„Der Meister kommt, der Meister kommt!“

150 Jahre Richard Wagner Gesellschaft Graz – Jubiläumsabend auf der Kunstuniversität Graz

Es war der frühe Abend am 24. November 2023 im Foyer des Florentinersaals im Palais Meran an der Kunstuniversität Graz. „Der Meister kommt, der Meister kommt“, rief Empfangschef, Schauspieler János Mischuretz, stilgerecht gekleidet und mit einer Glocke läutend beim Eintreffen der Gäste zum Sektempfang. Diese reagierten überrascht und amüsiert. Die Aufmerksamkeit war damit gegeben. Der historische Hintergrund für diese Begrüßung:

Richard Wagner hatte im Herbst 1872 in Briefen die Zusage gemacht, im Frühjahr 1873 nach Graz zu kommen und hier zu dirigieren. Damit löste er unter den Wagnerianern große Freude und Erwartung aus. Im Zuge seiner großen Konzerttour zur Unterstützung für den Bau des Festspielhauses in Bayreuth sollte auch in Graz ein Richard Wagner Verein gegründet werden. Die Initiatoren dafür waren Rechtsanwalt Friedrich von Hausegger und Architekt Friedrich Hofmann. Das Interesse der Bürgerschaft war groß. Der Grazer Musikerbund mit seinem Orchester begann nach Wagners Zusage sofort mit den Proben. Aber wenige Wochen vor dem Auftritt kam dann plötzlich die Absage. Der Meister sei von den vielen Reisen erschöpft. Die Enttäuschung in Graz war dementsprechend. Das Festkonzert fand dennoch statt und wurde zu einem großen Erfolg für Wagners Musik. Er selbst fand auch später nie den Weg nach Graz.

Die Gestaltung des Festabends im Florentinersaal hatte Prof. Antonius Sol übernommen. Er kam 2004 nach Graz und ist heute Vorsitzender der Curriculakommission Gesang an der Kunstuniversität Graz. Als Ehrengast würdigte Kulturstadtrat Günter Riegler in seinen Grußworten das Durchhaltevermögen der Wagnerianer und damit auch der Verantwortlichen des Vereins. Dieser zähle mit seinem 150-jährigen Bestehen zu den ältesten Institutionen im Kulturbereich in Graz. Riegler kündigte die bestmögliche Unterstützung der Stadt auch für die Zukunft an. Zuvor hatte der weibliche Ehrengast – „ladies first“ – Landtagsabgeordnete Prof. Sandra Holasek in Vertretung von Landeshauptmann Christopher Drexler ebenfalls die Bedeutung der Richard Wagner Gesellschaft für Graz und deren Aktivitäten für das Kulturleben hervorgehoben. Und auch den Umstand, dass sich der Verein mit seinen Aktivitäten für die Musik insgesamt, also auch für andere Komponisten, geöffnet habe.

Entsprechend diesem Grundsatz war auch das Festprogramm von Prof. Antonius Sol zusammengestellt:

Beeindruckend waren die Darbietungen der einzelnen Künstler – Sopranistin Lisa-Maria Lebitschnig, Tenor Arnold Bezuyen und Pianist Pedro Costa. Mit seinen aufschlussreichen Details zu den jeweiligen Komponisten zwischen den einzelnen Auftritten komplettierte Prof. Harald Haslmayr das Hör-Erlebnis für die Festgäste im Florentinersaal. Diese lud er damit ein, sich in die Zeit und die Umstände zurückzuversetzen, in der die Lieder entstanden.

„Geschmackvoll“ ging es auch in der Pause zu. János Mischuretz, der durch den Abend führte, zitierte eine Passage aus dem regen Briefverkehr der „Wagner Family“ mit dem Richard Wagner Verein in Graz. Dieser versorgte die Wagners in der Villa Wahnfried in Bayreuth regelmäßig mit steirischen Früchten – vor allem saftige Äpfel. Aus einem Dankesbrief: „… Ihre zwei großen Äpfelkisten mit den edelsten und köstlichsten Sorten kamen gestern hier an … und bereiten uns eine unmäßige Freude … bereiten Sie uns damit doch einen Genuss, dem wir uns in diesem Jahr fast gänzlich versagen mussten. Auch der Allerjüngste findet großen Gefallen an den schönen Äpfeln und macht gleich beim ersten Anblick ,bitte, bitte’ und beim Verzehren ,mm, mm’ zum Zeichen, wie gut sie sind …“

Auch beim Festabend lösten steirische Äpfel Wohlbefinden aus – freundlicherweise zur Verfügung gestellt von „OPST – Obst Partner Steiermark“. In der Pause griffen die Gäste bei den Äpfeln gerne zu und nahmen sogar welche als Jause für den Nachhauseweg mit.

