In Israel und der Ukraine: zwei Stellvertreter-Kriege
Weltpolitisch und geostrategisch sind der Angriff auf Israel und der Krieg um die Ukraine miteinander verbunden wie kommunizierende Gefäße. Es sind zwei Stellvertreter-Kriege.
Die Ukraine und mit ihr die westliche Welt, allen voran die USA und Europa, stemmen sich gegen den Aggressor Wladimir Putin und seine Pläne, Russland wieder zu einer Weltmacht auf Augenhöhe mit den USA und China zu machen. Eine wiedererstarkte und aufgerüstete Sowjetunion 2.0.
Als Regional- (bald schon Atom-) Macht schickt der Iran die Hamas und damit die zwei Millionen Menschen im Gaza-Land aufs Schlachtfeld, um Israel den Garaus zu machen und selbst zur unumstrittenen Nummer 1 im Nahen Osten aufzusteigen. Die Palästinenser seien bereit für den Bodenkrieg, trommeln die Führer in Teheran. Der Iran lehnt jede Annäherung (Abraham-Verträge) Israels und Verträge mit arabischen Nachbarstaaten wie Saudi Arabien, Ägypten, Marokko, Tunesien ab.
Die Mullahs in Teheran unterstützen und trainieren mit ihren Revolutionsgarden Terrorgruppen weltweit und natürlich auch bei sich in den Nachbarländern. Für den Iran wäre die angedachte Zweistaaten-Lösung zwischen Israel und den Palästinensern eine politische Todsünde. Nur, der Iran entscheidet über Krieg und Frieden in Israel, in Gaza, im Libanon, in Jemen, im Irak. Die arabischen Staaten mit Saudi Arabien, Ägypten, Marokko und die reichen Öl-Emirate dürfen und müssen als gedemütigte Zaungäste nur zusehen.

Die seit Generationen geschundenen Palästinenser sind die Knetmasse dafür. Ein geschwächtes Israel oder gar zerstörtes Israel und zwei Millionen Palästinenser am Gängelband – das sind die Allmacht-Fantasien der Mullahs im Teheran. Was ist euch lieber – mit, unter uns zu leben, mit uns als Schutzmacht oder von zum Teil feindseligen, wankelmütigen Nachbarn bedroht zu werden? Nicht das Schicksal der Palästinenser steht im Fokus der Mullahs, sondern der Aufstieg des Iran zur Atommacht.
Es geht also um eine neue globale Ordnung. Die Chinesen können sich das zur Zeit noch erste Reihe fußfrei ansehen, haben Taiwan als mögliche Beute im Visier, sympathisieren und unterstützen still und heimlich diese Stellvertreter-Kriege. In der Hoffnung (Erwartung), die USA als Weltmacht entscheidend zu schwächen. Und auch Wladimir Putin verspricht sich viel davon, denn mit Israel gibt es für die USA und die westliche Militär-Allianz einen zweiten in seiner Existenz bedrohten Verbündeten. Die Amerikaner stehen bedingungslos hinter Israel. Und wir dürfen uns gar nicht ausmalen, was diese Haltung alles auslösen kann – den Dritten Weltkrieg.

Seit 2.000 Jahren, aber auch die letzten 100 Jahre ist es der „Glaube“, sind es die monopolistischen Religionen – der Islam, das Judentum, das Christentum –, die alle mit ihrem Anspruch auf, sagen wir einmal, wenige hundert Quadratkilometer Land, die gesamte Welt, Milliarden Menschen „mit hinein ziehen“, gleichsam in Geiselhaft nehmen. Jerusalem sei ihre Hauptstadt, verkünden sie. Und nun gibt es den aktuellen Krieg die Gefahr, dass es zum drohenden Supergau kommt. Dagegen wäre der Klimawandel als Weltproblem eine Art Kindergeburtstag, wie es so schön heißt.
Was bleibt unserer westlichen Welt als Ausweg-Szenario? Im Iran die demokratischen Kräfte, den offenen Widerstand der Zivilgesellschaft, so zu stärken, dass sie bei Wahlen sich die Mehrheit erkämpfen und sich damit von der Allmacht der Mullahs befreien. Ähnlich, wie es in der Türkei in den letzten Jahrzehnten gelungen ist, trotz aller Probleme einen säkularisierten Staat, eine Demokratie, zu erhalten. Denn dann wären die Türkei und der Iran die zwei Flanken-Länder – mit einer Bevölkerung von 170 Millionen – und der Nahe Osten hätte die Chance auf keine einfachere, aber doch friedlichere Zukunft.
Der Israelisch-Palästinensische Konflikt ist über 100 Jahre alt. Er ist nicht schwarz-weiß. Die Taten der Hamas aber sind schwarz, tiefschwarz. Ich verstehe die Verzweiflung der Palästinenser im Westjordanland. Ich verstehe die Wut im Gazastreifen. Unverständlich aber ist mir bei Kundgebungen und Demonstrationen die Freude über das Abschlachten, Singen und Tanzen – weil Kinder ermordet werden …
JL
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