Verhöhnung der „Krone“-Leser …

Leider kein Faschingscherz. Peinlicher Leserbrief „made in Krone“

Wenn mit einem verhängnisvollen Fehler ein hinter den Kulissen fragwürdiges System zum Vorschein kommt und damit eine Verhöhnung der „Krone“-Leserfamilie: Das gab es in der Sonntagsausgabe der „Kronezeitung“ am 12. Februar. In einer dreiseitigen Reportage interviewte Conny Bischofberger die SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner unter dem Titel „Wie lange tun Sie sich das noch an, Frau Rendi-Wagner?“, so mitfühlend die Journalistin.

Ein peinlicher Lapsus des Blattes entlarvte allerdings den Geist des Ganzen. In der gleichen Ausgabe, in der das Interview stand, erschien nämlich unter dem Titel „Positiver Bericht“ auf Seite 36 folgender Leserbrief:

Sehr geehrte Frau Bischofberger, Ihr Bericht ist nur zu gut gelungen! Ich finde es wirklich ganz toll, dass Sie so positiv über die Frau Rendi-Wagner geschrieben haben. Vor allem die Aussage von Gandhi hat mir sehr gut gefallen! Genau so läuft es im Leben! Ich hoffe, noch viele weitere tolle Berichte von Ihnen lesen zu dürfen! So gute Beschreibungen brauchen wir mehr! Es ist schön zu sehen, dass es noch Medien gibt, wo die Wahrheit so hervorragend untersucht wird! 
Gudrun Alpendorfer, per E-Mail 

In der Leserbrief-Redaktion der „Kronenzeitung“ muss es offensichtlich Gedankenleser geben. Denn wie sonst hätte die Frau Alpendorfer schon vor Erscheinen wissen können, was im Interview von Frau Bischofberger stehen wird.

Auch die Zeitschrift „Falter“ hat dieses Ereignis von „Medial-Partnerschaft“ aufgegriffen. Dort heißt es: „Das – gemeint ist der Leserbrief – konnte zwar von der SPÖ stammen, da Gudrun Alpendorfer weder per E-Mail, noch sonst wie existieren dürfte. Aber die Zeitung druckte es so bereitwillig, dass sie nicht einmal das Erscheinen des Interviews abwartete. Gudrun Alpendorfer lobte die Interviewerin Bischofberger, ehe diese Anlass zum Lob gegeben hatte. Wir haben also ein Beispiel von Medien-Kooperation, in dem die SPÖ-Chefin meint, in einem wohl gefälligen Interview im Leitmedium des Landes publizistische Meter zu machen. Sie macht aber nichts außer einer wattierten Show, die unpolitisch bleibt. Sie opfert Politik auf dem Altar dessen, was man Medial-Partnerschaft nennen muss. Eine Umarmung zum vermeintlichen gegenseitigen Vorteil, die aber in diesem Fall niemanden nützt, weil der Zweck der Unternehmung so deutlich vor uns steht. Das Medium sichert seine Machtposition, die Politikerin glaubt nur, das zu tun.“ (Zitat Ende) „Falter“ 7/23

Ein Vorschlag: In der „Krone“ findet sich auf der Seite, wo das Impressum steht, auch die Anzeigenrubrik „Beratung“. Dort werden die Dienste von Wahrsagern, Hellsehern, Vorausblickern, Kartenlegern angeboten. Wie wäre es, eine/n Vertreter:in dieser Zunft künftig noch stärker in die Arbeit der Leser-Redaktion einzubinden?

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