Es ist beeindruckend, wenn die Biobauern Fritz Prem (Obst, Geflügel) und Anton Donnerer (Schweine) aus ihrer Tagesarbeit und von ihren Erfolgen der Umstellung auf bio erzählen, wie sie das heute vor Journalisten bei der Präsentation der Bio-Bilanz 2021 mit Beispielen getan haben. Äpfel, die aufgrund irgendwelcher Mängel nicht in den Konsum gehen, verfüttern sie an Schweine. „Wir wissen heute, dass Schweine Äpfel gerne mögen.“ Nicht nur, dass sie damit verwertet werden, beobachten die Landwirte auch etwas völlig unerwartetes Anderes. Als die Apfelernte durch Spätfröste weit geringer war, gab es am Ende des Winters keine Äpfel mehr für die Schweine. Daraufhin nahmen plötzlich „Wehwehchen und Krankheiten“ bei den Schweinen spürbar zu, der Tierarzt musste vermehrt mit Medikamenten „helfen“.

Ein anderer Aha-Effekt: Fritz Prem stieß auf eine Studie, die belegt, dass Hühner Schädlinge wie Apfelwickler, Sägewespe oder Kirschfruchtfliege reduzieren können. Diese überwintern im Falllaub unter den Bäumen und werden von den Hennen vertilgt. So sind Kirschen und Äpfel dann kaum noch von Schädlingen (Würmer) befallen. Damit sind sie natürliche „Schädlingsbekämpfer“ und es braucht keine chemischen Mittel.

„Bio-Produkte waren noch vor wenigen Jahren ein Nischenprodukt, jetzt sind sie in den Herzen der Menschen angekommen“, zeigt sich Agrarlandesrat Hans Seitinger über den Bio-Boom erfreut und, so der Landesrat weiter: „Durch die stetig steigende Nachfrage ist der biologische Landbau in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Bestandteil unserer heimischen Landwirtschaft geworden. Auch in Zukunft gilt: Wer Bio will, muss auch Bio kaufen. Mit der Errichtung des Bio-Kompetenzzentrums am Grottenhof und den vielfältigen unterstützenden Maßnahmen für unsere Biobauern wollen wir in der Steiermark weiterhin den Weg für eine erfolgreiche, nachhaltige und biologische Landwirtschaft bereiten. in der steirischen Direktvermarktung gibt es derzeit circa 650 Betriebe, der Markt würde jedoch ein Wachstum von 20% gut vertragen.“

Vizepräsidentin Maria Pein: Corona beflügelt Bio. Corona hat der Nachfrage nach Bio einen weiteren Turbo verliehen. „Im ersten Halbjahr 2021 hat ein Haushalt durchschnittlich 113 Euro für Bio-Produkte im Lebensmittelhandel ausgegeben, im ersten Halbjahr 2020 waren es rund 98 Euro“, freut sich Landwirtschaftskammer-Vizepräsidentin Maria Pein. Besonders bio-affin sind ältere Familien und junge Familien mit Kindern. Sie kauften deutlich mehr Bio-Lebensmittel ein als der Durchschnitt: ältere Familien gaben im 1. Halbjahr 195 Euro aus, junge Familien mit einem Kind 160 Euro.

Die starke Nachfrage nach Bio-Produkten führt aber auch zum Nachdenken: Früher einmal gab eine Familie rund 30 Prozent für die Ernährung aus. Heute sind es knapp 10 Prozent. Es muss also das Bewusstsein gestärkt werden, dass man mit höheren Ausgaben für die Ernährung vor allem auf seine eigene Gesundheit („Corona schau oba“) schaut, aber auch einen Beitrag zur Existenz und zum Erleben der Bauernschaft leistet. Wer heute noch automatisch Bauernschaft mit biologisch verknüpft, der ist nicht mehr am Puls der Zeit. Dass biologische Produkte allerdings um rund ein Drittel teurer sind, könnte dazu führen, dass sich „armutsgefährdete Bevölkerungsgruppen“ diese nicht leisten können. Das Argument von Fritz Prem: „Muss es immer das neueste Handy sein?“

Bio Ernte Steiermark ist die Landesorganisation innerhalb des Verbandes BIO AUSTRIA. Mehr als 2.200 steirische Landwirte wirtschaften nach strengen Bio-Richtlinien von BIO AUSTRIA hinsichtlich Produktion und Kontrolle und fühlen sich sowohl der Natur als auch den Mitmenschen verpflichtet. Sie übernehmen Verantwortung gegenüber den Tieren und ihren Bedürfnissen. Oberstes Ziel ist der Erhalt der Lebensgrundlagen für alle.

Service-Tipp: Wo es in der Steiermark überall Bio-Lebensmittel aus bäuerlicher Direktvermarktung zu kaufen gibt, ist in der brandaktuellen Neuauflage des Bio-Einkaufsführers von Bio Ernte Steiermark sowie online unter www.biomaps.at zu finden.