Familien haben gelernt, mit Krisen umzugehen

„Das Positive vorweg“, so Stadtrat Kurt Hohensinner heute bei der Präsentation der zweiten Grazer Familienstudie. „Die Familien haben gelernt, mit Krisen umzugehen. Aber die Herausforderung wird sein, auch Jugendliche und Eltern mit Migrationshintergrund zu erreichen. Da ist noch Luft nach oben.“
Bereits im Jahr 2021 wurde erstmals eine groß angelegte Familienstudie präsentiert – mit dem Ziel einer breiten Bestandsaufnahme über die Situation von Familien, um auch die möglichen Einwirkungen der Covid-Pandemie einschätzen zu können. Mit teils alarmierenden Ergebnissen: Starke Belastungen und Druck durch Pandemie, Zunahme von Angst- und Depressionssymptomen oder suchtähnliche Nutzung digitaler Medien von jungen Menschen.

Zwei Jahre später folgt nun die zweite Auflage der Familienstudie Graz und geht der Frage nach, wie sich die Situation in den letzten beiden Jahren für Familien verändert hat. „Kinder, Jugendliche und Eltern sind im Allgemeinen noch immer belastet, im Vergleich zur letzten Studie zeigt sich aber eine Entspannung und Verbesserung“, fasst Jugend- und Familienstadtrat Kurt Hohensinner zusammen, „Nachhall und Reaktionen auf die Pandemie sind bei bestimmten Subgruppen und Ressourcen zu erkennen, für die meisten Eltern und Jugendlichen hat Covid aber keine besondere Relevanz mehr.“
Annähernd 3.000 Teilnehmer
Die Studie wurde vom Institut für Psychologie der Universität Graz unter Leitung von Professor Paul Jimenez und Yana Regenfelder in enger Abstimmung mit dem Amt für Jugend und Familie erarbeitet. Insgesamt haben an der Studie 2.922 Personen teilgenommen, davon 1.323 Erwachsene und 1.599 Jugendliche. Damit wurden doppelt so viele Personen befragt, wie noch 2021.

WERBUNG
Schwerpunkte auf Familien mit Migrationsgeschichte
Ingrid Krammer, Abteilungsleiterin im Amt für Jugend und Familie erläutert einen Schwerpunkt für die Zukunft: „Wir werden unseren Fokus noch stärker als bisher auf Familien mit Migrationsgeschichte legen. Wir wissen aus der Studie, dass sie von unseren Angeboten vor allem im Bereich Elternbildung und Elternberatung stark profitieren – daher wollen wir deutlich mehr Familien als bisher erreichen, am besten in Kooperation mit jenen Einrichtungen, die mit dieser Zielgruppe erfolgreich arbeiten.“

Gerald Friedrich, Leiter des Fachbereichs Psychologie im Jugendamt, sieht besonderen Bedarf im Bereich der Therapie-Angebote: „Die Belastung der Kinder ist zwar nicht mehr so hoch wie noch zur Zeiten der Pandemie, sie liegt aber leider immer noch deutlich über dem Niveau von 2019. Wir erleben eine erhöhte Nachfrage an Therapieangeboten für Kinder und Familien, aber wir können im Moment dem Bedarf an kostenfreien Angeboten nicht nachkommen. Kostenfreie Therapie-Angebote für finanziell schwache Familien bzw. deren Kinder sind aus meiner Sicht dringend notwendig.“
Sei der erste der kommentiert