Für Grazer: Whisky - das "Wasser des Lebens"
KLIPP als Gast beim Islay Whisky Chapter Austria in Graz, am Fuße des Rosenberg

Die klassische Bar, mit den knapp 240 Whisky-Abfüllungen aus aller Welt, ist bei den wöchentlichen Club-Abenden des Islay Whisky Chapter Austria im Bezirk Geidorf der Treff, um miteinander zu plaudern und sich „Sláinte mhath“ zuzuprosten beim Verkosten. Und da ich keinen Alkohol trinke, bin ich als Gast ein „Exote“, fühle mich aber in der Runde bei einem fruchtigen Drink sofort wohl und gut aufgenommen.
Alles wirkt locker, nicht krampfhaft, aber dennoch mit Stil. Verköstigt wird aktuell ein „Whisky-Mitbringsel“ aus Irland und dazwischen eben die Neuigkeiten ausgetauscht. Und dabei natürlich über die Flasche, die in der Runde herum geht, fachgesimpelt – über all das, was einen Whisky ausmacht. „Bei vielen Clubabenden werden die Mitglieder mit Neuigkeiten verwöhnt“, erklärt die anwesende Runde. „Bei uns geht’s um den Genuss, einen Whisky zu riechen, ihn bis zu einer halben Stunde im Glas zu lassen und zu beobachten, wie er sich verändert und entwickelt, um später entspannt ihn im Klub-Salon in gemütlichen Sitzmöbeln zwischendurch zu diskutieren. Welche Noten und Nuancen schmeckst du, welche ich? Das sind die spannenden Momente“, erfahre ich.

Aber wie wird man überhaupt Mitglied beim Club? Das Wichtigste sei, so einer aus der Runde, dass der/die Betreffende in die Runde passt, logischerweise Interesse an Schottland und Whisky hat. Und es braucht einen Mentor, der den/die Aspirant:in vorstellt. Mit einem Schwert, das über der Türe im Salon des Klubs hängt, wird man schließlich nach Durchlauf des Aufnahmezeremoniells zum Mitglied geschlagen. Und ich werde auch gleich über einige „Basics“ des weltweit wohl bekanntesten Getränks aufgeklärt.
Der schottische Whisky braucht ein gesetzliches Mindestalter und das beträgt drei Jahre und einen Tag. Der Alkoholgehalt muss mindestens 40 Prozent betragen. Bei einem Single Malt handelt es sich um Whisky aus einer Destillerie. Er stammt aus den hauseigenen Fässern und kommt eben auch dort dann zur Abfüllung. Altersangaben beziehen sich immer auf den jüngsten Betandteil, sind aber nicht verpflichtend, auf vielen Etiketten fehlt sie daher auch.

Doch zurück zum Club-Abend und meinem Gastgeber: „Ich wollt‘ 1984 bei meiner ersten Reise nach Schottland unbedingt eine Flasche Single Malt und einen geräucherten, ganzen Salmon (Lachs) kaufen und hab’ auf meiner geführten Studienreise alle wahnsinnig gemacht und es auch geschafft, das nach Hause zu bringen.“ Seit damals ist René Traby, der derzeitige Vorsitzende des Islay Whisky Chapter Austria in Graz, vom Whisky geflasht. Er ist seine große Leidenschaft. Diese teilt er mit den Freunden im Club. Die Mitglieder kommen aus allen Richtungen in der Steiermark nach Graz zu den Club-Abenden und aus unterschiedlichsten Berufen. Ob Polizist, IT-Experte, Lehrer, Gastronom, Architekt oder aus der Privatwirtschaft.
Nicht zuletzt ein Grund dafür, dass die Club-Räumlichkeiten am „Rosehill 1“ so einladend wirken. Seit knapp drei Jahren ist der Club dort beheimatet. „Und wir haben nahezu alles, was hier umgebaut und eingerichtet worden ist, in Eigenregie machen können. Bis hin zum Souterrain und Gewölbekeller, wo es Seminare gibt und wir auch das eine oder andere Fest feiern.“ Da gibt’s dann einen Zigarren- und Pfeifen-Abend, Whisky-Seminare, einen Online-Shop oder kulinarische Anlässe.

