Unterwegs zu den Eiswelten

Werner List war beim Start der Ariane 5 in Korou

Die Feststellung klingt platt, angeberisch, möglicherweise auch abgedroschen. Aber wir sind in Kourou beim Start der Ariane 5 diesmal live bei einem „historischen Moment“ dabei. Und als Österreicher, aber noch mehr als Grazer, kommt bei uns stolz auf. Fliegen doch in der Sonde der Ariane 5 wichtige Messgeräte mit, die an der Technischen Universität in Graz entwickelt wurden. Messinstrumente sollen die Magnetfelder von Jupiter und den drei Eismonden bestimmen und dadurch Aufschlüsse darüber liefern, ob es unter den Eisoberflächen flüssiges Wasser und damit eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung von Leben gibt.

Es ist die längste und aufwändigste Mission der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA. Die Sonde „Juice“ fliegt in Richtung Jupiter und soll zumindest zwölf Jahre im Weltraum unterwegs sein. 2025 passiert sie die Venus. Ankunft am Jupiter ist 2031. Dabei interessieren sich die Forscher nur „nebenbei“ für den Gas-Riesen Jupiter – unser größter Planeten –, sondern für dessen Eismonde mit ihren einzigartigen Eigenschaften.

Der wichtigste und größte nennt sich Ganymed. Er umkreist den Jupiter und ist ein Mond größer als unser Zwergplanet Pluto und der Planet Merkur. Nach der „Ankunft“ beim Gasriesen Jupiter im Sommer 2031 soll „Juice“ vier Jahre lang die Forschungsdaten an das Europäische Raumfahrtzentrum in Darmstadt funken. „Juice“ steht als Synonym für „Erkunder Eisiger Jupiter-Monde“.

Eine „Revolution“ für die Menschen

Die Eismonde haben die schillernden Namen Europa, Kallisto und eben Ganymed. Ihr Entdecker war Galileo Galilei im Jahre 1610 mit einem selbst gebauten Fernrohr. Für die Menschen damals – im Zeitalter der Renaissance – war die Entdeckung von Galilei epochal, gleichsam umwerfend, für den Papst und die Kirche sogar eine „Irrlehre“. Denn damit kam es zum Ende des geozentrischen Weltbildes und zur Erkenntnis: Dass die Erde nicht das Zentrum der Welt war, weil sich die Monde um einen anderen Himmelskörper drehten. Heute weiß man, dass es dutzende Monde im Weltraum gibt.

Und warum sind gerade die Eismonde für die Forschung interessant? Die Krusten der Monde des Jupiters bestehen aus Eis. Die Fachleute vermuten unter deren Oberflächen flüssiges Wasser. Und da wir Menschen wissen, welche zentrale Rolle Wasser bei der Entstehung irdischen Lebens spielt, schließen die Forscher auf mögliches anderes Leben. Da spielen die auch in Graz entwickelten Messinstrumente eine entscheidende Rolle. Sie sind eigens dafür montiert worden, um unter das frostige Äußere zu blicken – mit Hilfe von Bodenradar, Radiowellendetektor und Magnetometer.

Dem Magnetometer kommt eine besondere Bedeutung zu, weil Ganymed der einzige bekannte Mond ist, der ein eigenes Magnetfeld besitzt. Und unter der Eiskruste vermutet man einen Ozean, auf dessen Boden eine feste Gesteinsschicht folgt – möglicherweise sogar eine Abfolge von Wasser- und Eisschichten, so die Forscher. Ein ganzes Jahr soll „Juice“ in die Umlaufbahn um Ganymed einschwenken. Auch das wäre erstmalig in der Weltraumforschung.

Die Kosten für „Juice“ sind mit 1,6 Milliarden Euro gewaltig und die Vorschläge für das Projekt wurden bereits 2012 eingereicht. Zehn Jahre wurden damals bis zum Start veranschlagt – elf sind es geworden.

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