Verblüffend nützlich

Arnold Schwarzeneggers Lebensbilanz im Buch „Be useful“

Was kann man Arnold Schwarzenegger, 76, abnehmen, glauben, wenn er in seinem jüngsten Buch („Sei’ nützlich“) Bilanz über seine Lebenserfolge und Niederlagen zieht? Mal sehen.

„Einige Monate nach meinem Abschied als Gouverneur 2011 brach meine ganze Welt über mir ein“, beginnt er. Es hagelte nur so Schläge aus allen Richtungen. Auch die Finanzkrise 2008 hatte das Ihre dazu beigetragen. Aber sie war es nicht, die seine Welt zum Einsturz brachte. „Du kommst dir wie ein totaler Versager vor.“ Dennoch – der Tiefpunkt war noch nicht einmal in Sicht. „Das habe ich mir selbst angetan“, liest man.

Die Medien hatten ihn bereits abgeschrieben. In seiner Lebenskrise halfen ihm auch jene Leute, denen er täglich im Fitnessstudio begegnete. „Ich fühlte mich mit ihnen verwandt, weil sie eine Menge Gefühle zum Ausdruck brachten, die ich selbst empfand.“ Und ein Merksatz seines Vaters – „mach dich nützlich“ (be useful) –, obwohl dieser nie geglaubt hatte, dass das, was Arnolds Vision war – Bodybuilding – nützlich sei. Dennoch war es sein nachhaltigster Ratschlag. Und an die Fans: „Es geht nicht darum, euch zu sagen, was ihr bauen sollt, sondern darum, euch zu zeigen, wie ihr bauen sollt und warum das wichtig ist.“

Niederlagen umdeuten

„Jeder von uns braucht einen zuverlässigen Leitfaden, eine klare Vision, um das Leben zu führen, das uns vorschwebt“, schreibt der „I’ll-be-back-Star“. „Sich ein Ziel zu setzen, es nicht zu schaffen an einem Tag, aber dann in der Folge – das ist der erste messbare Erfolg nach dem Scheitern auf dem Weg zum Ziel.“

Schwarzenegger spricht im Buch dann auch über seine Herzoperationen, die Fehler, die dabei passierten und die er nur mit viel Glück überlebte. Als Fazit eine Lebensweisheit des berühmten österreichischen Psychologen und Holocaust-Überlebenden Viktor Frankl: „Wir können zwar nicht kontrollieren, was uns zustößt, wohl aber, wie wir darauf reagieren.“

Schlüsselperson für sein Leben

Er sollte zur Schlüsselperson, zu einer Art Vaterersatz, für sein weiteres Leben werden. Der 15-Jährige lernt 1962 in Graz Alfred Gerstl kennen. Dieser nahm als erster Erwachsener den Wunsch Arnolds ernst, ein preisgekrönter Bodybuilder zu werden. Gerstl kannte sich im Bodybuilding aus und förderte ihn von da an. „Fredi war der Vater meines Freundes Karl, mit dem ich als Teenager in Graz trainierte. Dessen Lebensgeschichte war faszinierend.“ Er war Halb-Jude, gab sich während des Zweiten Weltkriegs jedoch als Katholik aus, um den Nazis zu entkommen und schloss sich dann dem Widerstand an. Nach dem Krieg war er Trafikant in Graz, ging dort auch in die Politik und wurde zu einer lokalen, geachteten Persönlichkeit.

„Von Anfang an machte Fredi uns vor allem klar, dass es ebenso wichtig war, unseren Geist zu trainieren wie unseren Körper. Und: Dass die Welt das ultimative Klassenzimmer ist und wir, wie Schwämme, so viel wie möglich davon aufsaugen sollten. Stets neugierig zu bleiben, mehr zuzuhören als reden, gute Fragen stellen, als schlaue Sprüche zu klopfen. „Nur ein informierter Mensch ist auch ein nützlicher Mensch. Unabhängig davon, ob mit höherer Schulbildung oder gar Studium.“

„Sei neugierig und höre zu“

Dafür bemüht Schwarzenegger sogar den Dalai Lama – dessen Worte: „Wenn du redest, wiederholst du nur, was du bereits weißt. Aber wenn du zuhörst, lernst du vielleicht etwas Neues!“

Er schildert detailliert die Begegnung mit Regisseur James Cameron, die ihn vom gefeierten Actionhelden („Conan, der Barbar“) zum „Terminator“ und damit zum Weltstar machen sollte. Er hörte zu und entschied sich aus dem Bauch heraus für den „schuldlosen“ Science-Fiction-Bösewicht. Gegen den Willen seiner Berater.

