Weststeiermark: Nächtlicher Bombenalarm durch Handy

Für fünf Tage hatte der Aikido-Club in St. Josef mit Obmann und Initiator Rainer Loidl eine Gruppe von Jugendlichen mit Betreuern – insgesamt 45 Gäste – zu einem gemeinsamen Trainingscamp eingeladen. Um hier Abstand und etwas Entspannung vom drohenden Kriegsalltag zu finden.
Leider: Ein Mitglied der Gruppe hatte vergessen, seine „Bombenalarm-App“ am Handy zu deaktivieren. Als in der Nacht von einer Sekunde auf die andere plötzlich der Schrecken des Krieges im Turnsaal – wo die Gruppe nächtigte – spürbar wurde. Verständlich, es gab kurz damit Aufgeregtheit. Und mit der schmerzenden Gewissheit, dass dies in der Heimat wieder einmal drohendes Unglück bedeutete. Mit angeblich 40 Raketen und 500 Drohnen, wie heimische Medien berichten.

Umsichtig hatte das Team um Rainer Loidl zwar vorgesorgt. Die ukrainischen Gäste waren informiert, dass es am Wochenende Sirenen-Probealarm geben wird. Doch an die Handy-App hätte logischerweise niemand gedacht.
Viele von den Gästen – etliche kamen direkt aus dem Frontgebiet im Osten der Ukraine – hatten wegen der Luftangriffe die letzten Wochen nie durchschlafen können. Das Aufsuchen von Schutzräumen oder, wenn keine vorhanden sind, das Schutzsuchen in der Mitte von Häusern und dort die Entwarnung abzuwarten, gehören zu so etwas wie Alltag.

Ein Mitglied aus der Gruppe musste wenige Tage vor der Reise nach St. Josef miterleben, wie in unmittelbarer Nachbarschaft durch einen Drohnenangriff eine junge Mutter und ihr Baby unter den Opfern waren.
Was die ukrainischen Gäste bei ihrem Aufenthalt so angenehm empfanden: Die frische Luft und dass es in der Nacht so still ist.

Der Abschied am vergangenen Sonntag (28.9.) fiel nicht leicht. Bevor es mit dem Bus wieder in die Heimat ging. Die ukrainischen Gästen zeigten sich berührt von der Rundum-Betreuung und Verpflegung durch die Bevölkerung aus dem Theaterdorf St. Josef, die sie auch bekochten. Manche aus der Gruppe hatten eine 24-stündige Fahrt nach Hause vor sich und freuten sich daher besonders über den ausgiebigen Reise-Proviant – organisiert von Saubermacher-Chef Hans Roth. Auch er selbst war schon vor Ort in der Ukraine und bemüht sich, dort zu helfen.
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