Projekt Mutmacher: Initiative gegen Gewalt an Kindern wichtiger denn je

Vor mehr als 30 Jahren, am 20. November 1989, wurde von der UNO die Konvention über die Rechte des Kindes beschlossen. Dieses Übereinkommen sichert jedem Kind grundlegende politische, soziale, ökonomische, kulturelle und bürgerliche Rechte zu. Ebenfalls im Jahr 1989 wurde in Österreich Gewalt in der Erziehung verboten. „Trotzdem gehört das Thema Gewalt in der Familie leider nicht der Vergangenheit an. Nach wie vor sind manche Kinder von Gewalt in der Familie oder in ihrem Umfeld betroffen. Diese kommt dabei nach wie vor in allen Altersstufen, Kulturen und sozialen Schichten vor“, weiß Bildungs-, Jugend- und Familienstadtrat Kurt Hohensinner.

Vor diesem Hintergrund wurde im Jahr 2020 von der Stadt Graz die Kampagne „Mutmacher“ entwickelt und umgesetzt. Mit kleinen, kuscheligen Wesen, den so genannten Mutmachern, sollen Kinder ermutigt werden, darüber zu reden und die Grazerinnen und Grazer für den Kinderschutz sensibilisiert werden. Damit geht das Erfolgsprojekt heuer in seine 4. Auflage. „Das Projekt ist heute wichtiger denn je“, betont Hohensinner, „ein Blick in die Zahlen zeigt: Die starke Steigerung an Gewaltfällen war kein Ausreißer während der Corona-Pandemie, sondern setzt sich auch jetzt weiter fort.“

Besonders sticht die Zahl der Betretungsverbote hervor, bei denen Kinder (unmittelbar oder mittelbar) betroffen sind. Diese haben sich seit 2019 mehr als verdoppelt. Auch die Gefährdungsmeldungen haben sich um 18 Prozent erhöht.

Mut, familiäre Gewalt anzusprechen

Für Abteilungsleiterin Ingrid Krammer ist die Initiative ein wichtiges Vernetzungsprojekt des Amtes für Jugend und Familie: „Kinderschutz ist seit jeher eine der Kernaufgaben des Amtes für Jugend und Familie - ein gesetzlicher Auftrag, den wir nur im Verbund mit vielen Partnern erfüllen können. Ich denke dabei im Besonderen natürlich an die Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, die Polizei, Kinderschutz-Einrichtungen und viele andere.“

So wird auch die Mutmacher-Kampagne in Kooperation mit der Abteilung für Bildung und Integration durchgeführt. In den kommenden Wochen bekommen alle Grazer Kinder in den 3. Klassen Volksschule ihren ganz individuellen Mutmacher bzw. ihre Mutmacherin. Diese werden von den drei sozialökonomischen Betrieben tag.werk, Jugend am Werk und heidenspass produziert. Nachdem sie aus Stoffresten gefertigt werden, haben alle ein (beinahe) einzigartiges Aussehen.

„Wir wollen ein starkes Zeichen gegen Gewalt an Kindern setzen. Gleichzeitig war uns wichtig, dass die Mutmacher auch eine positive Bedeutung für die Kinder haben und ein liebevoller Begleiter für sie und ihre Familien sind“, erklärt Hohensinner, „Mut braucht man in vielen Situationen: Vor Schularbeiten, schwierigen Entscheidungen oder wenn es eben darum geht Dinge anzusprechen. Genau dann können sich die Kinder an ihre Mutmacher wenden.“

Mut zur gemeinsamen Verantwortung

Das Projekt wird seit seiner Einführung durch die Universität Graz evaluiert. Standen im ersten Jahr die Rückmeldungen der Direktor:innen und Lehrer:innen im Vordergrund, wurde im vergangenen Jahr ein neuer Schwerpunkt gesetzt. Erstmals wurde die Initiative aus Kindersicht evaluiert. „Die Einbindung und Mitgestaltung von Kindern und Jugendlichen ist mir sehr wichtig. So stellen wir sicher, dass wir so wichtige Projekte nicht über, sondern mit den Jüngsten in unserer Stadt planen“, so Hohensinner. Die Evaluierung wurde von Vizerektorin und Professorin für Elementarpädagogik Catherine Walter-Laager gemeinsam mit Karoline Rettenbacher an 4 Schulstandorten, mit insgesamt 123 Kindern aus 9 dritten Klassen durchgeführt.

Im Zentrum standen die Fragen, welche Inhalte aus den pädagogischen Materialien umgesetzt werden und wie Informationen zum Thema Kinderschutz bei den Kindern nachhaltig verankert werden können. „Mich hat fasziniert, dass die Kinder dank dieses Projekts für ihre Gefühle nun Worte gefunden haben, denn nur dann können Kinder auch darüber sprechen. Insgesamt war ich von diesem Projekt in seiner Vielseitigkeit und der Herangehensweise wie auch dem Einbinden von so vielen Playern beeindruckt - so gelingen Schritte in diesem wichtigen und sensiblen Thema“, zieht Vizerektorin Catherine Walter-Laager Bilanz.

Eine wesentliche Erkenntnis war die Stärkung der Rolle von Lehrerinnen und Lehrern. Durch die Kampagne werden diese noch mehr zu Bezugspersonen in Fragen des Kinderschutzes und nehmen eine wichtige Rolle neben den Eltern ein. „Kinderschutz ist eine Aufgabe, die man gemeinsam mit vielen Verantwortlichen denken und bearbeiten muss“, ist Ingrid Krammer, Abteilungsleiterin des Amtes für Jugend und Familie, überzeugt, „mit der Mutmacher-Initiative schaffen wir es, dieses Netzwerk nachhaltig zu stärken.“

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