Der Rad-Klassiker: Von Passau Donau-abwärts

Es gibt unzählige interessante Fahrradtouren, aber so bequem und so perfekt organisiert lässt es sich nur an der guten alten Donau radeln. KLIPP war dort unterwegs und erlebte ein faszinierendes Stück Österreich.

„Warum nicht einmal anders?“ – meinte der 13-jährige Familiennachwuchs bei der Planung unserer Tour. Gedacht, getan. Mit der Bahn ging es nach Linz. Dort stiegen wir am frühen Nachmittag am Lentos-Ufer auf ein Ausflugsschiff nach Passau um. Bei gutem Wetter am Oberdeck sitzend ging es in den nächsten Stunden gemächlich 80 Kilometer Donau-aufwärts.

Wir lernten so die Strecke kennen, die wir uns am nächsten Tag als Tagesetappe vorgenommen hatten. Am Abend dann ein Spaziergang durch die Altstadt von Passau. Es gibt malerische Plätze, verwinkelte Gassen und romantische Promenaden – am Drei-Flüsse-Eck eröffnet sich beim Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz ein faszinierendes Naturschauspiel.

Unser erster Weg führt uns am Morgen in die „Fahrradklinik“, die in der Altstadt liegt. Per Mail hatten wir unser Körpergewicht, die Größe und den Wunsch für E-Bikes an Matthias Drasch übermittelt. Alles funktionierte perfekt. Die Räder standen schon bereit. Wir wollten sie dann in Klosterneuburg zurückgeben. Aber es gibt unterwegs auch andere Stationen, für jene, die nur eine Zwei- oder Dreitagestour am Wochenende an der Donau vorhaben.

Wer kein All-inklusive-Paket bei Austria Radreisen oder Oberösterreich Touristik gebucht hat, der kann sein Gepäck auch jeden Morgen vom Hotel oder der Pension, wo er genächtigt hat, abholen lassen und findet es am Nachmittag zuverlässig in der nächsten Unterkunft vor. Die All-inklusive-Angebote sind auf verschiedene Zielgruppen abgestimmt – vom sportlichen Radler, der längere Etappen bevorzugt, bis hin zum Genießer-Paket mit ausgewählten Gourmet-Stationen.

In der „Fahrradklinik“ decken wir uns mit Kartenmaterial ein und es gibt wertvolle Tipps, an welchen Stellen wir mit der Fähre aufs linke oder rechte Donauufer wechseln sollten. Und dann geht’s auch schon los. Unsere erste Labestation wird in Schlögen sein, nach einer Fahrt von rund 40 Kilometern. Nach Passau werden die Ufer links und rechts deutlich steiler. Die Donau durchfließt Täler mit sattgrün bewaldeten Hängen. Bei einer Trinkpause kommen wir mit einer kleinen Gruppe Radler ins Gespräch, die wie wir nach Linz rollen. Für sie soll es aber am Tag darauf wieder nach Passau zurück gehen. Sie sind nur fürs Wochenende hier her gekommen und dann geht es wieder nach Hause.

Um die Mittagszeit erreichen wir den Camper- und Urlaubsort Schlögen. In der so genannten Schlögener Schlinge, einem einzigartigen Naturschauspiel, wechselt die Donau zwei Mal die Richtung um ganze 180 Grad. Auf der Terrasse des Hotels genießen wir dieses Schauspiel und beobachten den regen Schiffsverkehr. Die Räder „hängen“ in der Zwischenzeit in der Fahrradgarage an der Steckdose. Und mit voll aufgeladenem Akku geht es dann weiter nach Aschach – einem weiteren Zwischenstopp auf dem Weg nach Linz.

Zu viel Zeit wollen wir uns bei den Trink- und Fotopausen nicht gönnen, denn wir möchten am Nachmittag in Linz ankommen, da wir am Abend ins Landestheater wollen – es gibt sozusagen einen Abstecher zur Kultur. Im Hotel „wartet“ bereits unser Gepäck. Frisch geduscht und ausgerastet geht es dann am Abend zum Musical „Chicago“ – wie der Donauradweg selbst, auch ein Klassiker.

Hinauf nach Mauthausen

Leider gibt es Regen schon am Morgen. Unser Etappenziel heißt Grein im Strudengau. Kein Wetter für jedermann, doch wir lassen uns dadurch nicht abhalten loszufahren. Gut geschützt durch die Regenkleidung peilen wir unseren ersten Stopp an diesem Tag an – die Gedenkstätte Mauthausen. Diese liegt knapp 20 Kilometer entfernt von Linz auf einer Anhöhe am nördlichen Ufer der Donau. Da heißt es bergauf zu strampeln, doch am Vormittag sind wir ja noch fi t.

Die Tour durch das ehemalige Konzentrationslager lässt jeden Besucher betroffen und nachdenklich zurück. Es ist eine Gedenkstätte des Schreckens, ein Besuch, der dem Gemüt viel abverlangt und mit der fröhlichen Stimmung war es schlagartig vorbei. Unvorstellbar, wozu Menschen fähig sind. Schweigsam radeln wir in Richtung Grein, unauslöschlich bleiben die Schreckensbilder aus Mauthausen im Gedächtnis.

Die Gegend ist flach im Machland im Donautal, doch danach ändert sich die Landschaft abrupt. Die bewaldeten, hoch aufragenden Hügel beiderseits des Flusses zwingen die Donau mit Gewalt in den Strudengau hinein. Die unbändige Kraft des Wassers und zahlreiche Felsen im Flussbett brachten es mit sich, dass gurgelnde Strudel diesen Stromabschnitt einst unsicher machten. Die Schiffsleute waren, bevor sie den gefährlichen Stromabschnitt befuhren, angehalten, in Grein ortskundige Lotsen an Bord zu nehmen. Ein Geschäft, das sich für die Greiner mehr als rentierte, kam das Städtchen doch so zu ansehnlichem Wohlstand. Prächtige Häuser prägen den Stadtplatz und nach wie vor besteht hier das älteste bürgerliche Stadttheater Österreichs. Heute ist von der Abenteuerlichkeit am Fluss nichts mehr zu spüren. Die großen Donaukreuzfahrtschiffe gleiten ruhig durch den einst gefährlichen Strudengau.

Am nächsten Tag heißt unser Etappenziel Krems. Es geht durch die weltbekannte Wachau, wo das Stift Melk majestätisch auf seinem Hügel thront und die grünen Terrassen der Weinberge die bekanntesten Weine Österreichs reifen lassen. Und natürlich machen wir in Melk Stopp und sehen uns das Stift Melk auch selbst an. In Krems angekommen wollen wir uns von unserem Navi zum Hotel führen lassen. Doch das funktioniert erst mit einigen Umwegen und dabei stoßen wir auf eine Besonderheit der Universitätsstadt: Das Hochsicherheitsgefängnis Stein liegt praktisch mitten in der Stadt, ganz in Nachbarschaft zur Universität, wo wir auch im arte Hotel Krems nächtigen.

Von Krems geht es am nächsten Tag über das sagenumwobene Dürnstein nach Klosterneuburg. 370 Kilometer Raderlebnis liegen hinter uns. Kurzer, aber erfreulicher Kommentar unseres 13-jährigen Jungradlers: „Es war super!“

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