Bin traurig, aber nicht enttäuscht

Ich schaltete gestern erst verspätet, in der fünften Minute nach Spielbeginn, den Fernseher ein und sah ungläubig, dass 0:1 gegen die Türkei. Bereits da ahnte ich – nein, es war mir klar –, dass unserer Mannschaft an diesem Tag das oft zitierte Quäntchen Glück, nicht die Leistung, für den nötigen Erfolg über die Türken fehlen würde. Daher bin ich eben traurig, aber nicht enttäuscht gewesen. Warum?

Weil ich als optimistischer Realist erkennen musste, dass die Türken an diesem Abend mit ihrer defensiven, aber disziplinierten Spielweise und durch ihr frühes Führungstor die Österreicher dazu zwangen, ihrem Glück nachlaufen zu müssen. Und wie das dann in solchen Momenten schicksalshaft gegeben ist: Du kriegst das Glück nicht zu fassen. Man ist oft knapp dran, glaubt es schon in der Hand zu haben, doch es gelingt es nicht. Und so blieb es praktisch bis in die letzten Sekunden des Spiels. Als Baumgartner mit seinem platzierten Kopfball (9 von 10 Mal ist das ein Tor) am türkischen Schlussmann scheiterte. Und dieser – eh schon wissen – den Sieg und damit den Aufstieg rettete.

Anders die Türkei, die aus nur zwei Corner-Situationen – allerdings einstudiert und raffiniert geschossen – zum Erfolg kam. Es waren somit nicht die Türken als Mannschaft, sondern das Duo mit dem talentierten Jungstar Güler (Flankengeber), Demiral (Kopftor), das den Österreichern den Todesstoß versetzte.

Warum ich als optimistischer Realist nur traurig, aber nicht enttäuscht bin, hat auch noch einen anderen Grund. Die Türkei hat gestern mit dem Quäntchen Glück gewonnen, wird aber gegen die Niederlande am kommenden Samstag (6. Juli) ausscheiden. Somit bleibt uns Österreichern dieses „Schicksal“ erspart, wo wir doch die Holländer in der Gruppenphase erstmals in einem Turnier besiegen konnten. Die Niederlage gegen Österreich hat sie – klar – genervt. Aber sie wussten, dass sie ohne Folge blieb, weil die Oranjes bereits qualifiziert waren. Und sie waren damit vorgewarnt. Wäre so gesehen ein Ausscheiden gegen die Holländer im Viertelfinale weniger schmerzhaft gewesen? Möglicherweise.

Die Niederländer werden auch im Finale stehen. Weil sie nicht nur als Mannschaft gut funktionieren, sondern dazu auch noch über mehr spielerische Brillanz verfügen und damit fußballerisch klar höher einzuschätzen sind als die Türkei und Österreich.

Ausscheiden wird auch unser Nachbar Deutschland am Freitag, den 5. Juli, gegen Spanien. Denn den Spaniern als technisch beste Mannschaft reicht dazu bereits ein gewohnt gutes Spiel, den Deutschen nicht. Das alles mag „besserwisserisch“ klingen, ist es aber nicht.

Sondern nur ohne die nationale Brille gesehen.

JL

Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

* Diese Felder sind erforderlich.

Sei der erste der kommentiert