„Ich frage Euch: Wollt Ihr den totalen Krieg“. Die begeisterte Antwort: „Jaaaaaaaaaaaaa!“
Propaganda-Minister Goebbels: „Wollt Ihr den totalen Krieg? Wollt Ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt erst vorstellen können?“
Ein frenetisches „Jaaaaaaaaaaaaa!“ Mit tosendem Applaus.
Wie verblendet müssen die Menschen gewesen sein.
„Ich frage Euch, seid Ihr entschlossen, dem Führer für den Endsieg des Krieges durch die Aufnahme unter schwersten persönlichen Belastungen zu folgen?“
Ein tausendfaches „Jaaaaaaaaaaaaa!“
Das Ende des Krieges vollzog sich natürlich nicht an einem Tag. Sondern war ein Prozess, an dessen Ende der 8. Mai 1945 stand. Wien war bereits am 27. April von den Alliierten befreit worden. In Graz und in der Steiermark hinterließ die NS-Justiz eine Blutspur. Mit dutzenden Hinrichtungen von sogenannten „Volksschädlingen“ durch die SS und Polizei auf dem Gelände der damaligen Wetzelsdorfer Kaserne.
Auf menschenverachtende Weise und mit brutaler Gewalt funktionierte das Nazi-Terror-Regime buchstäblich bis zur letzten Stunde. Verantwortlich dafür: der Reichsverteidigungskommissar und Gauleiter Siegfried Uiberreither. Mit Blutrichtern und Staatsanwälten, die ihm und seinem Wahnsinn vom noch immer möglichen Endsieg bedingungslos folgten.
Auch auf Anordnung des Gauleiters kam es durch die Richterschaft, Anwälte und deren Gefolgsleute in den letzten Wochen und Tagen zur Vernichtung aller belastenden Akten in den Büros und Innenhöfen der Gerichte, der Polizeidirektion in Graz und Leoben.
Das NS-Justizsystem wütete gegen alle, die den Krieg als verloren gaben. Selbst 15-jährige Mitglieder des Volkssturms wurden standrechtlich auf der Stelle erschossen, wenn sie ihre Stellung nicht mehr halten konnten.

Nazi-Täter flüchteten nach tödlichem Chaos
Ab Anfang Mai begannen die Nazi-Schergen in der Justiz und in der Verwaltung, sich in ihre vorher gut vorbereiteten und organisierten Verstecke in der westlichen Obersteiermark zurückzuziehen. Nachdem General Alfred Jodl die Kapitulation gegenüber den West-Alliierten unterschrieben hatte.
Siegfried Uiberreither hatte schon vor Ostern, im April, seine Familie in Sicherheit bringen lassen. Er selbst setzte sich mit Dienstwagen samt Chauffeur und seinen Adjutanten am 7. Mai – eine andere historische Quelle nennt den Morgen des 8. Mai – aus Graz nach Kleinsölk in der Obersteiermark ab. Dort traf er seine Frau Käthe – sie entstammte der bekannten Familie Wegener – und seine drei Kinder.
Uiberreither wurde dann von den Briten gefangen genommen, kam Monate später in amerikanische Gefangenschaft nach Dachau. Von dort konnte er allerdings im Jahr 1947 mit Hilfe alter Nazi-Funktionäre entkommen. Knapp bevor ihn die Amerikaner an Jugoslawien überstellen wollten. Sein Kärntner Gauleiter-Kollege Friedrich Rainer war kurz nach der Überstellung bereits getötet worden. Auch Siegfried Uiberreither hätte dieses Schicksal erlitten. Es hieß, er wäre nach Südamerika geflüchtet. Eine Falschmeldung. Die österreichische Justiz wusste davon. Uiberreither und seine Familie hatten in Deutschland eine neue Identität bekommen – mit Unterstützung alter Nazi-Seilschaften. Diese blieb vor intensiven Nachforschungen der Justiz in Deutschland und Österreich verschont. Der ranghöchste Nazi der Steiermark verstarb 1984 als Friedrich Schönharting in Sindelfingen bei Stuttgart.
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