Wenn Tradition „verstaubt“ rüberkommt

Inauguration des neuen Rektors Peter Riedler an der Karl-Franzens-Universität Graz

Tradition soll bewahrt werden und ist Aufgabe der jeweiligen Generation. Auch oder gerade auf jahrhundertealtem akademischen Boden. Wenn aber die aus der Tradition abgeleitete Höflichkeit, sprich das Protokoll, überholt wirkt, dann ist sie verstaubt.

So geschehen heute bei der sonst würdigen und feierlichen Inauguration des neuen Rektors Peter Riedler in der Aula der der Karl-Franzens-Universität Graz vor der versammelten steirischen Prominenz und auch (internationalen) Gästen.

In der Eröffnungsrede begrüßte Vizerektor Joachim Reidl rund 150 der 200 geladenen Gäste namentlich einzeln mit all ihren Funktionen. Eine klare Überforderung des Publikums, allein schon vom Applaudieren her. Eine geraffte, auf wenige VIPs und Honoratioren beschränkte Begrüßung, wäre zeitgemäß gewesen.

Die Inauguration war notwendig geworden, da Rektor Martin Polaschek – geboren 1965 in Bruck und Professor an der Juridischen Fakultät – für die ÖVP als Bildungsminister vor einem Jahr in die Politik wechselte. Er selbst war zu diesem Zeitpunkt erst zwei Jahre als Rektor im Amt. Heute übergab er das Zepter feierlich an den bestellten Nachfolger Peter Riedler.

Teil der Zeremonie ist auch die Übergabe der vergoldeten Rektorenkette, die seit 1827 „ihren Dienst versieht“. Riedler wiederum dufte Polaschek die Alt-Rektorenkette umhängen, die ein Rektor bei seinem Ausscheiden auf Lebenszeit trägt. Der neue Rektor war, wie Polaschek, vor seiner Inauguration Vizerektor – von 2011 bis 2021. Im Dezember des Vorjahres übernahm Riedler dann interimistisch die Führung der Uni Graz.

Die Inaugurationsfeier war insoweit delikat, als Polaschek bei der Übergabe sowohl als Bildungsminister sprach und dann auch Bilanz über seine Zeit als Rektor zog. Anwesend in der Aula war auch Polascheks Vorgänger als Bildungsminister Heinz Faßmann. Dieser war ja nicht ganz freiwillig gegangen, sondern trat als Minister gleichzeitig mit der Regierungsumbildung – von Kurz zu Nehammer – zurück. Faßmann weilte der Inauguration als neuer Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften bei und ist dort der Nachfolger des frisch gekürten Nobelpreisträgers Anton Zeilinger.

„Hier zu stehen, erfüllt mich mit Dank, mit Freude und Respekt“, leitete der neue Rektor seine Ansprache ein, in der er auch sein „kompetentes, erfahrenes und internationales Team“ vorstellte: die Vizerektor:innen Mireille van Poppel, Markus Fallenböck, Catherine Walter-Laager sowie Joachim Reidl.

Die Position der Universität Graz im weltweiten Wettbewerb zu verbessern und ihre gesellschaftliche Relevanz noch sichtbarer zu machen, definierte Riedler als zwei große Ziele seiner vierjährigen Amtsperiode. In unsicheren Zeiten sei es Aufgabe der Universitäten, den Mensch in den Mittelpunkt zu stellen, Zuversicht zu vermitteln und die Zukunft federführend mitzugestalten – gemäß dem Motto der Uni Graz: „We work for tomorrow“.

Als Festredner:innen kamen Senatsvorsitzender Rainer Niemann, Uniratsvorsitzende Caroline List sowie Landeshauptmann Christopher Drexler zu Wort.

Sowohl Niemann als auch List hoben die Kompetenzen und bisherigen Leistungen Riedlers als Wissenschaftsmanager hervor. Drexler nahm Bezug auf die intensive Zusammenarbeit aller Grazer Universitäten, die für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort entscheidend sei.

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