Neue VP-Chefin Manuela Khom: „Bauernopfer für die Steiermark“

Am Wahlabend nach seinem Debakel als Spitzenkandidat verstieg sich der damalige Landeshauptmann Christopher Drexler – sichtlich unter Schock – noch zur Behauptung für die Ursache: Er sähe sich als Bauernopfer der Republik. Bezogen auf den Umstand, dass Bundespräsident Alexander Van der Bellen nicht NR-Wahlsieger Herbert Kickl als Ersten mit der Regierungsbildung beauftragt hatte.
Nach dem Verlust von 39.456 Stimmen (Ergebnis 2024: 177.580) bei der Landtagswahl 2024 wäre aber der weitere Verbleib an der Parteispitze von Christopher Drexler ein verheerendes Signal gewesen. Daher sprach man ihm auch nur noch für die Koalitionsverhandlungen das Vertrauen aus – nicht mehr. Dies nicht zuletzt im Hinblick auf die bevorstehende Wirtschaftskammerwahl, die vom 11. bis 13. März 2025 angesetzt ist, und die Gemeinderatswahlen in der Steiermark, die nur zwei Wochen später, am 23. März, über die Bühne geht.
Der letzte Auslöser für die Abberufung Drexlers, der nach den Verhandlungen wider Erwarten weiter bleiben wollte: Unter den 39.456 abtrünnigen Wählern, die zu Kunasek überliefen, sind tausende Selbstständige, die sonst immer der ÖVP die Treue gehalten haben. Nicht nur bei den Wirtschaftskammerwahlen, sondern auch in den Gemeinden.

Dem Wirtschaftsbund mit seinem Spitzenkandidaten Josef Herk war daher „das Hemd näher, als der Rock“, wie es so oft heißt. Und Manuela Khom war in diesem Partei-Chaos ohne Plan B ein Kompromiss der Stunde. Sie kommt aus dem Wirtschaftsbund, ist Obfrau der steirischen Frauenbewegung und ÖVP-Vorsitzende im Bezirk Murau und war Landtagspräsidentin. Damit hatte sie im Parteivorstand auch die nötige Hausmacht und Rückendeckung. Und war offensichtlich die einzige Alternative zum selbstherrlichen, uneinsichtigen Vorgehen des ÖAAB. Dieser wollte ein „Weiter so“, dass die Chauffeure jeden Tag Drexler von Passail nach Graz bringen, er seinen Mitarbeiter-Stab als Landeshauptmann-Stellvertreter in der Burg behält und damit auch sein Büro und sein Umfeld in der Parteizentrale am Karmeliterplatz.
Für die bevorstehenden Wahlkämpfe in der Wirtschaftskammer und die 222 ÖVP-Bürgermeister in den Gemeinden wären das, neutral gesehen, sehr schlechte Vorzeichen gewesen. Mit dem einschneidenden Wechsel an der Spitze hofft man nun, einen größeren Teil der Fahnenflüchtigen von der ÖVP bei den Wahlen im März wieder zurück zu gewinnen. Zumal ja Drexler selbst im Vorfeld der Landtagswahl am 24. November mehrmals, arrogant klingend deponiert hat: „Als Vize-Landeshauptmann stehe ich nicht zur Verfügung.“ Mit Manuela Khom als neuer Spitzenfrau hoffen die steirische Volkspartei und der Wirtschaftsbund, dass sich die Zugewinne der FPÖ in Grenzen halten.

Das bisherige Kräfteverhältnis in der Wirtschaftskammer: Der ÖVP-Wirtschaftsbund holte sich im Jahr 2020 bei einer Wahlbeteiligung von 38 Prozent 71 Prozent. Das sind 25.526 Stimmen. Die Freiheitliche Wirtschaft schaffte damals nur 7,1 Prozent und war mit 2.538 Stimmen einer der Verlierer. Josef Herk, mit 65 letztmalig Spitzenkandidat, läuft daher auch ums „eigene Leiberl“ und einen guten Abgang. Denn eine Verdoppelung der Stimmen für die Freiheitliche Wirtschaft oder noch höhere Zugewinne würden dem Wirtschaftsbund zwar nicht die Mehrheit kosten, aber Herks Image doch nachhaltig schädigen.
Und bezogen auf Drexler – flapsig formuliert: Er möge sich glücklich schätzen, so heißt es im Wirtschaftsbund, als gut bezahltes Trostpflaster das Angebot für den Zweiten Landtagspräsidenten bekommen zu haben. Damit habe man dem 53-jährigen Politiker, ohne Berufserfahrung in der Privatwirtschaft, den noch demütigenderen Gang zum AMS erspart.
Wer Christopher Drexler bei der konstituierenden Sitzung auf dem Sitz des Zweiten Landtagspräsident hinten an der Stirnwand im Landtag beobachtet hat, der konnte erkennen, dass es noch dauern wird, bis Drexler seine neue politische Realität, abgeschoben in die zweite Reihe, ins Ausgedinge, angenommen hat.
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