„Krankenhaus soll Kraftwerk der Barmherzigkeit sein“
Man schreibt das Jahr 1690. Vier Schwestern des jungen Elisabethiner-Ordens aus Aachen machen sich auf den Weg nach Graz – zu Fuß. Nach 20 Monaten, unvorstellbaren Strapazen – eine überlebte diese nicht – waren sie endlich am Ziel. Könnte man meinen. „Geht wieder heim“, empfing die ursprünglich einladende Klosterstifterin Habsburg-Gräfin Maria Theresia von Wagensperg. „Ich will euch nicht mehr.“ Doch sie gaben nicht auf und blieben. Sie richteten 1694 in einem kleinen Haus in der Murvorstadt ihr Spital mit einem Krankenzimmer mit sechs Betten und einer Apotheke ein. Getreu dem Ordensspruch: „Schau hin und handle.“ Und dies tun sie dort seit 334 Jahren.
Nun sind die Elisabethinen dabei, mit dem Bau des neuen Akut-Spitals aus Holz eine Weichenstellung für den Weg zu einem völlig neuen Krankenhaus zu setzen.
„Warum diese einschneidenden Veränderungen, warum dieser Schritt und Schnitt? Und noch dazu erstmals ein Akut-Spital aus Holz“, beginnt Klipp das Gespräch mit Geschäftsführer Christian Lagger in dessen Büro.
Lagger: „Wir haben uns entschlossen, gemeinsam mit dem steirischen Gesundheitsfonds eine Weiterentwicklung im Sinne der Kooperation Ordensklinikum Graz-Mitte zu machen. Wir verabschieden uns von den schneidenden Fächern HNO und Chirurgie. Es kommt ein Schwerpunkt in der Akut-Versorgung in den Bereichen der Inneren Medizin, der Intensivmedizin, ein Zentrum für Schmerztherapie, aber interdisziplinär, der Radiologie, der Neurologie, der Psychiatrie im Alter sowie Psychotherapie. Schwerpunktbildungen sind das einzig Sinnvolle für die Zukunft. Es kann kein Haus mehr alles leisten, nicht in der Qualität, die heute nötig ist. Es wird also Häuser mit schneidenden Fächern geben, wo viele chirurgische Eingriffe mit gut eingespielten Teams passieren, und konservative Häuser – so heißt das, was wir in Zukunft bei den Elisabethinen sein werden.“
Gibt es einen weiteren Grund für diese Schwerpunktbildung?
Lagger: „Diese ist auch einer demografischen Tatsache geschuldet, dass in Graz und Graz-Umgebung in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren fast 50 Prozent aller über 65-jährigen Steirerinnen und Steirer leben werden. Dieser Bevölkerungswandel erfordert eine medizinische Antwort. Und darauf bereiten wir uns vor.“
Und was war der Auslöser für ein Akut-Spital in Holz?
Lagger: „Von der Spiritualität der Unternehmenskultur unseres Ordens – die Elisabethinen sind ja Franziskaner – spielt die Schöpfungsverantwortung eine große Rolle. Also auch die Ökologie, die Umweltfreundlichkeit. Und daher war es schon ziemlich früh meine Inspiration, wenn wir neu bauen und das bestehende Haus generalsanieren, dann tun wir das mit Holz. Holz ist ein lokaler Rohstoff. Die Steiermark ist ja das Grüne Herz. Es gibt bisher kein Akut-Spital, noch dazu ein mehrstöckiges, aus Holz gebaut.“
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