Die fünf Grazer Kunstvereine waren maßgeblich daran beteiligt (auch finanziell), dass der Bau des Künstler-Hauses und seine Eröffnung im Jahre 1952 realisiert wurden. Die fünf Künstler:innen-Vereinigungen sind seit der Entstehung ein wichtiger Nährboden für eine vitale und reichhaltige Szene in Graz und in der Steiermark. Es sind dies die Berufsvereinigung der Bildenden Künstler:innen Österreichs (LV Steiermark), der Künstlerbund Graz, die Sezession Graz, die Vereinigung bildender Künstler Steiermark sowie der Steiermärkische Kunstverein Werkbund. Laut Statuten erwirkten sie damit das Recht für jährliche Ausstellungen. Mit der Sanierung des Künstlerhauses im Jahr 2000 hat das Land (gestärkt durch ein Gerichtsurteil) die Statuten einseitig aufgelöst. Seit damals gab es Zoff. Klipp berichtete darüber im Februar 2020.

Nach jahrelangem Rechtsstreit kam es zwischen dem Land Steiermark und der Stadt Graz (als Grundbesitzer des Künstlerhauses) zu einem Kompromiss. Dieser mündete in eine Übersiedlung vom Künstler-Haus Graz in den Steiermark-Kunst-Hof. Nicht zuletzt weil der aktuelle Pächter des Künstler-Hauses Sandro Droschl und die Künstler-Vereinigungen sich nicht auf eine vernünftige Kooperation einigen konnten.

Nach der Premiere im Vorjahr kam es gestern im Steiermark-Kunst-Hof zur Eröffnung der Künstlerhof-Schau 2022. Erfolgte bis zur Übersiedlung die Auswahl der Werke für die Jahresausstellungen immer intern, so erfolgt diese nun durch einen Kurator. Bei der Premiere im Vorjahr war es Richard Kriesche und heuer ist es Stefan Wimmer, Direktor der Kunstakademie Bad Reichenhall. Mit diesem neuen Konzept und der Unterstützung des Landes sowie der Stadt Graz sei es gelungen, die Jahresausstellung auf neue Säulen zu stellen, so Kulturstadtrat Günter Riegler in einem Statement. Anlässlich der Ausstellung wird auch heuer, so wie im Vorjahr, ein umfangreicher, attraktiv gestalteter Katalog erstellt. Von den rund 140 eingesandten Arbeiten sind in der gestern eröffneten Künstlerhof-Schau 70 zu sehen.

Es ist nicht überraschend, dass sich etliche der Künstler:innen und Mitglieder der Vereinigungen mit der neuen Umgebung noch nicht wirklich anfreunden konnten. Dazu ist der „Abschied“ aus dem Künstler-Haus noch zu frisch. Dabei bietet der Steiermarkhof als kunstaffine Institution aber eine ausgesprochen repräsentative Umgebung und ein engagiertes Gastgeber-Team um Johann Baumgartner. Und der Nutzen für die Künstler: Es besteht die Chance für eine breite Kommunikation auch mit der Bevölkerung. Frequentieren doch rund 70.000 bildungsbeflissene Besucher:innen pro Jahr die Ausstellungen im Steiermark-Kunst-Hof.