In 45 Minuten von Graz an den Wörthersee

Koralmbahn: Turbo für Geschichtsbücher

Hurra – auch zum Baden!

Schon klar, dafür ist der 32,9 Kilometer lange Koralmtunnel nicht gebaut worden. Aber die 45 Minuten klingen für mich verlockend und daher habe ich als Symbol die Badetasche schon dabei. Hinein ins kühle Nass des Wörthersees! Für die Weststeirer dauert es sogar nur eine halbe Stunde. Das wird aber erst im Sommer 2026 möglich sein. Denn die offizielle Inbetriebnahme nach gut 17 Jahren Bauzeit der Strecke Graz-Klagenfurt erfolgt am 14. Dezember 2025. Dann wird der Railjet mit bis zu 250 km/h unterwegs sein.

Gestern gab’s mit einer Sonderfahrt im „Schneckentempo“ als historischen Meilenstein die Fahrt von Kärnten bis zum Bahnhof Weststeiermark in der Gemeinde Groß. St. Florian. Mit dabei rund 80 geladene Gäste und Medienleute, die sich zur Abfahrt am Bahnhof in St. Paul im Lavanttal treffen.

Siebentlängster Eisenbhahntunnel der Welt

Bis zu 250 km/ h rollen die Züge ab Ende 2025 – dann übrigens elektrisch und nicht wie bei der Erstbefahrung noch mit einer Diesellok – durch den Megatunnel. Wobei „Mega“ hier nicht übertrieben ist, denn mit exakt 32,9 Kilometern ist der Koralmtunnel der siebentlängste Eisenbahntunnel der Welt. Die Top 3 führt mit 57 Kilometern der Gotthard-Basistunnel in der Schweiz an, gefolgt vom Seikan-Tunnel in der Schweiz mit 53,9 km und dem Eurotunnel (F/GB) mit 50,5 km.

„Heute auf der Probefahrt sind wir gemächlich unterwegs, geht es mit nur 40 km/h durch die Röhre“, erklärt Jürgen Bruckschwaiger, der Mann, der ganz vorne im Führerstand den Zug fährt. „Ich wurde als einer von zwanzig in Betracht gezogenen Lokführern ausgewählt und klarerweise ist es mir eine große Ehre, diese Premierenfahrt durchführen zu dürfen“, so der Oststeirer stolz.

Nach rund einer halben Stunde Fahrzeit erreichen wir Querschlag 33, mitten im Tunnel. Bereits auf steirischem Gebiet befindet sich dort eine Nothaltestelle, von wo aus Passagiere im Notfall über die zweite Röhre evakuiert werden können. Und auch die Schutzpatronin der Tunnelbauer, die heilige Barbara, hat hier ihren Platz gefunden.

Gänsehaut-Momente

Die historische Erstbefahrung ist klarerweise für alle Beteiligten ein ganz besonderes Ereignis. „Heute ist ein Gänsehaut-Moment im positivsten Sinne. Der Koralmtunnel ist ein international beachtetes Stück Ingenieurskunst und das Herzstück für eine der wichtigsten Verkehrsachsen der Zukunft – nicht nur für die Steiermark, sondern für ganz Österreich. Er ist ein ganz wesentlicher Lückenschluss in der europäischen Infrastruktur. Damit wird ein großes Stück Zukunft eröffnet“, schwärmen Landeshauptmann Christopher Drexler und sein Kärntner Kollege Landeshauptmann Peter Kaiser.

ÖBB-Infrastruktur-AG-Vorständin Judith Engel: „Schon in zweieinhalb Jahren reisen Fahrgäste entspannt mitten durch die Koralpe – umweltfreundlich und in weniger als einer Stunde von Graz nach Klagenfurt. Damit hängen wir das Auto sprichwörtlich ab und schaffen Mobilität der Zukunft.“

Querschläge steuern Tunnel

Eine Frage, die ÖBB-Infrastruktur-AG-Projektleiter Klaus Schneider im Zug bei der Premierenfahrt oft gestellt bekommt: „Warum dauert es dann noch zweieinhalb Jahre, bis die Strecke in Betrieb genommen werden kann?“ Um seine Antwort zu verdeutlichen stoppen wir wieder im Tunnel und besichtigen den bereits fertigen Querschlag Nummer eins. Dabei handelt es sich um eine Verbindung der beiden Tunnelröhren, welche auch als Fluchtweg zur Evakuierung von Personen im Brandfall konzipiert ist.

„Insgesamt sind es 70 dieser Querschläge im Tunnel, die es gilt, noch mit Technik – Lüftung, Strom etc. auszustatten“, erklärt Klaus Schneider. „In einem solchen Technikraum wird Material und Technik verbaut, das etwa eine 400m2 große Halle füllt. Von diesen Querschlägen wird also der ganze Tunnel gesteuert. Sie sind auch alle redundant aufgebaut. Das heißt, ein Querschlag kann komplett ausfallen und der Tunnel ,merkt gar nichts davon’.“

„Gemma Koralmbahnfahrn“

Für uns heute noch schwer vorstellbar, welche Dimension und Bedeutung dieses Jahrhundertprojekt für Österreich hat. Wie auch damals die Semmeringbahn den Semmering für die Wiener quasi näher rückte, bringt auch die Koralmbahn zwei Regionen zusammen. Die Sonderfahrt durch den Tunnel gibt nur einen Vorgeschmack darauf, welche neue Lebensader hier entsteht. Tausende werden dann nach der Eröffnung schon aus Neugier in der Vorweihnachtszeit unterwegs sein – nach dem Motto „gemma einmal Koralmbahnfahrn“. Vom Großraum Graz nach Kärnten und auch umgekehrt – zum Bummeln, Einkaufen oder erholen. Sie werden dabei auch entsprechend Geld ausgeben und bei einem Glühwein auf den Adventmärkten auf das Jahrhundertprojekt anstoßen: Auf eine gute Zukunft und Wohlstand für uns alle!

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