Heilwolle, Steirer-Reis-Wurst oder Großraum-Iglu

„Unsere Top-Platzierten zeigen vor, dass sie in Lösungen denken und mit Feuereifer, Mut sowie unbändigem Umsetzungswillen neue Aktivitätsfelder begründen“, so Landwirtschaftskammer-Steiermark-Präsident Franz Titschenbacher bei der Präsentation der sechs Finalisten des Agrarinnovationspreises Vifzack 25. Wir stellen Ihnen die sechs Vorzeigeprojekte vor (in alphabetischer Reihenfolge):

Camping-Gäste statt mehr Kälber
Es hätte ein neuer Laufstall für ihre Mast-Kalbinnen her müssen. Doch für einen teuren Neubau war der 12-Hektar-Hof von Irene und Werner Feldhofer zu klein. Also flossen Hirnschmalz, Herzblut und Handwerk der zwei Oststeirer in die Umsetzung einer anderen Idee. „Als passionierte Camper wussten wir, was Urlauber suchen und setzten mit unserem ,Wechselland Camping’ genau das um: viel Platz für die Gäste, modernes Sanitärhaus, schnelles WLAN und Gebäcks-Service fürs Frühstück.“ Seit der Eröffnung zu Ostern 2024 bieten 25 Stellplätze samt Hofladen, E-Bike-Ladestationen und Spielplatz den Gästen eine einzigartige Kombination aus Camping-Idylle und Bauernhof-Erlebnis. Daneben gibt’s auch noch einen Hofladen, mit regionalen Köstlichkeiten. Außerdem gibt’s jeden Freitagfrisches Bauernbrot, je nach Bedarf Freilandeier von den Hennen auf der Wiese nebenan und im Sommer Schätze aus Omas Gemüsegarten.
Instagram: @wechselland_camping

Bio-Latschenkieferlikör aus schiefen Flaschen
Stefan Lendl, Biobauer mit 45 Murbodner-Rindern, ist ein Hirn- und Handwerker mit ausgeprägtem Hang, seine vielen Ideen selbst umzusetzen. Davon zeugt vor dem Hof in Floing ein riesiger Stier-Koloss aus Stahl, den der Techniker selbst geschmiedet hat. Mit seiner jüngsten Erfolgsgeschichte „zapft“ der begeisterte Direktvermarkter (u.a. Dry Aged Murbodner-Steaks) völlig neue Zielgruppen an: Inspiriert von einem Tiroler Latschenkieferlikör entstand beim Wandern in den Bergen die Idee, selbst einen solchen zu produzieren – als erster in Österreich in 100-prozentiger Bio-Qualität. „Um das zu garantieren, arbeiten wir mit dem Naturpark Sölktäler zusammen, wo die Zapfen bei Almwanderungen gesammelt werden.“ Den Bio-Korn bezieht Lendl von einem Edelbrenner in Oberösterreich, „das verbinden wir mit einem schönen Ausflug“. Das Ergebnis ist „Latschelei“, ein Bio-Latschenkieferlikör, der in Edelstahltanks reift und in kunstvolle, schiefe Flaschen gefüllt wird. Zu kaufen in fünf „s’Fachl“-Filialen, auf Skihütten und Weihnachtsmärkten, sowie ab Hof.
Instagram: @zapfenwerk

Schaf-Heilwolle hilft bei vielen Wehwehchen
Schon seit vielen Jahrzehnten arbeitet die Karina Neuhold mit 200 Mutterschafen aus Naas bei Weiz unermüdlich daran, „dass unsere Schafwolle wieder jenen Stellenwert hat, den sie verdient.“ Sie sei im Winter wärmend, im Sommer kühlend. In ihrer seit 2011 beherzt geführten Manufaktur „Karinas Wollwelt“ stieg die Nachfrage nach Wolltextilien stetig an, sodass die 54-Jährige mittlerweile die Wolle von fünf weiteren Schafbetrieben verarbeitet. Indem sie sich auf die größte Stärke von Schafwolle besann („Sie nimmt Feuchtigkeit auf, bleibt aber selbst trocken – dank des enthaltenen Lanolins“), entwickelte Karina Neuhold Gesundheitsprodukte wie Handkissen für Schlaganfallpatienten, Fersenpolster gegen Druckstellen oder Ohrenpölster für Bettlägrige. Ihre geprüften „Heilwolle“-Produkte werden bereits in sieben Apotheken verkauft und in mehreren Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern in der Oststeiermark eingesetzt.
Instagram: @karinas_wollwelt

