Er macht’s auf die saure Tour

Alois Gölles aus Riegersburg – der Herr des Essigs und der Edelbrände

Sein Freund und Nachbar Sepp Zotter in Bergl bei Riegersburg, nur wenige Kilometer entfernt, tut es auf die süße Tour, sprich mit Schokolade. Alois Gölles macht es auf die saure Tour: Seine Gäste können selbstständig Essige, Edelbrände und die dazugehörigen Gewürze riechen, schmecken, erraten und kosten. Möglich geworden im Jahr 2015 durch den Bau einer, großzügig angelegten Manufaktur.

Der Oststeirer Alois Gölles brachte bereits vor 40 Jahren – im Jahr 1984 – die Weinkenner, Spitzenköche und Feinspitze in Sachen gutes Essen zum Staunen. „Damals servierte er erstmals einen Balsamessig aus Äpfeln. Zu einer Zeit, als auf manchen Flaschen Essigkonzentrat noch ein Totenkopf als Gefahrenhinweis angebracht war“, erinnert sich der Pionier, der den aus Apfelmost vergorenen Essig erfunden hat.

Würzige alte steirische Sorten wie Maschansker, Cox- und Jonathan-Kreuzungen, Rosenapfel oder Bohnapfel sind ideal. „Die haben eine recht hohe Säure und mitunter sogar bitter schmeckende Gerbstoffe“, so Gölles. Genau diese brauche man für den Most, aus dem dann guter Essig wird, verrät er eines seiner Geheimnisse. Bis Ende der 1990er-Jahre hielt Gölles, mangels Konkurrenz, sogar das Produktmonopol. Sein Apfelbalsamessig fand viele Abnehmer und als er 15 Jahre nach „Erfindung“ Konkurrenz bekam, war er bereits der „Herr des Essigs“ und eine der ersten Adressen für Edelbrände.

Heute kommen pro Jahr rund 30.000 Besucher in den Betrieb, 20.000 davon in die „gläserne Manufaktur“ – Verkostung inklusive. Und obwohl der Markt für Obstbrände „seit 20 Jahren kleiner wird, haben wir immer noch leichte Zuwächse“, so Gölles. „Das ist unserer langfristigen Strategie zu verdanken.“ Aktuell halten sich beim Umsatz Essig und Spirituosen die Waage. „Unser Portfolio umfasst 15 bis 20 Essige, wobei kein Produkt an den Erfolg des klassischen Apfelbalsams je anschließen konnte.“

... Kultstatus

Die Gölles-Produkte aus dem Vulkanland haben Kultstatus. Und warum das so ist? Früher, da wurden die das beste Obst verkauft, aus den guten Früchten Säfte gemacht und aus dem Fallobst Schnaps gemacht. Alois Gölles: „Wir waren die Ersten, die aus dem besten Obst Edelbrände erzeugt haben.“ Anfangs wurde er deshalb sogar belächelt.

Dort, wo früher alte Gebäude standen, erstrahlt heute die Manufaktur in Stang. Die drei Seiten des Hauses sind um einen Innenhof gezogen, der als Ruheoase zum Verweilen einlädt. Getüftelt, überlegt, verworfen wurde in den letzten Jahren vieles. Alois Gölles, heute entspannt und zufrieden: „Das entspricht auch dem, was wir erzeugen. Auch unsere Produkte brauchen Zeit zum Reifen.“

Die großteils natürlichen Materialien passen zur Philosophie des Vordenkers in Sachen Kulinarik. Es gibt viel Eichenholz, weil ja auch rund 2.000 Essige und Edelbrände in den Lagerräumen in Eichenfässern ruhen. In einem Brunnen werden übermannshohe Flaschen vom Wasser umspült, und Kupfer ist ein deutlich sichtbares Element bei den Vitrinen, Stiegen und Säulen. „Weil bei uns ja auch in Kupferkesseln gebrannt wird“, so Gölles.

Leidenschaft für Hochprozentiges

Diese teilt Alois Gölles mit seinem Sohn David. Der 35-jährige ist im Betrieb aufgewachsen und wird ab nächstes Jahr auch dessen Leitung übernehmen. Am 29. März 2025 wird Alois Gölles 65 und übergibt dann an ihn. David Gölles hat nach dem Studium der Lebensmittel- und Biotechnologie in Wien und Erfahrungen im Ausland im Jahr 2018 gemeinsam mit seiner Partnerin Katharina Fleck auch einen eigenen Betrieb aufgebaut. In einem ehemaligen Wirtshaus, nur fünf Kilometer vom Stammhaus entfernt, entstand das „House of Whiskey, Gin & Rum“. Vater und Sohn teilen also ihre  „Leidenschaft für Hochprozentiges“ ...

Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

* Diese Felder sind erforderlich.

Sei der erste der kommentiert