Magische Momente – nicht nur für Harry-Potter-Fans

Wo Drachen lauern und Zauberbesen fliegen. In den Warner Bros. Studios in London kann man in die Welt des Zauberlehrlings eintauchen

Wir sind unterwegs mit der U-Bahn und London-Rail in den Nordwesten der Britischen Hauptstadt nach Watford. Es wird für mich als „Harry Potter Head“ ein ganz besonderer Moment. Mal sehen, wie‘s meinem Opa gefällt. Unser Ziel sind die Warner Bros. Studios, wo Harry Potter seit rund zehn Jahren sein „Zuhause“ hat. Täglich bekommt er Besuch von tausenden Fans aus aller Welt. Die Erwartung ist groß und Harry enttäuscht sie nicht. Die originalen Filmkulissen in den Studios sind eindrucksvoll und zeigen, wie viel Aufwand hinter diesen Fantasiefilmen steckt.

Wochenlang haben wir in der Familie über die Online-Buchungsplattformen Tickets gesucht. Es gibt keine andere Möglichkeit, sich welche zu besorgen. Man braucht eine Menge Glück, denn die Studiotouren, welche es mehrmals am Tag gibt, sind auf Wochen – ja man kann sagen Monate – ausgebucht. Egal, ob in der Ferienzeit, die bei uns eben in den Sommermonaten ist, oder zu einem anderen Zeitpunkt. Jeder der Fans weltweit versucht, sich zu jeder Tages- und Nachtzeit ein Ticket zu sichern.

Von 10 Uhr morgens bis 22 Uhr läuft das Spektakel täglich ab. Und auch mein Opa und ich wollen möglichst früh vor Ort sein, damit ich genügend Zeit habe, Harrys Zuhause genau unter die Lupe zu nehmen. Dort, wo der Großteil der Harry- Potter-Story verfilmt wurde. Meine Botschaft an alle, die noch nicht dort waren: Auch wenn man nur noch die 16-Uhr-Tour buchen kann – es bleibt genügend Zeit, sich alles genau anzusehen. Allerdings muss man dann in Kauf nehmen, erst so um Mitternacht wieder in seinem Quartier irgendwo in London zurück zu sein.

„The Making of Harry Potter“ nennt sich die detailverliebte Studiotour, die für jeden Besucher – auch mein Opa war beeindruckt – zum vergnüglichen Erlebnis wird. Selbst wenn man die Harry-Potter-Filme nicht gesehen hat oder auch die Bücher Joanne K. Rowlings (sie wurde damit eine der reichsten Frauen der Welt) über den Zauberlehrling nicht gelesen hat –fad wird einem dabei nicht.

Mit viel Liebe zum Detail und großem Aufwand wurde in den Studios eine magische Welt erbaut, die einen eintauchen lässt in die Welt des Zauberlehrlings. Es gibt so viel zu entdecken, dass wir im Gedränge um Harry Potter darauf achten müssen, uns nicht zu verlieren. Wir durchwandern Räume, die ich aus den Filmen kenne. Unzählige Fotos und Selfies werden von der großen Halle mit den schwebenden Kerzen geschossen, Utensilien, Kostüme und Masken bestaunt oder ganz einfach einmal ausprobiert, ob man auf so einem Zauberbesen wirklich dahinfliegen kann.

In einer eigens geschaffenen „Green Box“ lasse ich mich mit flatterndem Zauberer-Cape filmen – so als würde ich gerade über Hogwarts hinweg schweben. Weil so viel Staunen auch hungrig macht, spendiert uns der Opa dann in der Caféteria das Butter-Bier – alkoholfrei, versteht sich. Dazu bestellen wir natürlich die passende Burger-Variante. So gestärkt machen wir uns auf, um die Welt der Drachen zu erforschen.

Gruselig genug

Schon über dem Eingangsbereich der Studios schwebt der Ungarische Hornschwanz – ein riesiges, furchteinflößendes Exemplar –, so als wollte er uns daran hindern, tiefer in die Ausstellungsräume vorzudringen. Und irgendwann mitten in der Ausstellung begegnet er uns wieder.

Ich ahne schon am drohenden Schnauben, dass gleich etwas Schreckliches passieren wird. Ein toller Videotrick fesselt unsere Aufmerksamkeit so, als würden wir tatsächlich von einem feuerspeienden Ungeheuer attackiert. Auch Opa staunt und wir setzen uns dieser Bedrohung mehrmals aus. Sie bleibt aber dennoch gruselig genug.

Und weil wir gerade beim Fürchten sind: Im Verbotenen Wald, dessen Betreten den Hogwarts-Schülern strengstens verboten ist, sorgen Riesenspinnen für Gänsehaut-Feeling. Erst bei mehrmaligem Durchgehen werden sie einem etwas sympathischer.

Es bleibt aber faszinierend, wenn man sieht, mit welchen Tricks und Kniffen das Fantasie-Kino arbeitet. Natürlich kommt es aber auch zu einer gewissen Ernüchterung oder Entzauberung der Magie und ihrer Kreaturen. Genauso, wie wenn man als Kind erfährt, dass es den Weihnachtsmann und das Christkind nicht wirklich gibt, die Figuren einem aber trotzdem sympathisch bleiben.

So wie die Familie von Harry Potters bestem Freund Ron Weasley und ich endlich einen Blick in deren chaotische Küche werfen kann und per Knopfdruck ein Bügeleisen und eine Spülbürste aktiviere, die dann wie durch Zauberhand die Hausarbeit erledigen. Einfach cool! Für mich völlig unerwartet: Das ist die riesige Bahnstation mit dem Hogwarts Express. Ein echter ausrangierter Zug, Baujahr 1937, steht auf Gleis 9 ¾ bereit und lässt mit viel Lärm Dampf ab. Und in der täuschend echt ausstaffierten Winkelgasse kann man die Auslage von Weasleys zauberhaften Zauberscherzen bestaunen.

„Das ist der absolute Hammer“, entfährt es mir, als wir den Souveniershop betreten. Ein „Hammer“ auch für jeden erwachsenen Kreditkarteninhaber (Opa!), wenn nach der Einkaufstour wenige Wochen später die Kreditkartenabrechnung zugeschickt wird. Diese lässt sich mit keinem der von dort mitgebrachten Zauberstäbe wegzaubern. Leider. Ich zum Opa: „Es war so cool, dass ich sicher noch einmal herkommen möchte. See you soon, Harry!“

PS: Fast hätte ich es vergessen. Natürlich gefällt mir London auch als Stadt. Besonders beeindruckt haben mich die Towerbridge und das Fahren mit den Doppeldeckerbussen, weil man „aus dem 1. Stock“ immer einen tollen Überblick hat. In guter Erinnerung bleiben mir auch der Piccadilly Circus und der Buckingham Palace, sowie Chinatown. Auch das Nationalgericht „Fish & Chips“ – einmal unterwegs probiert – hat schon was für sich. Und ganz lustig und interessant finde ich, wenn die Engländer untereinander sprechen und ich mit meinem Schulenglisch – an seiner Verbesserung arbeite ich intensiv – nur „Bahnhof verstanden“ habe.

Reprise: Vor Ort war ein KLIPP-Team kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie im Jahre 2019.

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