„PsyNot“: Neues psychiatrisches Krisentelefon in der Steiermark

„Es ist ein weiterer Meilenstein in der Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung“, sind sich die Projekt-Verantwortlichen bei der Vorstellung des neuen psychiatrischen Krisentelefons in der Steiermark einig. Unter 0800 44 99 33 ist erstmals eine telefonische 24-Stunden-Notfall-Hotline erreichbar, die alle Steirerinnen und Steirer bei psychischen Notfällen kontaktieren können. Das telemedizinische Angebot ist das erste Element des neuen psychiatrischen Krisendienstes, der künftig noch um einen persönlichen Krisendienst erweitert werden soll. Das Projekt wird von den Psychosozialen Diensten Steiermark umgesetzt und vom Gesundheitsfonds Steiermark finanziert. Für 2022 und 2023 liegt das Förderungsvolumen bei einer Million Euro.

Die psychische Gesundheit der Steirerinnen und Steirer zu stärken, ist ein wichtiges steirisches Gesundheitsziel. Ungefähr ein Drittel der Bevölkerung ist im Laufe des Lebens von psychiatrischen Erkrankungen betroffen. Eine aktuelle Studie des Gallup-Instituts zeigt, dass jeder Vierte im letzten Jahr eine Verschlechterung seines mentalen Gesundheitszustands wahrgenommen hat.

„Mit dem neuen psychiatrischen Krisentelefon kommen wir dem stark steigenden Bedarf in der psychosozialen Versorgung nach und entlasten die Krankenhäuser. Die 24-Stunden-Notfall-Hotline ‚PsyNot‘ ist für alle Steirerinnen und Steirer niederschwellig und auch anonym zugänglich. Sie hilft dabei, gefährliche Situationen zu deeskalieren und ist der schnellste Weg zu den richtigen Versorgungsangeboten in der Region“, freut sich Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß über das neue telemedizinische Angebot im steirischen Gesundheitssystem.

„Die langdauernde Corona-Pandemie und die aktuellen Krisensituationen belasten viele Menschen in der Steiermark. Dazu kommen seit Monaten soziale Belastungen wie die Teuerungen und vielleicht auch persönliche Sorgen. Kinder und Jugendliche und damit die Familien sind besonders gefordert. Immer mehr Menschen haben daher das Gefühl, die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren. Gerade, wer psychisch ohnedies angeschlagen ist, braucht jetzt rasche und einfach erreichbare Hilfe, die das neue psychiatrische Krisentelefon nunmehr bietet“, unterstreicht Soziallandesrätin Doris Kampus.

Zwei Elemente: telefonische Hotline und persönlicher Krisendienst

„Der psychiatrische Krisendienst besteht aus zwei zentralen Elementen, von denen die telefonische 24-Stunden-Notfall-Hotline namens ‚PsyNot‘ nun finalisiert wurde und ab Anfang Dezember unter 0800 44 99 33 für alle Steirerinnen und Steirer erreichbar ist. Das zweite Element ist ein persönlicher Krisendienst, der in weiterer Folge in Notfällen auch direkt zu den Betroffenen ins private Umfeld kommen soll“, beschreiben Günter Klug und Leo Payr von den Psychosozialen Diensten Steiermark – Dachverband sozialpsychiatrischer Vereine und Gesellschaften das Gesamtprojekt (Details siehe unten).

Wie konkret funktioniert „PsyNot“?

Das psychiatrische Krisentelefon ist steiermarkweit über die einheitliche Telefonnummer 0800 44 99 33 an 24 Stunden pro Tag und sieben Tagen pro Woche erreichbar. Die Notfall-Hotline wird zentral in Graz angesiedelt und betrieben. Das Team besteht derzeit aus rund 22 Personen, die alle entsprechend ausgebildet und geschult sind. Ein Anruf beim Krisentelefon wird zentral entgegengenommen, es folgt ein kurzes Abklärungsgespräch bzw. die Triage. Je nach Art des Anrufes wird dieser wie folgt behandelt:

  • Auskunfts- bzw. Informationsgespräche/Anfragen
  • Alle Anrufe werden angenommen, Inhalte werden abgeklärt. Das Gespräch darf bei einem erwartbar hohen zeitlichen Aufwand für Gespräch und Information aber weitervermittelt oder, sofern möglich, verkürzt werden, um die Leitung für Krisengespräche freizuhalten. Die Anruferinnen und Anrufer werden mit entsprechenden Informationen versorgt bzw. an entsprechende Stellen (bspw. Telefonseelsorge) verwiesen. 
  • Notfallgespräche/Akute Gefährdungssituation
  • Akute Gefährdungssituationen werden vom Krisentelefon behandelt (Notfallgespräch), da unter allen Umständen vermieden werden soll, dass Klientinnen und Klienten bei einem Weiterleitungsversuch auflegt („verloren geht“). Ziel ist die Deeskalation. 
  • Krisengespräche
  • Für Krisengespräche wird bei Verfügbarkeit des Journaldiensts der psychosozialen Beratungsstellen der Anruf direkt weitergeleitet. Außerhalb der Journaldienstzeiten wird der Anruf vorerst vom zentralen Krisentelefon behandelt.

An wen richtet sich „PsyNot“?

Grundsätzlich steht das Krisentelefon allen Menschen offen, speziell aber folgenden Gruppen:

  • Suizidgefährdete Menschen bzw. Menschen mit selbstgefährdenden Eigenschaften 
  • Personen aller Altersgruppen in einer akuten psychischen/psychosozialen bzw. psychiatrischen Krise 
  • Angehörige/Vertrauenspersonen von Personen mit psychischen, psychosozialen bzw. psychiatrischen Problemstellungen 
  • institutionelle bzw. professionelle Betreuerinnen und Betreuer (praktische Ärztinnen und Ärzte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sozialer Einrichtungen, Behörden etc.) bei akuten psychischen/psychosozialen bzw. psychiatrischen Krisenzuständen ihrer Klientinnen und Klienten 
  • Stationär entlassene Klientinnen und Klienten in akuten Problemsituationen nach der Entlassung 

Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

* Diese Felder sind erforderlich.

Sei der erste der kommentiert