Beim Start ein Kommunist, beim Abschied eine Kommunistin

Siegfried Nagl: 2003 Auftritt mit Gorbatschow, 2021 „Ende“ durch Elke Kahr

Am 27. März 2003 wurde Siegfried Nagl im Alter von 39 Jahren als jüngster Bürgermeister der Stadt Graz angelobt. Nur einen Tag später hatte der frisch gewählte Bürgermeister seinen ersten großen Auftritt in dieser Funktion. Denn Friedensnobelpreisträger Michael Gorbatschow trug sich ins Goldene Buch der Stadt Graz ein.

Und so spielt das Leben. Auch an den 26. September 2021 wird sich Siegfried Nagl immer erinnern. Wieder sorgte dafür – diesmal eine Frau – eine Kommunistin, Elke Kahr, für die sensationelle Abwahl des Langzeit-Bürgermeisters. Ein politisches Erdbeben in Graz, dessen Folgen noch nicht erkennbar sind. Foto: Heimo Ruschitz

Von 26. bis 29. März 2003 gab es in Graz den „Dialog für Europa“. Graz war im Jahr 2003 Kulturhauptstadt Europas. Das Land Steiermark und das Steiermarkmagazin KLIPP als Organisator zeichneten für die Großveranstaltung mit 1.200 Studenten aus Südosteuropa und den Nachbarländern verantwortlich. Weiters waren dutzende Delegationen aus Partnergemeinden von steirischen Kommunen nach Graz angereist. Das zentrale Ereignis war die Diskussion von Michael Gorbatschow und dem verstorbenen deutschen Ex-Kanzler Helmut Kohl in der Grazer Stadthalle vor 3.500 Zuhörern. Kohl und Gorbatschow sprachen über die entscheidenden Tage, als der Eiserne Vorhang fiel und es zum Mauerfall in Berlin kam. Mehr als zwei Stunden lauschten die Zuhörer gebannt den Schilderungen – erlebten sie doch eine Geschichtsstunde aus erster Hand.

Am 27. März 2003 wurde Siegfried Nagl im Alter von 39 Jahren als jüngster Bürgermeister der Stadt Graz angelobt. Nur einen Tag später hatte der frisch gewählte Bürgermeister seinen ersten großen Auftritt in dieser Funktion. Denn Friedensnobelpreisträger Michael Gorbatschow trug sich ins Goldene Buch der Stadt Graz ein. Er war und blieb immer ein Kommunist – allerdings keiner aus der alten Diktatoren-Generation. Gorbatschow veränderte wie kein anderer Staatsmann vor ihm im 20. Jahrhundert mit seiner Politik die Welt. „Ich werde mich an diesen Tag logischerweise immer erinnern“, so Nagl. Und so spielt das Leben. Auch an den 26. September 2021 wird sich Siegfried Nagl immer erinnern. Wieder sorgte dafür – diesmal eine Frau – eine Kommunistin, Elke Kahr, für die sensationelle Abwahl des Langzeit-Bürgermeisters. Ein politisches Erdbeben in Graz, dessen Folgen noch nicht erkennbar sind.

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