Kulturhauptstadt 2024 stellt sich in Graz vor

Bad Ischl Salzkammergut: Steiermark-Beitrag als kräftiger Impuls

Bad Ischl mit 22 Gemeinden aus zwei Bundesländern wird 2024 die Kulturhauptstadt Europas sein. Heute kam es in Graz im Volkskundemuseum am Paulustor zur ersten Präsentation der Programm-Verantwortlichen. „Doch der Weg dorthin ist und bleibt nicht einfach“, macht Geschäftsführerin Elisabeth Schweeger keinen Hehl daraus. „Es gab Streitigkeiten, Missverständnisse und sogar Handgreiflichkeiten in einem Wirtshaus“, heißt es im Vorwort der Programm- und Projektvorstellung. „Doch solche Ereignisse zeigen, dass die Architekt:innen dieser Kulturhauptstadt schon beim Ausheben des Fundaments einige Gräben und tektonische Bruchstellen offengelegt haben.“

Dass die Verantwortlichen selbst mit ihrer Strategie diese befeuert haben, ist klarerweise nicht angeführt. Der sichtbarste Konflikt: Salzwelten-Chef Hannes Androsch hat sich aus dem Personenkomitee mit Prominenten, wie etwa dem Künstler Hubert von Goisern, zurückgezogen. Der Industrielle stößt sich am „global-exotischen“ Programm von Salzkammergut 2024. In der Tageszeitung „Der Standard“ sagt Androsch: Das Programm des Kulturhauptstadtjahres bilde zu wenig die Tradition der Region ab und biete stattdessen „Global-Exotisches“ und „amerikanische Modeströmungen". Androsch löste damit natürlich auch Widerspruch aus.

Heute versuchte Elisabeth Schweeger mit ihrem Team, in Graz zwar nur abrissartig, aber dennoch zu langatmigen Überblick über die 180 Projekte zu geben. Ein oder zwei möglicherweise „zündende“ Projekte, gleichsam als Leitfaden durch das Kulturhauptstadtjahr 2024, boten sich bei erster Sichtung nicht an. So fehlt ein knappes halbes Jahr vor Beginn des Kulturhauptstadtjahres auch noch das endgültige Logo, wie es auf Nachfrage beim Team heißt. Daran werde über den Sommer gearbeitet.

Die Themenvielfalt und Programmlinie wird durch vier Säulen abgebildet:

  • Macht und Tradition: Erinnerungskultur, Salzabbau, Monarchie, Protestantismus, Widerstand, Sommerfrische, Jüdisches Leben, Nationalsozialismus, Museen, Brauchtum
  • Kultur im Fluss: Handwerkskunst, Bildende Kunst, Musik, Theater, Jugendkultur, Queer/Diversität
  • Sharing Salzkammergut – Die Kunst des Reisens: Tourismus, Mobilität, Kulturbahnhöfe, Nebensaisonen, Regionalität, Wirtshauskultur
  • Globalokal – Building the New: Baukultur, Bodenschutz, Klimawandel, Land, Ökologie, Stadt

Man wolle die unvermeidlichen Geburtswehen des kreativen Prozesses nicht hinter den Kulissen verstecken, so Elisabeth Schweeger. Aber wie der bisherige Diskurs gezeigt hat, lohne sich dieses Ringen. „In einer Zeit, der sich Isolationismus und Klüfte vertiefen, können Kunst und Kultur die einzigen Instrumente sein, die diese Fliehkräfte bändigen und helfen, aufgerissene Gräben wieder zu überbrücken.“ Und das Salzkammergut könne dafür ein Vorbild für Europa werden.

Sichtbaren und hörbaren Optimismus dafür verbreitete Landeshauptmann Christopher Drexler in seinem Eröffnungs- und Begrüßungsstatement: Die Kooperation über die Bundesländer hinweg werde den gewünschten Erfolg bringen. Auch wenn der steirische Beitrag nur ein „kleiner“ sei, aber dafür umso kräftiger. Die Region um Bad Aussee mit den Gemeinden Altaussee, Bad Mitterndorf und Grundlsee sei eine Modellregion für die Erforschung und Vermittlung von Zusammenhängen und Abhängigkeiten.

Mit der neuen Web-App „7000 Jahre Salz – Das Virtuelle Museum“, so heißt es im Programm, wird die uralte Geschichte um das Salzvorkommen der Region aufgegriffen und mit dem in der Gegenwart in Verbindung gebracht.

In Kooperation mit dem Lentos Linz wird im Rahmen einer dreiteiligen Ausstellung in Linz, Lauffen und Bad Aussee das Thema der Kunstschätze aufgenommen, die während der NS-Zeit geraubt und versteckt wurden. Thematisch angeknüpft ist die Graphic Novel-Ausstellung „Der Berg, das Salz und die Kunst“ von Simon Schwartz am Eingang zum Schaubergwerk Altaussee.

Auf Initiative des Steiermarkmagazin KLIPP und mit Unterstützung des Landes Steiermark gab es im Jahre 2016 in Altaussee ein zweitägiges Symposium zum Thema „Österreich würdigt die Stillen Helden vom Salzkammergut“. Diese Stillen Helden haben die geraubten Kunstschätze im Salzbergwerk vor der Vernichtung gerettet. 2018 folgte dann im belgischen Gent eine weitere viel beachtete Ausstellung in der Kathedrale von Gent. Der weltberühmte Genter Altar war auch im Salzbergwerk Altaussee von den Nazis gebunkert worden.

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