Leonard Cohens „Halleluja“ zum Abschied

Im Zeremonium Kalsdorf: Anwalt Manfred Raths letzter Weg

Auf der Straße vom Flughafen Graz-Thalerhof in Richtung Kalsdorf liegt hinter Lärmschutzwänden und viel Grün versteckt, linker Hand die Copacapana. Ein ehemaliger Schotterteich, heute ein kleiner See mit Freizeit- und Wohnpark.

Von seiner geliebten Copacapana führte Manfred Raths, von Freunden nur „Manzi“ genannt, letzte Fahrt nach einem verhängnisvollen Sturz von der Terrasse eines Nachbarhauses – das Geländer hielt nicht – in der Rettung mit Blaulicht ins LKH-Klinikum nach Graz. Dort hoffte man, ihm das Leben zu erhalten und versetzte den Verunglückten in künstlichen Tiefschlaf.

„Das wäre gar ka so a schlechte Idee“, nahm der bekannte Grazer Anwalt den Zuruf eines Nachbarn auf, doch auf einen Spritzer vorbei zu kommen. Es ist der 23. August am späten Nachmittag. „Manzi“ hat mit einem Helfer gerade am Ufersteg „gewerkelt.“ Am 30. August hört sein Herz in der Intensivstation zu schlagen auf. Mit diesen Bildern und Gedanken fahre ich bewusst langsam auf dem Weg zur Verabschiedung an der hinter der Flughafenstraße völlig verborgenen Copacapana vorbei.

Es war Manfred Rath, der als Initiator und Gesellschafter, natürlich mit Partnern, in einer ersten Ausbaustufe aus dem schwer zugänglichen Schotterteich einen Badesee mit einer zehn Meter hohen Christusstatue als eine Art Verbeugung vor dem Strand in Rio de Janeiro machte. Später verpachtete man dann Parzellen an einer Uferseite, deren Nutzer dort „Teich-Hütten“ fürs Wochenende hinstellten. Es vergingen Jahre, bis die Gemeinde Kalsdorf zustimmte, die Freizeitflächen an der Copacapana mit ihrem größer gewordenen Wochenendhäusern Schritt für Schritt in Baugründe umzuwidmen. Es war ein langwieriger „Prozess“ mit vielen Risken, Hürden und Rückschlägen.

Als „Manzi“ das Haus mit der Anschrift „Copacapana 34“ zu seinem Hauptwohnsitz machen konnte, war er glücklich. Denn damit konnte er seine Vision beginnen umzusetzen, Wohnbauträger dafür zu interessieren, an der Copacapana attraktive Appartements zu errichten. Mit Zugang zum Seeufer, eigenem Beachbereich, Gastronomie und Tauchschule ist die Copacapana mit ihren rund 250 Häusern und Appartements heute gleichsam ein eigener Ortsteil der Marktgemeinde Kalsdorf.

Die Realisierung seines Lebensprojektes verlangte Ausdauer und viel Kraft neben seinem Beruf als Anwalt. Rückschläge, schlaflose Nächte, wenn etwas nicht so lief, wie er erhoffte, gefolgt von Freude über „Etappensiege“ im Umgang mit Behörden und Partnern. Die Copacapana ist das Vermächtnis des ehemals jüngsten Rechtsanwalts Österreichs. Ein glühender Fan des Fußballs, der in jungen Jahren selbst kickte. Ein aktiver Funktionär des GAK, jahrelanger Anwalt auch der Roten Teufel, später bis 2010 auch Präsident des Fußballklubs in Kalsdorf. Unvergesslich, wie der Bürgermeister bei der Verabschiedung im Zeremonium Kalsdorf daran erinnerte, als der „Manzi“ nach dem Cupsieg über Austria Wien jubelnd, auf den Knien über den Rasen des Spielfelds rutschte. „Er ist eine Legende für uns in Kalsdorf“, so der Bürgermeister.

Leonard Cohens legendärer Song „Halleluja“  war gut gewählt. Der lichtfarbene Saal des Zeremoniums ein würdiger Raum für die Verabschiedung. Es kamen so viele, die ihm aber gerne auch stehend die letzte Ehre erwiesen. Bedauernswert, dass aus der Nachbarschaft, so wollen es Freunde beobachtet haben, jene nicht gesichtet wurden, die die letzten Stunden mit „Manzi“ auf der Terrasse teilten.
Als leidenschaftlicher Fan hatte „Manzi“ herausragende Leistungen im Sport immer gebührend beklatscht. So gesehen schade, dass es bei der Verabschiedung, der Trauerfeier für einen Menschen nur Worte, Musik und Stille gibt. Zumindest in unserer Kultur. Ein letzter Applaus, nicht nur in Worten, wäre sicher im Sinne „Manzis“ gewesen und auch ein hörbares Zeichen der Anerkennung für seine Lebensleistung. Und als zusätzlicher Trost für seine Angehörigen verstanden worden.

JL

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