Bei den Niederls geht’s um die Wurst
Familie Niederl vom Buschenschank Urbi lebt Innovation und Regionalität – bis hin zur SteirerREIS-Wurst. Schon seit Generationen wird Breinwurst in ihrem Direktvermarkter-Betrieb „Urbi“ mit Reis statt Hirse oder Rollgerste hergestellt. Doch vor rund zehn Jahren entschieden sich Manfred und Renate Niederl, die regionale Karte konsequent zu spielen: „Als Familie Fuchs mit SteirerREIS auf den Markt kam, war klar, dass wir auch hier auf heimische Produkte setzen, selbst wenn die Herstellung teurer für uns wird.“ Heute ist die SteirerREIS-Wurst ein Bestseller des imposanten Wurstsoriments der Niederls. Unter anderem stellt die Familie 14 verschiedene Wurstsorten her und vermarktet jährlich rund 150 Schweine – komplett selbst. Gefüttert werden die Tiere am Hof, geschlachtet seit 30 Jahren im nahegelegenen Fleischhof Raabtal, der ebenfalls auf Regionalität setzt.
Instagram: @buschenschank_urbi

„Sich nicht hinterm Hoftürl verstecken“
Das tun Verena Schöllauf und Bernhard Moitzi nicht und wollen auch andere Bauern dazu motivieren, „die Leute mitzunehmen und zu zeigen, wie Landwirtschaft wirklich ist.“ Mit ihrem sogenannten „Großraum-Iglu“ schlagen die beiden innovative Pfade der Milch ein und sorgen im Internet für Furore. Der klug ausgetüftelte, hydraulisch hebbare, leicht zu reinigende – und vor allem selbst gebaute – mobile Kälberstall, begeistert nicht nur die jüngsten Tiere der vielfach prämierten Fleckviehherde am Moosbauer-Hof, sondern auch bereits eine Million Instagram-Nutzer. Dort geben die künftigen Hofübernehmer mit Witz und Authentizität Einblicke in ihren Alltag mit 80 Milchkühen in Obdach. Die beiden sehen in innovativer Kommunikation den Schlüssel für ein besseres Verständnis zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft. Und das nicht nur virtuell. Mit dem neuen „Pfad der Milch“ informieren sie die zahlreichen Spaziergänger rund um den Hof darüber, wie hier Milch produziert wird."
www.landwirtschaftmoosbauer.at
Instagram: @landwirtschaft.moosbauer

Thomas Windisch hält grüne Energie wirklich sauber
Während die Ziegen auf dem kleinen Hof von Thomas und Silvia Windisch in Kirchbach für das saubere Abgrasen der Steilflächen unter den Photovoltaik-Modulen zuständig sind – ist ihr Besitzer eine Etage höher tätig: Der 44-jährige hat sich mit der Reinigung von PV-Anlagen auf eine Nische spezialisiert. 2022 machte er sich damit selbstständig – mit dem Hauptaugenmerk auf Reinigung mit einer Spezialbürste und entmineralisiertem Osmose-Wasser. „Verschmutzte Anlagen verlieren schnell 10 bis 30 Prozent ihrer Leistung“, erklärt Windisch. Während Windisch bereits zwei Teilzeit-Angestellte hat, hat der 44-jährige einen weiteren wichtigen Helfer immer dabei: Eine High-Tech-Drohne, die vor der Reinigung den Zustand der Module analysiert – gerade nach Hagelereignissen ein unverzichtbares Werkzeug.
Aus den sechs Vorzeigeprojekten werden bei der Vifzack-Gala am 7. März im Steiermarkhof in Graz die Sieger hervorgehen.
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