Hermann Schützenhöfer tritt als Landeshauptmann zurück

Amtlich wird’s bei seiner 70er-Feier

Das Steiermarkmagazin KLIPP hat bereits im letzten Sommer (Juli 2021) darüber exklusiv berichtet, dass Hermann Schützenhöfer seinen Abschied diskret vorbereitet und diesen anlässlich der Feier zu seinem 70. Geburtstag verkünden wird.

Der totale Rückzug von Sebastian Kurz aus allen politischen Funktionen Anfang Dezember war ein weiteres Signal. Weil Schützenhöfer den Steirer Martin Polaschek als Nachfolger von Bildungsminister Heinz Fassmann in die Regierung nach Wien schickte und nicht Christopher Drexler. Dieser, schon jahrelang als “Kronprinz” gehandelt, wird nun Schützenhöfers Nachfolger.

Verkünden wird Hermann Schützenhöfer seinen Abschied aus der Politik in der Arbeiterkammer. Diesen Ort hat er für die Feierlichkeiten zu seinem (nicht existierenden) Geburtstag am 29. Februar gewählt. Gefeiert wird daher am 28. Februar. Viele Funktionäre in der Partei reagieren irritiert darauf, dass Schützenhöfer für seinen Abschied die Räume einer historischen Hochburg der SPÖ festgelegt hat.

Wer Schützenhöfer kennt, der weiß, dass er viel von Symbolpolitik und Tradition hält. Er selbst begann seine politische Karriere als ÖAAB-Funktionär in der Arbeiterkammer. Bei Wahlen war er dort nie wirklich erfolgreich. Aufmerksam machte er mit seiner Forderung nach einem Mindestlohn von 1.500 Euro brutto für jeden Arbeitnehmer in Österreich. Aber auch das machte den ÖAAB, wo er als Spitzenfunktionär um Wählergunst warb, bei den Arbeiterkammer-Wahlen nicht erfolgreicher.

Wie ein Schatten folgte Christopher Drexler auf politischer Ebene seinem Mentor Schützenhöfer. Dieser setzte ihn als Nachfolger im ÖAAB ein. Die politische Karriere der beiden ist nahezu ident: zuerst Arbeiterkammer-Funktionär, Landes-ÖAAB-Obmann, Landtagsabgeordneter, ÖVP-Klubobmann im Landtag, Landesrat und nun bald Landeshauptmann.

Erfolgreich musste Drexler bisher bei großen Wahlen nicht sein. Erst 2024 wird er sich das erste Mal direkt bei den Landtagswahlen als Spitzenkandidat beweisen müssen. Wohl die größte Herausforderung für den 51-Jährigen, der nicht als anerkannter Sympathieträger in der Volkspartei gilt. Der noch vor wenigen Monaten in einem Interview meinte, Sebastian Kurz werde als Kanzler künftig in einem Atemzug mit Leopold Figl und Bruno Kreisky genannt werden. Eine totale Fehleinschätzung, mehr politisches Fettnäpfchen geht nicht

Es bleibt Drexler als designierten Landeshauptmann nur zu wünschen, dass seine Amtszeit als Landeshauptmann länger werden wird, als die seines Vorbildes Sebastian Kurz. Dieser wiederum lobte Christopher Drexler bei dessen aufwändigen Geburtstagsfest zu seinem 50er im Sommer auf der Teichalm mit 450 Gästen für seine Intelligenz. Drexlers Ehefrau zählte zu den engsten Mitarbeitern von Sebastian Kurz und Gernot Blümel. Heute ist sie stellvertretende Kabinettschefin von ÖVP-Innenminister Gerhard Karner.

Hermann Schützenhöfer tritt zu einem Zeitpunkt ab, wo die ÖVP sowohl auf Bundesebene, wie auch auf Landesebene alle Hebeln der politischen Macht in Händen hält. Bei den nächsten Wahlen zum Nationalrat (Zeitpunkt unbestimmt) und zum Landtag (2024) wird die politische Großwetterlage für die ÖVP allerdings dramatisch anders sein. Das weiß Hermann Schützenhöfer (“einmal ist man in der Politik oben, einmal unten”) und will sich eine neuerliche Kandidatur nicht mehr antun. Als Wahlsieger abzutreten, ist das Leben danach allemal angenehmer. Er weiß um das Risiko des kommenden Absturzes seiner Partei. Andererseits gibt er damit Christopher Drexler auch ausreichend Zeit, sich als Landeshauptmann zu bewähren. Ob Schützenhöfers Rechnung aufgehen wird?

Wer Christopher Drexler in der Landesregierung folgen wird? In der steirischen ÖVP schweigt die Funktionärsgilde eisern. Es gibt allerdings Überlegungen, Siegfried Nagl nach seinem ungewollten Abschied als Bürgermeister von Graz auf Landesebene, sprich als Landesrat und Nachfolger Drexlers, noch einmal an den Start zu bringen. Nagl könnte aufgrund seiner Bekanntheit und Popularität, aber auch seiner politischen Erfahrung und als bürgerlicher Sympathieträger ein wichtiger Wahlhelfer für Drexler werden. Denn jede Landeshauptmann-Wahl wird in Graz entschieden. Und darin liegt Nagls logische Stärke als möglicher Wahlhelfer.

Der größte Trumpf von Hermann Schützenhöfer ist - er zieht sich freiwillig als Landeshauptmann zurück, kann damit parteiintern alle seine Wünsche durchsetzen. Niemand wird sich seinen Vorstellungen widersetzen. Auch das ist eine Art von parteiinterner Demokratie. Im Sommer 2021 meinte Schützenhöfer: “Bei hohem Wellengang verlässt kein Kapitän die Brücke.” Obwohl, da irrt Schützenhöfer: Diesen wird es für die ÖVP bei den nächsten Wahlen aber ganz sicherlich noch geben

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