Wie viel politischen Anstand hat Ex-FPÖ-Vizebürgermeister Mario Eustacchio?

Schräger, schriller, bizarrer und unverfrorener geht’s nicht. Nach dem Auffliegen des FPÖ-Finanzskandals im Herbst 2021, also bereits vor drei Jahren, legte Mario Eustacchio seine Funktionen als Politiker und Parteichef der Grazer FPÖ zurück. Er trat auch aus der Partei aus. Ein konsequenter Schritt und nachvollziehbar, so schien es damals.

Hatte er doch sein Gelöbnis als Gemeinderat der Stadt Graz offensichtlich gebrochen, das da lautet: „Ich gelobe unverbrüchliche Treue der Republik Österreich und dem Land Steiermark und gewissenhafte Beachtung der Gesetze, unparteiische und uneigennützige Erfüllung meiner Aufgaben, strenge Wahrung der mir obliegenden Verschwiegenheitspflicht und Förderung des Wohles der Stadt Graz nach bestem Wissen und Gewissen.“

Von der Staatsanwaltschaft wurde Mario Eustacchio von Anfang an in den Ermittlungen als einer der Hauptverdächtigen geführt. Tragisch: Im April dieses Jahres wurde der ehemalige Büroleiter des als Vizebürgermeister zurückgetretenen Mario Eustacchio tot aufgefunden. Er war freiwillig aus dem Leben geschieden. Der Büroleiter war für die Ermittler ein Zeuge im Verfahren.

Skurril, völlig unerwartet, was dann nur wenige Tage später im Grazer Gemeinderat geschah. Mario Eustacchio ließ sich wieder als Gemeinderat angeloben. Mit der gleich lautenden Formel und nach außen unbeeindruckt und äußerlich ohne sichtliche Regung: „Ich gelobe unverbrüchliche Treue …“

Wie kann so etwas in einer solchen Phase überhaupt möglich sein? – fragten sich zu diesem Zeitpunkt Bürger und Beobachter. Die Vorgeschichte: Nach dem Rücktritt von Eustacchio und seinem Klubobmann Armin Sippel zerfiel der FPÖ-Gemeinderatsklub. Nach Mario Eustacchio hat Claudia Schönbacher, damals noch in der Grazer FPÖ, übernommen. Klubobmann wurde Alexis Pascuttini. Als die beiden von der Partei eine lückenlose Aufklärung und völlige Transparenz forderten, schloss man sie und ihre Unterstützer aus der Grazer FPÖ mit Zustimmung von Mario Kunasek und Herbert Kickl aus. Sie mussten daraufhin den Korruptionsfreien Gemeinderatsklub KFG bilden.

Im Gemeinderat saßen damit nur noch zwei altgediente FPÖ-Funktionäre, mit denen der KFG nichts mehr zu tun haben wollte. Für die Bildung eines Klubs braucht es aber vier Gemeinderäte. Einer der beiden, Roland Lohr, auch von den Ermittlern der Staatsanwaltschaft ins Visier genommen, legte im April 2024 sein Mandat zurück. Eustacchio kam deshalb „zum Zug“, weil laut Gesetz die gültige Wahlliste aus 2021 herangezogen wird. Und da steht er eben auf Platz eins. Und Eustacchio hatte die Kaltschnäuzigkeit, trotz seiner Verwicklung in den Finanzskandal, das Mandat anzunehmen. Daher sitzt der FPÖ-affine Mario Eustacchio jetzt als sogenannter „freier Mandatar“ im Grazer Rathaus. Wiewohl er als ehemaliger Vize-Bürgermeister und Parteichef der Grazer FPÖ als der Regisseur für den Finanzskandal angesehen wird.

Schon auffällig, dass sich seine ehemaligen Freunde an der Spitze der FPÖ für eine lückenlose Aufklärung des Finanzskandals und des Missbrauchs von Steuergeldern ausgesprochen haben, nie aber Eustacchio und Kameraden für ihr Verhalten kritisierten. Eines darf man als gesichert annehmen: Mario Eustacchio gilt als langjähriger Funktionär der steirischen FPÖ in Spitzenfunktionen, also ein Geheimnisträger.