Weniger steirische Äpfel

Sorgenfalten bei Obstbauern: Markante Schieflage in der Wertschöpfungskette

Die Sonne lacht vom Himmel – hier auf der Apfelplantage des Obstbaubetriebes Gschweitl in St. Ruprecht an der Raab. Und dennoch sind Wolken am Himmel, haben die heimischen Obstbauern große Sorgenfalten.

In diesen Tagen startet die Apfelernte. Mit geschätzten 111.000 Tonnen werden die sterischen Obstbäuerinnen und Obstbauern eine um 25 Prozent geringere Ernte einfahren als im vergangenen Jahr. Für das Ernte-Minus zeichnen die Spätfröste mit bis zu minus sieben Grad Celsius und das ungünstige, verregnete Blühwetter verantwortlich. Eine schlechte Nachricht für heimische Konsumenten, denn das wird wahrscheinlich auch zu höheren Preisen in den Supermärkten führen. „Wobei trotz der großen Herausforderungen in diesem Jahr und der geringeren Ernte die Versorgung der Bevölkerung gesichert ist“, wie Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher betont.

Gewinne bleiben woanders hängen

Im Schnitt kostet ein Kilogramm steirischer Äpfel im Geschäft 2,09 Euro (1,90 Euro netto). Nur knapp ein Viertel von diesem Endverbraucherpreis – 23,7 Prozent (45 Cent) bleiben derzeit für den Bauern. Eine krasse Schieflage. Obwohl die heimischen Obstbauern beste Qualität anbieten, maximale Produktionsstandards erfüllen und ein enormes Risiko tragen. „Unsere Produktionskosten liegen jedoch bei mindestens 60 Cent“, so Obstbauer Martin Gschweitl.

Nicht zuletzt durch diesen enormen Preisdruck sind seit 2010 auch die Obstbauflächen in der Steiermark um etwa ein Viertel von rund 6.200 auf 4.800 Hektar zurück gegangen. „Und auch das Bauernsterben spürt man gerade im Obstbau. Waren es zu Hochzeiten in den 1990er-Jahren noch 1.500 Betriebe in der Steiermark, so sind es jetzt nur mehr gut 1.000 Betriebe“, erläutert Maria Pein, Vizepräsidentin der steirischen Landwirtschaftskammer.

Äpfel wieder sexy machen

Im Schnitt 19,2 Kilogramm Äpfel essen die Österreicher jedes Jahr. Und trotzdem ist ein Apfel nicht immer „trendy“, wie Manfred Kohlfürst, Präsident des österreichischen und steirischen Obstbauverbandes anmerkt. „Er ist für uns selbstverständlich, hat nicht das Image als cooles Obst.“ Mit der Kampagne „Apfel essen nicht vergessen!“ will man auf seinen Wert für Gesundheit und regionale Wertschöpfung, auf Faktoren wie Klimafreundlichkeit und Versorgungssicherheit aufmerksam machen. Martin Gschweitl spricht davon, „Äpfel wieder sexy machen“ zu wollen.

„Da experimentieren wir viel mit neuen Sorten, die sich von den anderen im Geschmack abheben und klarerweise auch optisch gut ausschauen. Das Apfel-Erlebnis soll in Zukunft für den Konsumenten etwas Neues sein“, verspricht der Jung-Bauer.
Und auch durch Veredelung am Hof versuchen viele Bauern, die Wertschöpfung zu steigern. Sie produzieren Most, Säfte oder Edelbrände.

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