Eine weitere Lektion für sein Leben lernte er, als man ihn einlud, an einer Universität in Wisconsin beim Training von geistig behinderten Kraftdreikämpfern für die Special Olympics zu helfen. Dies erfolgte im Rahmen einer Studie, ob geistig Behinderte gefahrlos Gewichte heben und einen therapeutischen Nutzen daraus ziehen können – für ihr weiteres Leben. „Ich arbeitete mehrere Tage mit ihnen. Einige gerieten fast in Panik, die Hantel über ihren Köpfen zu sehen und zu spüren, wie die Schwerkraft das Gewicht durch ihre Hände auf sie hinab drückte.“

Doch er gewann ihr Vertrauen und als es auch der Ängstlichste schaffte und die Gruppe diesen jubelnd in die Mitte nahm, heißt es im Buch: „Als ich da so stand und zusah, erfüllte mich eine Art Freude, die beinahe spirituell war. Es war so überwältigend, dass ich ganz verwirrt war. Ich hatte kein Geld verdient. Dies war kein Karriereschritt. Warum war ich also so glücklich? Ich begriff, dass es daher kam, dass ich diesen Kindern nur durch meine Anwesenheit geholfen hatte, sie unterstützend und ermutigend zu agieren. Ich hatte ihr Leben verändert. Sie waren nicht mehr dieselben. Und ich auch nicht.“

Vor dem Erlebnis drehte sich bei Schwarzenegger alles zu 100 Prozent um den persönlichen Erfolg, Ruhm und Reichtum. Anderen zu helfen, war vorwiegend dadurch definiert, wie gut es zu dieser Vision passte. Und er verstehe heute eine Aufforderung seines Schwiegervaters, einst auch Präsident von „Special Olympics“. „Zerbrecht eure Spiegel“, appellierte dieser. „Zerschlagt das Glas, fangt an in unserer selbstbezogenen Gesellschaft weniger auf euch selbst und mehr auf andere zu schauen. Lernt das Gesicht eures Nachbarn besser kennen als euer eigenes. Das war im Jahre 1994. Seine Botschaft ist heute aber noch genauso richtig und wahr. Wenn ihr einmal 30, 40, 50 oder gar 70 Jahre alt seid, wird es euch glücklicher machen, eure Freunde zu zählen, als eure Dollars.“

„Es ist ganz egal, wie jung oder wie alt du bist, wie viel oder wenig du hast, wie viel du schon getan hast oder wie viel dir noch zu tun bleibt. Wenn du mehr gibst, bekommst du jedenfalls auch mehr. Du willst dir selber helfen, dann hilf anderen.“


Arnies Umweg über Graz

Wenn Arnold Schwarzenegger sich kurzfristig für einen Abstecher nach Graz entscheidet, dann stehen seine Freunde parat und bereiten alles vor. So wie kürzlich. „Arnie hat mich aus London angerufen und gesagt, dass er auf seinem Rückflug vorbei kommt“, schildert Langzeitfreund und Leiter des Museums in Thal bei Graz Peter Urdl den „Umweg“. In London hat er Werbung für sein neues Buch „Be useful“ gemacht.

Einige Wochen zuvor hatte er in Wien bei Madame Tussauds schon einmal Arnie getroffen. Dort allerdings nur in Wachs gegossen. „Ich glaube, ich stehe neben dem Arnold. Die Figur ist 1000 Prozent gelungen.“ Zwölf Jahre nach der ersten Version wurde die zweite Wachsfigur von Arnold Schwarzenegger im Wiener Prater im Madame Tussauds enthüllt.

Seine Figur ist eines der beliebtesten Fotomotive für unsere Besucher, heißt es dort. Heute gilt sein großes Engagement dem Umweltschutz. Deshalb sei es wichtig, ihn so zu zeigen, in einem authentischen Setting, wie man ihn als Botschafter für die Umwelt kennt. Radfahren ist in. Das weiß Arnie. Und so ist die neue Version seiner Wachsfigur auf einem Fahrrad inmitten der nachgebauten Ringstraße abgebildet. Im sportlichen Gesamtlook.

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