Handy am Steuer erhöht die Unfallgefahr massiv

Steiermark: über 18.500 Handy-Vergehen geahndet

Wer mit dem Handy am Ohr beim Autolenken telefoniert, reagiert ähnlich schlecht wie ein Alko-Lenker mit 0,8 Promille, erinnert die Mobilitätsorganisation VCÖ. Im Vorjahr wurden in der Steiermark 18.538 Handy-Vergehen von der Polizei geahndet. Auch nach der von der Bundesregierung angekündigten Erhöhung der Strafe auf 100 Euro wird die Strafe in Österreich niedriger sein als beispielsweise in Polen, Rumänien, Italien oder Spanien. Der VCÖ spricht sich für die Aufnahme von Handy am Steuer ins Vormerksystem aus, so wie das in der Mehrheit der EU-Staaten bereits der Fall ist. Und: Das Motto „Don’t phone & drive“ beherzigen, denn auch mit Freisprecheinrichtung ist man abgelenkt.

Im Vorjahr war Ablenkung und Unachtsamkeit laut Innenministerium die Ursache für jeden 4. tödlichen Verkehrsunfall in Österreich. „Nicht jeder dieser Unfälle ist Folge von Handy am Steuer. Aber Autolenker mit dem Handy am Ohr reagieren etwa um eine halbe Sekunde verzögert. Im Straßenverkehr, wo oft ein Bruchteil einer Sekunde entscheidet, ob es zu einem Unfall kommt oder nicht, kann das fatale Folgen haben“, weist VCÖ-Experte Michael Schwendinger auf das stark erhöhte Unfallrisiko durch Handy am Steuer hin. Die Reaktionszeit ist vergleichbar schlecht, wie bei Alkolenkern mit 0,8 Promille. 

Die möglichen fatalen Folgen verdeutlicht das nachfolgende Beispiel des VCÖ. Läuft ein Kind 23 Meter vor einem Pkw, der 50 km/h fährt, auf die Straße, kann ein aufmerksamer Lenker das Auto vor dem Kind zum Stillstand bringen. Ein Autofahrer, der eine halbe Sekunde verzögert reagiert, fährt das Kind mit einer Geschwindigkeit von rund 36 km/h nieder, was mit hoher Wahrscheinlichkeit zu schweren Verletzungen führen kann. Wer während des Lenkens am Handy Nachrichten schreibt, ist sogar bis zu zwei Sekunden im Blindflug unterwegs. Deshalb beim Lenken volle Konzentration auf den Straßenverkehr und das Motto „Don’t phone & drive“ beherzigen, das gilt auch fürs Telefonieren mit Freisprecheinrichtung, rät der VCÖ.

Die von der Bundesregierung vorgesehene Erhöhung der Strafe von 50 auf 100 Euro ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber die Strafhöhe steht nach wie vor in keinem Verhältnis zum Ausmaß der Gefährdung. „Handy am Steuer ist kein Kavaliersdelikt, sondern kann Gesundheit und Leben anderer Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer gefährden“, ruft VCÖ-Experte Schwendinger in Erinnerung. Auch der EU-Vergleich zeigt, dass die Strafe in etlichen Staaten höher ist. So ist für Handy am Steuer in Polen mindestens 110 Euro zu zahlen, in Rumänien und Belgien 115 Euro, in Portugal 120 Euro, in Frankreich 135, in Luxemburg 145 Euro, in Schweden 160 Euro, Italien 165 Euro, in Dänemark und Spanien jeweils 200 Euro und in den Niederlanden 350 Euro. Der VCÖ fordert die Aufnahme von Handy am Steuer ins Vormerksystem, so wie das in Deutschland und zahlreichen anderen EU-Staaten bereits seit langem der Fall ist.

Auch verstärkte Kontrollen sind wichtig, insbesondere im Ortsgebiet. Im Vorjahr hat die Exekutive in der Steiermark 18.538 Handy am Steuer Vergehen geahndet, im Jahr 2021 waren es mit 18.583 geringfügig mehr und vor der Covid-19-Pandemie im Jahr 2019 waren es 22.105. „Die Exekutive leistet mit den Kontrollen einen wichtigen Beitrag für mehr Verkehrssicherheit und den Schutz der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer“, stellt  VCÖ-Experte Schwendinger fest. 

Auch die Strafe beim Verstoß gegen die Gurtpflicht wird erhöht, von 35 auf 50 Euro. Im Jahr 2021 waren in Österreich 30 Prozent der tödlich verunglückten Pkw-Insassen nicht angegurtet, weist der VCÖ auf die Unfallstatistik hin. Fast die Hälfte der Todesopfer war zwischen 15 und 29-Jahre jung. Insgesamt waren zweieinhalb Mal so viele Männer wie Frauen betroffen.

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