Diener ihres Herrn

Am Beispiel der „Krone“

Die alte Weisheit, „wes Brot ich ess, des Lied ich sing“ zeigt sich einmal mehr in der noch immer mächtigen „Krone“. Konkreter Anlass ist der Brief von Klaus Hermann, geschäftsführender Chefredakteur, mit dem Titel „Nicht verstanden“, vom Sonntag, 6. Oktober 2024. Sein messerscharfer Trugschluss, jede Partei habe das Votum zu ihren Gunsten interpretiert, als hätten am Wahlsonntag alle gewonnen. Ein gesteuerter Brief an die Leser. Es ist ein Leserbrief, der auch die Unterschrift seines Chefs Christoph Dichand tragen könnte.

Ich kenne Klaus Hermann seit seinen Anfangsjahren als Journalist. Die verbrachte er in Graz, bevor er nach Oberösterreich wechselte. Seine wichtigste persönliche Qualität: die Loyalität gegenüber seinen Vorgesetzten. Als angehender Lokaljournalist war er stets höflich und gegenüber seinen Vorgesetzten nie widerborstig oder gar aufmüpfig. Er war niemand, der sich durch besondere journalistische Eigenständigkeit hervortat. Diese Folgsamkeit gegenüber seinen Chefs förderte natürlich Hermanns beachtliche Karriere. Denn solche Typen schätzt man heute in der „Krone“-Chefetage. Zu Zeiten des verstorbenen Hans Dichand war das noch anders.

Journalisten, die mehr Selbstbestimmtheit und Freiraum einfordern, tun sich eher schwer in der „Krone“. Wie man auch am Beispiel von Oliver Pokorny, Hermanns Vorgänger in der steirischen Redaktion, ablesen kann. Dieser wechselte bekanntlich im November 2023 aus freien Stücken in die Chefetage der „Kleinen Zeitung“. Für Medienkenner ein deutliches Signal.

Klaus Hermann spricht davon, alle Parteien tun so, als hätten sie am Wahlsonntag gewonnen. Für sein Stammbuch: Die Krone war in der Vergangenheit jene österreichische Tageszeitung mit knapp 40 Prozent Reichweite und manchmal sogar mehr. Heute beträgt die Reichweite so um die 22, 23 Prozent. Damit hat sie hunderttausende Leser („Krone“-Wähler) verloren und knapp die Hälfte ihrer früheren Reichweite eingebüßt. Sie nimmt damit noch immer den ersten Platz unter den österreichischen Tageszeitungen ein. Hat sie deshalb aber auf die großzügige Presseförderung in Millionenhöhe verzichtet? Oder mischt sie deshalb weniger in der österreichischen Innenpolitik mit? Elegant versucht sie, das unter den Teppich zu kehren bei ihren Kampagnen und Auftritten. Was ich damit sagen will: Sie macht das Gleiche, was die Parteien nach Wahlen machen, werter Klaus Hermann.

Ein weiterer neuer, treuer Diener seines Dienstherrn ist Rainer Nowak. Er schwadronierte als langjähriger Chefredakteur der Tageszeitung „Die Presse“ bei all seinen öffentlichen Auftritten – besonders auch im ORF – und in Journalistenrunden über seine Äquidistanz zu den Parteien. Er sei also weder rechts noch links orientiert und verortet. Bis ihn Chats in der Sebastian-Kurz-Ära entlarvten und bloß stellten.

Aus den Chatauszügen mit Thomas Schmid ging auch hervor, dass Nowak sich Unterstützung von Schmid erhoffte, um eine Führungsposition im ORF zu übernehmen. Schmid schrieb: „Jetzt du noch ORF-Chef. Alter – dann geht’s aber ab. Danke für alles.“ Nowak antwortete: „Ehrensache. Jetzt musst du mir bitte beim ORF helfen.“ Schmid: „Unbedingt.“ Darüber hinaus gab Nowak Schmid Formulierungstipps für die Kommunikation mit der „Presse“-Redaktion (!!!), etwa in Bezug auf ein Aufsichtsratsmandat von Schmid bei den Österreichischen Lotterien. Die Styria Media Group als Eigentümer der „Presse“ suspendierte Rainer Nowak daraufhin sofort. Ein tiefer Fall.

Nun darf Rainer Nowak seit Jänner 2024 in der „Krone“ als Leiter der Innen-, Außen- und Wirtschaftspolitik weiter tätig sein. Sein neuer Dienstgeber Christoph Dichand gibt den Kurs vor. Nowak muss keine Äquidistanz mehr vortäuschen und sich nicht mehr verstellen. „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“ Als Richtung der Zeitung steht im Impressum: Die Vielfalt der Meinungen ihres Herausgebers und der Redakteure.

Und was, wenn von 10 Meinungen 9 die des Herausgebers sind ...

      JL

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