Steirische Apfelernte startet

Klimakrise ist eine der größten Herausforderungen für die heimischen Obstbauern

Die ersten steirischen Äpfel sind geerntet.

Präsident Franz Titschenbacher: Steirische Äpfel sind heuer besonders aromatisch, Ernte wird frostbedingt um ein Drittel geringer ausfallen – heimische Versorgung ist aber gesichert Fotos: LK-Stmk/Fischer

Leuchtend rote, frisch geerntete Äpfel auf dem Hof von Claudia (l.), Lukas (m) und Franz Braunstein (r.).

Im Obstgarten von Familie Braunstein. Im Bild: Präsident Franz Titschenbacher, Kammerdirektor Werner Brugner, Claudia und Franz Braunstein, Obstbaupräsident Manfred Kohlfürst, Herbert Muster (Referatsleiter Obstbau in der Landwirtschaftskammer) und Lukas Braunstein (v.r.n.l.)

Die Apfelernte geht los: Präsident Franz Titschenbacher (r.), Kammerdirektor Werner Brugner (2.v.r.), Obstbaupräsident Manfred Kohlfürst (m) auf Lokalaugenschein bei Familie Braunstein in Stadtbergen bei Fürstenfeld – Franz (2.v.l.) und Sohn Lukas (l.) Braunstein.

Claudia Braunstein ist auch Mostsommelier und stellt Säfte, Brände und Moste  für den eigenen Hofladen her.

„Wetterextreme wie Frost und Trockenheit wirken sich immer stärker auf den heimischen Obstbau aus. Diese immer häufiger und massiver auftretenden Folgen der Klimaerhitzung zählen zu den größten Herausforderungen für unsere Obstbauern“, unterstreicht Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher. Auch heuer wird die steirische Apfelernte aufgrund der klimawandelbedingten Wetterkapriolen mit geschätzten 115.000 Tonnen um etwa ein Drittel geringer ausfallen. Ausschlaggebend dafür waren die sieben Frostnächte im April mit bis zu minus fünf Grad Celsius und tiefer sowie eine anhaltende Trockenheit und Hitze von Mitte Juni bis Ende Juli (insbesondere im Südosten, Raum Feldbach), wodurch die Früchte zusätzlich etwas an Größe einbüßten. „Die idealen Witterungsbedingungen im August mit viel Sonnenschein und ausreichend Niederschlägen lassen jetzt sehr aromatische, mit sehr guter innerer Qualität heranreifen, auch die Fruchtgröße hat etwas aufgeholt“, betont Titschenbacher zum Start der Apfelernte. Geerntet werden derzeit – zehn Tage später als im Vorjahr – die beliebten Sorten Gala, Elstar, Arlet und SweeTango.

Prioritärer Wasserzugang notwendig
„Mit der verhältnismäßig kleinen Apfelernte, können die steirischen Obstbauern die heimische Versorgung mit Äpfeln sichern“, betont der Kammerpräsident. Und weiter: „Unsere Obstbauern unternehmen große Anstrengungen zur Frostabwehr und zum Witterungsschutz, um die Versorgung der Österreicherinnen und Österreicher mit heimischen Obst verlässlich zu sichern.“ Bei der direkten Frostabwehr hat sich die Frostberegnung in der Praxis – in den vergangenen sechs Jahren waren die Obstbauern fünfmal hart von Frost betroffen – als wirksamste Methode erwiesen. Das in Speicherbecken gesammelte Wasser kann auch bei Trockenheit verwendet werden. Etwa zehn Prozent der steirischen Apfelkulturen können so vor Frost und Dürre geschützt werden. Dazu Präsident Franz Titschenbacher: „Um die Kulturen noch besser vor Wetterkapriolen zu schützen, braucht die Landwirtschaft einen prioritären und einfacheren Zugang zum Wasser. Wer eine sichere Versorgung mit heimischem Obst will, muss auch Produktion ermöglichen. Jahrelange Wasserrechtsverfahren sind zu kostspielig und bewirken leider das Gegenteil.“

Mit neuen Sorten in die Zukunft
Neben dem Schutz vor Frost und Trockenheit setzen die heimischen Obstbauern auch auf Hagelschutznetze, die auch gegen Hitzeschäden wirken – allein von Mitte Juni bis Ende Juli lagen die Tageshöchsttemperaturen an 14 Tagen bei über 30 Grad Celsius. „Neuanlagen errichten die Obstbauern so gut wie immer mit Hagelschutznetz und Bewässerung soweit möglich“, sagt Manfred Kohlfürst, Präsident des Österreichischen und Steirischen Obstbauverbandes und betont: „Zusätzlich zum vorrangigen Ziel der Versorgungssicherung begeistern die heimischen Obstbauern die Österreicherinnen und Österreicher mit neuen Sorten: Kanzi, Evelina, Jazz, Tessa, SweeTango oder Natyra.“ Der Flächenanteil dieser neuen Sorten liegt bereits bei knapp zehn Prozent oder etwa 450 Hektar der steirischen Apfelkulturen.

Der steirische Apfelanbau ist stark von Handarbeit geprägt und erfolgt durchwegs in kleinen Familienbetrieben wie auch bei Familie Claudia und Franz Braunstein in Fürstenfeld. „Die Wasserverfügbarkeit und der aktive Schutz der Obstkulturen vor Wetterkapriolen ist der zentrale Schlüssel, damit die bäuerlichen Familienbetriebe ihre Zukunft sichern können“, sagt Kammerdirektor Werner Brugner. Daher hat die Landwirtschaftskammer die Obstbauberatung um den besonderen Schwerpunkt „Wasser und Frostschutz“ erweitert. Brugner: „Unsere erfahrenen Experten unterstützen und begleiten die Obstproduzenten beim Frost- und Witterungsschutz ihrer Kulturen, insbesondere auch bei der Errichtung von Frostberegnungs- und Bewässerungsanlagen mit Speicherbecken.“ Von den mittlerweile 500 Hektar mit Frostberegnungsanlagen ausgestatteten Obstgärten wurde etwa die Hälfte davon in den vergangenen fünf Jahren errichtet, resümiert der Kammerdirektor.

Zahlen und Fakten
Rund 1.100 Apfelproduzenten kultivieren auf 5.251 Hektar steirische Äpfel und sichern damit in der Landwirtschaft sowie im vor- und nachgelagerten Umfeld mehr als 3.000 Arbeitsplätze in der Grünen Mark. Der Transportweg eines steirischen Apfels bis ins Geschäft beträgt 150 Kilometer, während weitgereiste Äpfel aus Neuseeland 19.000 Kilometer bis nach Österreich zurücklegen. Die Steiermark ist der Obstgarten Österreichs: 80 Prozent der österreichischen Tafeläpfel kommen aus der Steiermark.

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