Sein „Ring“ in Kurzfassung
Keine Überraschung, dass auf den Kasematten am Schloßberg sich begeisterte Wagner-Liebhaber und Opernfans diesen konzertanten, musikalischen Leckerbissen nicht entgehen ließen und die zweieinhalbstündige „Grazer Ring-Fassung“ mit den Opernstars aus Bayreuth entsprechend bejubelten.
Die Grazer Spielstätten schafften gemeinsam mit der Oper Graz dieses besondere Opernerlebnis mit einer, sagen wir, gut angelegten Strategie. Dargeboten wurden die Höhepunkte von Richard Wagners Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ in Konzertlänge. Dabei wurden die spektakulärsten Orchesterstücke aus Wagner Opus magnum mit den emotionalsten Gesangspartien aus den Finali der Opern verbunden und dem Publikum ein Wagner-Erlebnis auf der malerischen Schloßbergbühne Kasematten geboten.
Unter der musikalischen Leitung von Marcus Merkel bildeten die Mitglieder der Grazer Philharmoniker das große Wagner-Orchester, das flüsternd, aber auch mächtig aufbäumend die große Reise des “Rings” erzählt und klanglich bebildert. Neben den Bayreuther Stars begeisterten Tatiana Stanishich (Wellgunde), Oksana Vakula (Woglinde), Justina Vaitkuté (Flosshilde) und Nina Kreča (Fricka) zu erleben. Ihre fesselnden Darbietungen ließen das Publikum lauschen, wie zu Beginn der Rhein zu einem gigantischen Strom anwächst, und wie am Ende die Götterburg Walhalla flammend im Strom versinkt. So verwandelte sich der Grazer Schloßberg für diesen Abend in den Grazer-Festspielhügel.
Für das Grazer Opernspektakel wurde eine außerordentlich prominente Sängerbesetzung gewonnen, wie man sie sich am Bayreuther Festspielhügel nicht schöner wünschen könnte: Elena Pankratova (Brünnhilde), Gabriela Scherer (Sieglinde), Klaus Florian Vogt (Loge im Rheingold, Siegmund in der Walküre sowie Siegfried im gleichnamigen Werk) und Michael Volle (Wotan) waren in der Uraufführung der Grazer Fassung zu erleben.
Äußerst zufrieden mit den zwei Aufführungen zeigte sich natürlich Bernhard Rinner, Veranstalter und Geschäftsführer der Bühnen Graz und der Grazer Spielstätten: „Mit diesem verdichteten und kurzweiligen ,Ring‘ verwandelten wir den Schloßberg zum zweiten Festspielhügel nach Wagners Bayreuth.“
Nicht zuletzt die elektronische Verstärkung des gesamten Klangkörpers war ebenfalls vorteilhaft für das Hörerlebnis. Auch wenn es da und dort so gewaltig dröhnte, dass da Details und Nuancen der Musik zugedeckt wurden. Der Musikkritiker Martin Gasser von der „Kleinen Zeitung“ dazu: „Ein bisschen viel akustisches Cinemascope-Breitwand und zu wenig Kammerspiel.“ Aber das schmälerte das Gesamterlebnis nicht.
Für jene, die nicht dabei waren, aber eine solche Art von konzertanten Opernerlebnissen gerne hören, ORF III übertrug zeitversetzt live und der Abend ist über ORF On abrufbar:
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