Mit dabei im Club auch die Frauen und Partnerinnen. „Die spielen eine wichtige Rolle – auch für unser Club-Leben. Unsere Mädls haben sogar die feinere, differenziertere Nase, wenn’s um den Geruch und die Richtung des Whiskys geht.“ Weil EIN klassisches Merkmal für schottische Whisky-Liebhaber an diesem Abend nicht sichtbar wird: „Ja, natürlich hat jeder von uns einen Kilt. Wir haben sogar unseren eigenen Tartan – Karomuster – für einen eigenen Stoffballen entworfen und diesen produzieren lassen. Selbstredend tragen wir diesen bei Festen. Aber auch wieder ohne Zwang. Wer es will, der macht es. Und die meisten wollen das auch.“
JL
Islay Whisky Chapter Austria
Es ist ein Club, der es sich auf die Fahnen geheftet hat, durch vielfältige Veranstaltungen schottisch-österreichischen Kulturaustausch zu fördern, Reisen nach Schottland zu organisieren und Wissen über Uisge Beatha (ausgesprochen ischke bha, gälische Bezeichnung für das Wasser des Lebens, also Whisky) bekannt zu machen. „Und das wollen wir in angenehmer und gehobener Atmosphäre mit Freunden und Gleichgesinnten tun.“

Islay (ausgesprochen ei-lah) ist für die Whisky-Liebhaber die wohl wichtigste Insel der inneren Hebriden. Dort befinden sich nicht nur Kulturdenkmäler und mythische Kultplätze aus allen Epochen, unzählige Schafherden und geschützte Vogelarten, sondern stellt auch die Heimat der etwa dreieinhalbtausend Ilich (=Plural von Ileach, gälische Bezeichnung für die Einwohner Islays) dar, von denen doch einige in den aktuell neun aktiven Whiskydestillerien der Insel beschäftigt sind.
„Die Klub-Veranstaltungen sind prinzipiell immer offen – auch für Gäste.“ Ein Mal im Monat gibt es einen Pub-Abend (3. Donnerstag im Monat), mindestens ein Whisky-Seminar, oder eine andere genussträchtige Veranstaltung. Mehrmals im Jahr werden spezielle Whisky-Events organisiert, wie z.B. Whisky-Dinners, geführte Verkostungen mit Gastpräsentatoren aus Schottland („Whisky Galore“), oder die Teilnahme an der Grazer Messe für Whisky, Spirits & More.

Sogenannter „Blended Whisky“ ist eine Mischung aus verschiedenen Destillerien. Für die Herstellung braucht es einen eigenen Blend-Master und der Aufwand ist weit größer im Vergleich zum „Single Malt“. Whisky einmal in die Flasche gefüllt, reift bzw. verändert sich kaum bis gar nicht, vorausgesetzt die Lagerung, der Verschluss, Korken oder Drehverschluss erfolgen fachgerecht. Einige aus Schottland kommende Whiskys haben, aufgrund ihrer Lage, Tradition und Naturgegebenheit, zumeist einen rauchigen Torfcharakter.
So viel einmal über die wichtigsten Grundlagen. Aber beim Whisky ist es genauso wie beim Wein – die wirkliche Expertise oder Kenntnis beginnt bei den Details. Und davon gibt es unzählige Dinge, die man wissen muss. In Zeiten wie diesen gibt es bestens gemachte Fälschungen und es ist nicht einfach, die Originale von diesen zu unterscheiden. Es braucht viel Erfahrung. All diese Feinheiten entscheiden dann auch letztendlich, welcher Preis dafür zu zahlen ist.
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