Tod und Trauer in der Arbeit

Neues EU-Projekt der Uni Graz untersucht, wie Unternehmen mit Sterben und Verlust umgehen

Als wäre der Tod von geliebten Menschen nicht schlimm genug. Der Verlust kann auch den Berufsalltag gravierend beeinflussen, denn er bedeutet emotionalen Stress, gefährdet die Gesundheit und wirkt sich auf die Arbeitsfähigkeit und das Team aus. Wie gehen Unternehmen damit um? Welche Unterstützung bieten sie ihren Mitarbeiter:innen?

Die Universität Graz wird im Rahmen des Projekts „EU Co-Work: Developing Compassionate Workplaces in Europe“ Faktoren und Wirkungen eines unterstützenden Arbeitsumfeldes untersuchen. Dabei werden Vereinbarkeit von Care-Aufgaben und Erwerbsarbeit sowie Bedingungen in Unternehmen beleuchtet, die in herausfordernden Lebenssituationen – wie schwere Krankheit, Sterben, Tod, Verlust und Trauer – die Mitarbeiter:innen unterstützen.

Die „Trauer-Box“ ist mit Karten gefüllt und bietet Platz für Anteilnahme und Erinnerungen aller Art. Damit ermöglicht die Universität Graz gemeinsames Verabschieden im beruflichen Umfeld. Doch derartige Angebote sind rar. Das bestätigt Klaus Wegleitner, Sorge- und Public-Health-Forscher an der Universität Graz: „Die Gesundheitsförderung ist in heimischen Betrieben und öffentlichen Institutionen gut ausgebildet. Verlust, Sterben, Tod und Trauer haben hingegen wenige im Blick.“ 

Das will ein HORIZON-Forschungsvorhaben der Europäischen Kommission ändern. Dazu arbeiten unter der Leitung der Vrije Universiteit Brussel (Belgien) sieben weitere Institutionen in Belgien Griechenland, Großbritannien, Schweden und Österreich in den kommenden fünf Jahren zusammen. „In EU-CoWork wollen wir nun erforschen, inwieweit compassionate, also mitfühlende Arbeitswelten auch Leid lindern und Gesundheit fördern können, durch die Entwicklung konkreter Unterstützung in den Unternehmen. Der Organisationskultur und den Kolleg:innen kommt dabei besondere Bedeutung zu“, so Wegleitner.

In Österreich sind über 300.000 Menschen auf dem Arbeitsmarkt aktiv und betreuen gleichzeitig kranke Angehörige. 90 000 Menschen versterben pro Jahr in Österreich. Damit sind mehrere Hunderttausend mit Verlust, Sterben, Tod und Trauer und individuellen Trauererfahrungen konfrontiert – auch am Arbeitsplatz. „Wird der Trauer kein Raum gegeben und werden Mitarbeiter:innen in ihren Sorgeaufgaben nicht unterstützt, hat das negative Auswirkungen auf ihre Arbeitszufriedenheit und -fähigkeit,“ weiß Wegleitner. „Das Gefühl, allein auf sich gestellt zu sein, kann krank machen.“ Das heißt, solche akuten Situationen können Wohlbefinden und Zufriedenheit im Job entscheidend prägen. Digitalisierung und Home-Office haben zusätzlich sowohl die Arbeitswelt als auch das soziale Gefüge verändert.


WERBUNG


Die Universität Graz bringt die Expertise des Zentrums für Interdisziplinäre Alterns- und Care-Forschung ein, Soziologe Markus Hadler ist mit dem Center for Social Research ebenfalls an Bord.
Drei Betriebe wird das Forschungsteam der Uni Graz gemeinsam mit dem Verein SORGENETZ intensiv begleiten. „Wir suchen noch Unternehmen aus unterschiedlichen Sparten“, ruft Wegleitner interessierte Firmen zur Teilnahme auf.

Gemeinsam sollen Maßnahmen entwickelt, ausprobiert und evaluiert werden. „Das können Gesprächsformate, Buddy-Systeme, Handlungsempfehlungen für Team- und Leitungskultur oder individuelle Betreuung sein“, nennt der stellvertretende Leiter des Zentrums für Interdisziplinäre Alterns- und Care-Forschung einige Beispiele für sogenannte mitfühlende Arbeitsplätze. Neben den mentalen und physischen Aspekten werden die Wissenschaftler:innen die politischen und arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen unter die Lupe nehmen.

Mehr Infos zum Projekt gibt’s HIER

Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

* Diese Felder sind erforderlich.

Sei der erste der kommentiert