Tempo 150: „Hoher Preis für Zugewinn“

Während man in der Steiermark um die Abschaffung des IGL-100ers („Luft-Hunderter“ lt. Immisonsschutzgesetz Luft) diskutiert, steht gleichzeitig die Einführung von Tempo 150 auf Autobahnen im Gespräch.
Eine Erhöhung des Tempolimits auf 150 km/h hätte vielfache negative Folgen, stellt die Mobilitätsorganisation VCÖ fest. „Der Preis für einen Zeitgewinn, der in der Praxis deutlich geringer sein wird als in der Theorie, wäre hoch: Mehr Spritverbrauch, mehr Verkehrslärm für die Anrainerinnen und Anrainer, mehr gesundheitsschädliche Schadstoffe, ein erhöhter CO2-Ausstoß und durch den deutlich längeren Anhalteweg ein erhöhtes Unfallrisiko", macht VCÖ-Experte Michael Schwendinger aufmerksam.
Im Schnitt 19 % mehr CO2-Ausstoß
Eine Erhöhung des Tempolimits steht im Widerspruch zum Ziel, die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren und die Luftqualität in Österreich zu verbessern, weist der VCÖ auf Daten des Umweltbundesamts hin.

Im Vergleich zu Tempo 130 stoßen Österreichs Pkw bei 150 km/h im Schnitt um 19 Prozent mehr CO2 aus, die Feinstaub-Emissionen nehmen um 31 Prozent zu und die ebenfalls gesundheitsschädlichen Stickoxid-Emissionen nehmen sogar um 44 Prozent zu.
„Diese Daten beziehen sich auf ein gleichmäßiges Tempo. Doch in der Realität muss bei höherem Tempo öfters abgebremst und wieder beschleunigt werden. Das erhöht bei Verbrenner-Pkw den Schadstoffausstoß und bei allen Pkw den Brems- und Reifenabrieb. Die Folge: Noch mehr Mikroplastik gelangt in die Luft und in die Böden", betont Michael Schwendinger.
Die größeren Geschwindigkeitsunterschiede und häufigeren Bremsmanöver verschlechtern wiederum den Verkehrsfluss, das Risiko von Staubildung steigt.

Auch der Spritverbrauch nimmt mit dem Tempo zu. Ein Pkw, der bei 130 km/h 6,5 Liter pro 100 Kilometer benötigt, verbrennt bei 150 km/h im Schnitt 7,7 Liter. Auch hier gilt: Wird nach Bremsmanövern häufiger beschleunigt, steigt der Spritverbrauch zusätzlich. „Ein höherer Spritverbrauch bedeutet höhere Spritkosten, das Autofahren wird damit teurer. Und es muss häufiger zur Tankstelle gefahren werden, was übrigens auch wieder einen Teil des theoretischen Zeitgewinns zunichtemacht", so Michael Schwendinger. Während ein Pkw mit 6,5 Liter Spritverbrauch mit 50 Liter 769 Kilometer weit kommt, reicht es bei 7,7 Liter Spritverbrauch nur für 649 Kilometer. Bei Elektroautos sinkt die Reichweite bei sehr hohem Tempo stark.
Die Reichweite sinkt, der Anhalteweg, der sich aus Reaktionsweg und Bremsweg zusammensetzt, nimmt hingegen stark zu. Während ein Pkw bei 130 km/h auf trockener Fahrbahn und einer Reaktionszeit von 0,8 Sekunden bei Notbremsung nach 73 Metern steht, hat der Pkw bei gleichen Bedingungen mit 150 km/h nach 73 Metern noch eine Geschwindigkeit von 122 km/h, macht der VCÖ aufmerksam.
"Man kann sich vorstellen welche Folgen es hätte, wenn ein Auto mit diesem Tempo auf eine stehende Kolonne auffährt. Verschärft würden die Folgen von Tempolimit 150 noch durch die hohen Toleranzgrenzen beim Überschreiten von Tempolimits. Statt 150 wird dann 160 km/h oder noch schneller gefahren. Sowohl Verbrauch und Schadstoff-Ausstoß, als auch Bremsweg und Lärm nehmen mit dem Tempo exponentiell zu", verdeutlicht VCÖ-Experte Michael Schwendinger.
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