Für die Österreichische Richard Wagner Gesellschaft Graz bedankte sich Franz Wuthe bei den Mitwirkenden für den gelungenen Abend:

Sopranistin Lisa-Maria Lebitschnig: Als Sängerin ist die gebürtige Klagenfurterin seit ihrem 12. Lebensjahr am dortigen Stadttheater tätig. Ihr Gesangsstudium an der KUG begann sie 2017. Vor allem hier intensivierte sich durch das Arbeiten mit Professoren wie Stacey Bartsch, Julius Drake und Josef Breinl ihre Begeisterung für die feine Gestaltung von Liedern. So folgten 2023 Liederabende der Sopranistin im Arnold Schönberg Center in Wien sowie im Konzertsaal „La Sala dei Giganti“ in Padova. 

Tenor Arnold Bezuyen begann seine Karriere bei der Hoofdstad Operette Amsterdam. Anschließend führten den Tenor Engagements u.a. an die Wiener Staatsoper, die Hamburgische Staatsoper, das Royal Opera House in London, die Mailänder Scala, die Deutsche Oper Berlin, an die Metropolitan Opera in New York und zu den Salzburger Festspielen. Sein Debüt bei den Bayreuther Festspielen gab er 1998 als Loge im Ring unter James Levine. 2018 wurde er zum Professor für Gesang an die Kunstuniversität Graz berufen.

Einfühlsam begleitet wurden die beiden vom Pianisten Pedro Costa. In Macao geboren, er studierte in Portugal, in Brüssel und an der KUG bei Joseph Breinl und Julius Drake. Darüber hinaus nahm er an Meisterkursen teil. Er ist als Senior Lecturer für Korrepetition an der KUG tätig und wurde mit dem 1. Preis für Klavier beim Helmut Deutsch Liedwettbewerb in Wien sowie dem 2. Preis ex aequo beim Internationalen Liedwettbewerb „Franz Schubert & Moderne Musik“ in Graz ausgezeichnet.

Prof. Harald Haslmayr: Leiter der Kammermusikreihe „Spiegelungen“ an der KUG. Regelmäßige Zusammenarbeit mit European Chamber Music Academy und Internationale Sommerakademie Prag-Wien-Budapest. Wissenschaftliche Publikationen über Mozart, Haydn, Beethoven, Wagner, Mahler, Puccini, … Von 2006-2013 Präsident von „live music now“-Steiermark, von 2017-2019 Obmann des Orgelvereins „Prinzipal“. Seit 2016 Präsident der Gesellschaft der Domchorfreunde Graz. Forschungsschwerpunkte: Ästhetik, Wiener Klassik und Kulturgeschichte des Donauraumes.

Prof. Antonius Sol: Der gebürtige Niederländer studierte Gesang in Amsterdam. In Berlin ist er regelmäßiger Gast der Zeitgenössischen Oper. Darüber hinaus verkörperte er zahlreiche Rollen in Barockopern, im klassischen Repertoire sowie in Opern von Puccini, Bellini, Stravinsky, Strauss und Wagner. Auf dem internationalen Konzertpodium ist er im traditionellen wie im unorthodoxen Repertoire zu hören. 2004 kam er nach Graz, wo er neben seiner Professur für Gesang auch organisatorisch verschiedenste Funktionen bekleidet. 2015 schloss er das Doktorats-Studium der Musikästhetik mit der Dissertation „Das bewertete Singen“ ab.

Heute ist Graz der Wohnsitz von János Mischuretz. Geboren ist er in Budapest. Als Sänger, Schauspieler, Kabarettist, Moderator und Sprecher treibt er sich auf Operettenbühnen ebenso um wie auf Theaterbrettern, er singt und spielt in der Oper Graz und im Next Liberty und verlieh der Grazer Opernbühnenshow mit seinem Charme für Jahre eine ganz besondere Note. Seit 2018 ist er auch bei der Bühne Baden im Stadttheater sowie der Sommerarena tätig. 

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