Graz forscht in Grönland am Klimawandel

Sermilik-Station: Universität Graz baut Haus für Österreichs Polarforschung

Gelegen im einsamen Sermilik-Fjord in Ostgrönland wirkt die Station wie ein Stückchen Zivilisation inmitten der unberührten Arktis. Mit der großzügigen Unterstützung von Dr. Palmers hat die Universität Graz die bestehende Station der Universität Kopenhagen erweitert. Ab Sommer 2024 bietet das Haus Platz für 25 Forscher:innen. „Wir haben die Station in ihrer heutigen Ausstattung Christian Palmers zu verdanken. Es war seine Initiative, die den Stein ins Rollen brachte“, erklärt Peter Riedler, Rektor der Universität Graz.

„Österreich hat eine lange Tradition in der Polarforschung, Carl Weyprecht hat sogar das internationale Polarjahr ins Leben gerufen. Dennoch hat das Land keine eigene Forschungsstation in der Region“, erklärt Christian Palmers, der seit Jahren von der Polarregion fasziniert ist. Um diesen Umstand zu ändern, suchte er nach einer Partner-Organisation. „Die Universität Graz mit ihrer langen Tradition Erforschung der Arktis hat das Angebot, eine Station für die österreichische Polarforschung zu bauen, gerne aufgenommen“, sagt Rektor Riedler. „Das passt hervorragend in unser Portfolio als Universität mit einem großen Forschungsschwerpunkt im Bereich Klimawandel.“

Bereits seit den 1970er-Jahren betreibt die Universität Kopenhagen im Sermilik-Fjord eine kleine Forschungsstation mit sechs Schlafplätzen. Ein Faktor, der für die Wahl des Standorts entscheidend war, erklärt Wolfgang Schöner, Professor am Institut für Geografie und Raumforschung der Universität Graz. Der nahe der Station gelegene Mittivakat-Gletscher ist einer der am besten untersuchten Gletscher Grönlands. „Daher ist hier ein perfekter Platz, um die von der Erderwärmung verursachten Veränderungen der grönländischen Gletschern zu erkennen und zu verstehen. Hier knüpfen wir mit unserer Forschung an und leisten einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Klimaveränderungen in den nördlichen Polarregionen.“

Mit einer Spende von rund 1,6 Millionen Euro finanziert Christian Palmers den Löwenanteil der Errichtungskosten. Mit diesen Mitteln wird das Haus gebaut, das auch dadurch heraussticht, dass es zwei Geschosse hat. „Uns war wichtig, dass die Besucher:innen der Station sich wohlfühlen“, erklärt Schöner. „Nur so wird gute Forschung und Ausbildung zustande kommen.“ Im Erdgeschoss befinden sich Küche und Gemeinschaftsraum, im Obergeschoss Zimmer mit je zwei Stockbetten.

Fotovoltaik statt Dieselgenerator

Bei der Energieversorgung erweiterte die Universität Graz das ursprüngliche Projekt, erklärt Rektor Riedler: „In den ersten Plänen sollte ein Dieselgenerator den Strom bereitstellen. Als Universität mit einem großen Schwerpunkt im Bereich Klimawandel kam uns das unpassend vor.“ Das Gebäude wird daher durch eine Fotovoltaik-Anlage mit Stromspeicher erweitert. Die dadurch entstehenden Zusatzkosten von rund 200.000 Euro finanziert die Universität. „Die Station wird natürlich primär im Sommer genutzt, wir haben aber das Ziel, dass die Energie- und Wasserversorgung so gestaltet ist, dass sie fast das ganze Jahr nutzbar ist“, sagt Rektor Riedler. Da im Jänner die Ausbeute der Solarenergie zu gering ist, gibt es als Reserve auch einen Dieselgenerator.

Rektor Riedler betont: „Die Station wird zwar von der Universität Graz betrieben, steht jedoch als Standort der österreichischen Polarforschung Wissenschaftler:innen aller Universitäten und Fachrichtungen offen.“ Dabei ist es der Universität ein Anliegen, dass die Forschung auch für die Bevölkerung Ostgrönlands von Nutzen ist, die großteils im 15 Kilometer entfernten Tasiilaq wohnt. „Der Sturmwind Piteraq ist eine stetige Bedrohung für die Menschen hier vor Ort“, erklärt Klimaforscher Schöner. „Deshalb untersuchen wir auch gerade in Zusammenarbeit mit dänischen und norwegischen Forscher:innen, welche Auswirkungen der Klimawandel auf dieses Wetterphänomen hat.“

Bis zum Frühjahr 2024 sollen auch die Innenausbauten fertig sein und die Station den Vollbetrieb starten. Interessierte Forscher:innen können sich bereits mit Projekt-Ideen an die Universität Graz wenden. Prof. Schöner plant im Sommersemester des kommenden Jahres auch eine nächste Exkursion mit Studierenden an die Forschungsstation Sermilik.

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