Das Besondere am System sei, erläutert Oberarzt Stefan Kurath-Koller von der Klinischen Abteilung für Pädiatrische Kardiologie der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde Graz, „dass die entscheidende Elektrode für die Stimulation im Bereich des so genannten His-Bündels eingesetzt wird. Dieses befindet sich – einfach ausgedrückt – in der Herzscheidewand zwischen Vorhöfen und Kammern. Damit ist sie perfekt platziert, verwendet das noch gesunde eigene Reizleitungssystem und aktiviert dadurch beide Herzkammern auf natürlichem Wege. Sodass es einem gesunden Herzen gleicht.“
Außergewöhnlich ist aber, dass der His-Bündel-Schrittmacher Teenagern implantiert wird. Oberarzt Günther Prenner von der Klinischen Abteilung für Kardiologie der Univ.-Klinik für Innere Medizin: „Die perfekte Positionierung ist aufgrund der Größe des Herzens doppelt so schwer. Der Einsatz des Systems ist jedoch gerade in Annas Fall sehr sinnvoll. Da der Schrittmacher ja nicht nur heute, sondern über Jahre sehr oft aktiviert werden muss, wirkt man einer möglichen Herzvergrößerung entgegen, die durch eine unnatürliche Stimulation hervorgerufen werden kann.“ Im Normalfall kommt das System eher bei Senioren zum Tragen. „Kinder und Jugendliche sind leider die Stiefkinder im Bereich der Herzschrittmacher, denn diese Systeme werden – ebenso wie die für die Implantation benötigten Geräte – für Erwachsene entwickelt“, spricht Stefan Kurath-Koller die derzeit unbefriedigende Situation an.
Im Jahr 2018 war es, als die Herzprobleme bei Anna zum ersten Mal auffielen. „Eine Virusinfektion könnte die Ursache gewesen sein“, so Oberarzt Kurath-Koller. Ein Kinderarzt überwies die Familie damals ans Uniklinikum und seither wird Annas Herz hier beobachtet. Lange bestand kein Grund, einen Schrittmacher zu implantieren. Als die Herzmediziner im Herbst 2020 jedoch unter anderem im Langzeit-EKG gesehen haben, dass sich Annas Rhythmusstörungen zunehmend verändern, fiel die Entscheidung zur Implantation.
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