeshauptmann (weil Landeshauptmann Franz Voves seine Funktion kampflos an seinen Freund Hermann Schützenhöfer übergab).

Was wird an Erinnerungen bleiben?

In der ÖVP-Chronik, dass er nach zehn Jahren am grünen Tisch und nach 14 Jahren wieder den Landeshauptmann für seine Partei zurück holte. Den die ÖVP zuvor über 60 Jahre in der Steiermark für sich gepachtet hatte. Mit seinem Wahlsieg kehrte in der steirischen ÖVP das verloren gegangene Selbstbewusstsein wieder zurück.

Politisch relevant waren Schützenhöfers Forderung als ÖAAB-Funktionär im Jahr 1984 nach einem Mindestlohn für Arbeitnehmer österreichweit sowie die Gemeindefusion 2012 in der Steiermark (von 542 auf 287) in der SPÖ-ÖVP-Koalition mit Franz Voves. Natürlich gehören zum Standard-Repertoire des ÖAAB-Mannes allgemeine, erhabene Formulierungen – „in der Sozialpolitik weniger mit dem Gießkannenprinzip zu hantieren, sondern den Schwachen und Armen zu helfen“. Für ein bleibendes Image als christlich-sozialer Leuchtturm-Politiker allerdings zu wenig.

Beim Parteitag in der Grazer Stadthalle am 14. Mai 2022 wird Schützenhöfer als „Hausherr“ noch einmal gefeiert. Die Parteitags-Regie wird dafür sorgen, dass auch die Erfolgsära, dass Allzeit-Hoch der ÖVP, im Beisein von Sebastian Kurz mit allen ÖVP-Granden wie dem aktuellen Kanzler Nehammer, Klasnic, Pröll, Spindelegger, Schüssel bejubelt wird und damit für wenige Stunden die aktuellen Whats-App-Skandale draußen vor der Halle bleiben.

Wann der richtige Zeitpunkt da ist, zu dem Schützenhöfer sein Amt übergeben wird, darüber grübelt der Zweifler Schützenhöfer noch. Denn ein schmuckloser Abschied wäre bitter.

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