Einzigartig in Österreich

Michis frische Meeres-Fische aus Weiz sind echte Steirer

„Am besten, Sie geben Mortantsch 4 in 8160 Weiz in Ihr Navi ein“, rät mir Michael Wesonig am Telefon. Kurz bevor wir sein Anwesen in der Oststeiermark erreichen, steht ein Holzschild am Wegesrand, mit dem Hinweis: „Tischlerei Eder“. Vor knapp vier Jahren hat der Steirer die ehemalige Tischlerei gekauft, diese adaptiert und begonnen, neben seiner Fischzucht im Mürztal, hier auf 550 Meter Seehöhe auch Meeresfische zu züchten.

Der heute 42-Jährige hat Holztechnik und Holzwirtschaft studiert und anschließend in der Parkett-Branche im Familienbetrieb (Weitzer) gearbeitet. „Ich war viel im Ausland, habe unter anderem in Ungarn ein Sägewerk aufgebaut“, blickt Michael Wesonig zurück. Was wichtig für ihn ist: „Ich mache immer alles mit voller Begeisterung. Alles andere interessiert mich dann nicht mehr. Wenn du immer weißt, was dich fasziniert, dann fasziniert es dich wahrscheinlich nicht mehr“, philosophiert er. Wobei die Leidenschaft für das Fischen auf seine Kindheit zurückgeht. „Wir haben ein Fischwasser im Weizbach gehabt und ich habe von klein auf, schon mit sechs Jahren gefischt.“

 

Schuld war der Otter
Später dann hat er in Mürzsteg zum Fliegenfischen begonnen. „Irgendwann ist die Mürz dann aber quasi leer gewesen. Der Otter hat alle Fische angebissen, zerkratzt und letztendlich gefressen. Innerhalb von drei Jahren ist der Fischbestand dann auf 0,3 Prozent eingebrochen.“ Jährlich plündert der Fischotter tausend Tonnen Fisch. Daher gab er seinen ursprünglichen Plan auf, Fische für das Fliegenfischen-Gewässer zu züchten. „Mit dem – geschützten – Fischotter wäre das sinnlos gewesen.“

Also hat Wesonig eine Bio-Fischzucht im Mürztal aufgebaut. „Das hat mir richtig gefallen, hat mich fasziniert, ohne dass ich jetzt wirklich erklären kann, warum“, erzählt er. „Ich habe das immer weiter ausgebaut.“

Hier bei seinem Projekt in Mortantsch hat er sich intensiv mit dem Zander beschäftigt. „In Österreich gibt es keinen idealen Lebensraum dafür. Die meisten Zander, die bei uns gegessen werden, sind aus dem Ausland“, so Wesonig.

Tausende Fische passen in eine Hand
In der Folge sind dann die Salzwasserfische dazu gekommen. „Ich habe mir gedacht, wenn du einen Meeresfisch hier züchten kannst, bist du quasi komplett unabhängig vom Meer“, so seine Intention. Wobei „züchten“ nicht ganz stimmt, denn: „Wir kaufen die Meeresfische mit 0,1 bis 0,3 Gramm und ziehen sie dann auf. Es ist auch kein Aufwand, die zu transportieren, denn da reden wir von ein paar Plastiksackerln, wo du dann eigentlich Monate lang verkaufen kannst davon. Tausende Fische passen da sozusagen rein in eine Hand. Das ist ja kein Gewicht“, erklärt er. Ein Jahr dauert es, bis sie auf dem Teller landen.

Wasserqualität entscheidend
Hauptsächlich sind es derzeit Wolfsbarsch, Doraden und Adlerfische, die er in den Salzwasserbecken hier in Mortantsch aufzieht. „Hier in den Becken fließt ja kein Quellwasser durch, wie etwa bei unserer Biozucht im Mürztal. Daher wird das Wasser laufend gefiltert und wieder neu verwendet. Du musst die perfekten Bedingungen für die Fische in der Anlage immer erhalten“, kommt Wesonig auf die Herausforderungen zu sprechen. „Wir müssen die Wasserwerte ständig kontrollieren. Das geschieht nicht automatisch, zumal sich das bei uns auch nicht auszahlt.“ Insgesamt ist es ein ständiges Beobachten. „Du musst dir immer die Wachstumskurven der Fische anschauen, für dich selbst ausloten, wie groß du die Fische werden lässt.“ In den Produktionsräumen ist es erstaunlich dunkel. „Die Fische mögen das, sie schwimmen ja auch in der Natur in einigen Metern in der Tiefe.“

Verwertet wird von den Fischen alles. „Wir haben ja auch Hunde- und Katzenfutter im Programm – ohne irgendwelche Zusätze, also in seiner reinsten Form.“ Zwei, drei Saiblingsarten, mehrere Lachsarten, Huchen, Zander, Flussbarsch, zwei Wels-Arten, und eben die drei Salzwasserfische sowie auch Garnelen sind im Angebot von „Michis Frische Fische“. „Wobei es natürlich eine Verrücktheit ist, so viele verschiedene Fische zu züchten bzw. aufzuziehen. Es ist eine Auswahl, die so in Österreich aus eigener Zucht keiner anbieten kann“, ist er klarerweise stolz auf die Einmaligkeit. Und so kann sich die Produktpalette sehen lassen: „Vom Bio-Saibling bis zur Gebirgsgarnele, von Kaviar bis zur Fischsuppe gibt’s bei uns alles.“ Und Michi Wesonig fischt nur „auf Bestellung. Für mich ist es das Schlimmste: Ich kümmere mich jeden Tag um sie und dann sind sie weg.“ Der Verkauf läuft über Bauernmärkte, Gastronomie und online. Im Schnitt verzehrt der Österreicher 8 kg Fisch pro Jahr (Fleisch: 64 kg!), nur 6 Prozent davon kommen aus Österreich.

 

Immer alles heute tun“
Wesonigs Fische sind Fleischfresser. Das Futter stammt aus Europa und basiert eben auf Fisch. Weiters sind pflanzliche Bestandteile drin, wie Pflanzenöl, Erbsen oder auch Weizen – beim Bio-Futter alles in entsprechender Qualität. „Wir füttern die Fische, bis sie satt sind“, erklärt er. Das hänge klarerweise von deren Alter ab. „Wenn sie jung sind, fressen sie im Verhältnis zum Körpergewicht sehr viel. Auch da spielen Erfahrungswerte eine große Rolle.“ Gewisse Grundlagen habe er sich natürlich aneignen müssen, aber insgesamt sei es eben ein ständiges Beobachten und auch schnelles Reagieren. „Morgen gibt’s nix zum Tun, es ist immer alles heute zu tun – und einfach alles mit Hausverstand.“

Ach, ja: Fischen tut Michael Wesonig heute übrigens gar nicht mehr. „Ich kann ja gar nicht. Da, wo ich früher gefischt habe, ist jetzt kein Fisch mehr. Und ich weiß ja, wie es vorher war.“

 

Infos: www.michis-frische-fische.at

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