Traurige Fußgänger-Unfallbilanz

Steiermark: Elf Tote im Vorjahr – so viel wie in keinem anderen Bundesland

Die Zahl der tödlichen Fußgängerunfälle ist im Vorjahr in der Steiermark zum dritten Mal in Folge gestiegen, weist der VCÖ auf aktuelle Daten des Innenministeriums hin. Elf Fußgängerinnen und Fußgänger kamen bei Verkehrsunfällen in der Steiermark ums Leben, im Jahr 2023 waren zehn Todesopfer zu beklagen, im Jahr 2022 sechs und im Jahr 2021 zwei.

Erst letzte Woche ist eine 83-jährige Fußgängerin im Straßenverkehr tödlich verletzt worden. Im Vorjahr waren Seniorinnen und Senioren die größte Opfergruppe bei den tödlichen Fußgängerunfällen, wie die VCÖ-Analyse zeigt. Sieben Todesopfer waren älter als 64 Jahre. „Unser Verkehrssystem nimmt auf die Schwächsten im Verkehr zu wenig Rücksicht. Es braucht verstärkte Maßnahmen für ein seniorengerechtes Verkehrssystem“, betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Drei Viertel der tödlichen Fußgängerunfälle in der Steiermark passierten im Ortsgebiet, bei der Gruppe der Seniorinnen und Senioren sogar 86 Prozent.

Ältere Menschen brauchen in der Regel länger, um eine Straße zu überqueren. Ein Fahrzeug, das bei Betreten der Straße noch weit weg erscheint, kann bei hoher Geschwindigkeit älteren Fußgängern gefährlich nahekommen. Aufgrund des allgemein schlechteren Gesundheitszustands ist bei älteren Menschen das Risiko tödlicher Verletzungen, wenn sie angefahren werden höher. "Deshalb sind unfallvermeidende Maßnahmen so wichtig. Und dabei zählt niedrigeres Tempo des Kfz-Verkehrs zu den wirksamsten Maßnahmen, weil damit der Anhalteweg deutlich reduziert wird", stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest. Tempo 30 statt 50 halbiert den Anhalteweg, der sich aus Reaktionsweg und Bremsweg zusammensetzt.

Ein großes Problem ist mangelnde Aufmerksamkeit durch Ablenkung, vor allem durch die Nutzung des Smartphones während des Lenkens. Neben verstärkten Kontrollen sollte Handy am Steuer endlich auch in Österreich ins Vormerksystem aufgenommen werden, betont der VCÖ. Je höher das Tempo, umso fataler die Folgen von Ablenkung. Wird ein Fußgänger mit 50 km/h angefahren ist das Risiko tödlicher Verletzungen vier bis fünfmal so hoch wie bei 30 km/h.

Der VCÖ erhebt nun mit einer Umfrage, wie zufrieden Fußgängerinnen und Fußgänger mit den Bedingungen zum zu Fuß gehen in ihrem Wohnort sind. An der Umfrage kann online unter www.vcoe.at teilgenommen werden.

Heuer wurden in Graz bereits zwei Kinder am Schutzweg von Autos niedergefahren. Der VCÖ erinnert an die Straßenverkehrsordnung. Fahrzeuge dürfen sich einem Schutzweg nur in einer solchen Geschwindigkeit nähern, dass das Fahrzeug vor dem Schutzweg anhalten kann (StVO §9/2). Zudem sind Kinder aus dem Vertrauensgrundsatz ausgenommen, was sich im Fahrverhalten bemerkbar machen sollte: "Der Lenker eines Fahrzeuges hat sich gegenüber Personen für die der Vertrauensgrundsatz nicht gilt, insbesondere durch Verminderung der Fahrgeschwindigkeit und durch Bremsbereitschaft so zu verhalten, dass eine Gefährdung ausgeschlossen ist." (StVO, §3) VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky appelliert: "Wir brauchen mehr Rücksichtnahme im Straßenverkehr."

Drei tödliche Fußgängerunfälle passierten im Jahr 2024 im Bezirk Voitsberg, jeweils zwei tödliche Unfälle in Graz, Südoststeiermark und im Bezirk Weiz, jeweils ein tödlicher Fußgängerunfall in den Bezirken Bruck-Mürzzuschlag und Liezen.

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