Barrierefrei ist nicht gleich barrierefrei

Sorgenfreier Urlaub ohne Hindernisse auch für Menschen mit Behinderungen

Spontaner Kurztrip – wohl eher nicht. Denn wenn Hanna Kamrat verreisen möchte, muss sie mit der Planung früh beginnen: Nicht nur die Lage des Hotels, Reisezeit und Preis spielen eine Rolle, auch Bett, Toilette, Kasten, Kühlschrank – und selbst der Spiegel – müssen für sie passen. Warum? Hanna Kamrat ist Rollstuhlfahrerin und braucht eine barrierefreie Unterkunft. „Ich prüfe Unterkünfte genau, bevor ich ein Angebot buche – und zwar vom Kleiderschrank bis zum Bett. Denn Barrieren gibt es viele, auch abseits der offensichtlichen“, erzählt sie.

Eigentlich, so möchte man meinen, sollten die meisten Hotels und Unterkünfte in Österreich bereits vollkommen barrierefrei sein. Denn Österreich hat sich bereits vor 15 Jahren zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet. Und dort heißt es in Artikel 9: „Die Vertragsstaaten sorgen dafür, dass Gebäude, Straßen und Transportmittel, Informationen und Kommunikationsmittel in Stadt und Land von allen gleichberechtigt genutzt werden können.“

Der Teufel, sprich die Hürde, steckt oft im Detail: Während das Bewusstsein für barrierefreie Zugänge – also Rampen statt Stufen – inzwischen meist da ist, fehlt es an anderen Stellen noch. Hanna Kamrat setzt sich als Selbstvertreterin der Lebenshilfe Steiermark dafür ein, gerade auf solche Barrieren aufmerksam zu machen. Denn sie ist als Betroffene schließlich Expertin auf diesem Gebiet und kämpft aktiv für Inklusion.

„Endlich ein Spiegel, in dem ich mich sehen kann!“

Sandra und Martin Höcher, Betreiber der Salzkammergut Lodge in Ebensee, haben Hanna Kamrats Expertise vor rund einem Jahr in Anspruch genommen: Ihr Apartment sollte barrierefrei werden – und zwar völlig. Gemeinsam mit Hanna Kamrat wurde eine der Unterkünfte speziell für Menschen geplant, die einen Rollstuhl benutzen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wie Hanna Kamrat berichtet: „In jedem Raum wurden sämtliche Barrieren beseitigt. Es gibt alles: vom Rollstuhl-Bad mit Spiegel, in dem ich mich endlich auch mal sehe, über einer Küche, in der alles auf meiner Höhe ist, bis hin zum Pflegebett, das gar nicht so aussieht.“ Und vom verglasten Balkon der Unterkunft hat man eine herrliche Aussicht auf die Traun – ohne dass ein Geländer den Blick stört. Denn wenn man einen Rollstuhl verwendet, befindet sich das normalerweise genau im Sichtfeld. So kann Hanna Kamrat ungestört den Ausblick genießen.

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