Aus Ballkleid wird ein Sommerrock

„Open Fashion Studios“ – 19. bis 21. April in Graz: Nachhaltiges von heimischen Maßschneider:innen

Leider kennen das viele von uns. Ein irgendwann einmal im „Sale“ gekauftes Shirt oder was anderes hängt daheim im Schrank und „wartet“ vergebens auf seinen Einsatz. Jedes vierte (!) Kleidungsstück in unserem Kasten findet aber niemals Verwendung. Das heißt, jeder von uns entsorgt 11,2 Kilogramm Textilien pro Jahr! 220.000 Tonnen Textilabfälle pro Jahr landen in Österreich im Müll. 5,8 Millionen Tonnen pro Jahr werden in Europa verbrannt. Ein Großteil der Kleidung wird in Länder des Globalen Südens transportiert und dort in der Natur deponiert – oft sogar noch mit dem Preisetikett an den Kleidungsstücken.

Schon irgendwie erschreckende Fakten, die gestern im Grazer KIZ RoyalKino beim Kick-Off zu den „Open Fashion Studios“zur Sprache gebracht wurden. Man wolle aber nicht mit erhobenem Zeigefinger auftreten und den Menschen Angst machen, so der Tenor der steirischen Kleidermacher. „Wir wollen ein stärkeres Bewusstsein für nachhaltigen Textilkonsum vermitteln, die Menschen mobilisieren, das Thema Nachhaltigkeit in ihre Kaufentscheidung einzubeziehen“, so Barbara Krenn-Schöggl, Direktorin der Grazer Modeschule. „Auch bei uns in den Klassen wird das Thema Nachhaltigkeit in der Textilindustrie behandelt“, verweist sie auf zwei bezaubernde Abendkleider, welche bei der Modeschau präsentiert wurden: „Diese beiden Modelle sind aus textilem Abfall geschneidert – zu 100 Prozent. Darin liegt eine ganz große Chance!“

Kleidern ein zweites Leben schenken

Nachhaltigkeit und Regionalität spielen in den heimischen Ateliers logischerweise eine große Rolle. „Eine Kundin fragte mich, was sie mit dem schönen Ballkleid der letzten Saison machen solle, es sei zu schade, es wegzugeben. Entstanden ist am Ende ein toller Sommerrock, den sie auch öfter anziehen kann“, so Nina Kollmann-Troy, eine von 350 Maßschneiderinnen und Maßschneidern in der Steiermark. Hochwertige Stoffe machen es eben möglich, dass man die Stücke umändern, umschneidern oder etwas Neues daraus nähen kann – sprich, den Kleidern ein zweites Leben schenkt.

So komme auch schon einmal ein nicht mehr benötigter Vorhangstoff oder von der Oma gehäkelte Blümchen zum Einsatz und finden dann neue Verwendung in schicken Kleidern, Röcken oder Oberteilen. „Auch von Kolleg:innen, die in Pension gegangen sind, habe ich schon mal Stoffe bekommen. Oder eine Dame kam zu mir und brachte mir Stoffe von ihrer verstorbenen Mutter, die Schneiderin war.“ Mittlerweile nimmt sie selbst aber nichts mehr an, denn meine Schränke sind übervoll, lächelt sie. Und beim Zuschneiden bleibt ja auch immer ein bisschen und manchmal auch etwas mehr Stoff übrig, dem sie dann „neues Leben einhaucht.“

Blick hinter die Kulissen

Am kommenden Wochenende (19. bis 21. April) trifft sich die österreichische Modebranche bei den Open Fashion Studios zu einem dreitägigen Netzwerk-Event in Graz, um die Innovationskraft der heimischen Betriebe ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. An drei Tagen gibt es die Vielfalt der heimischen Textilbranche zu entdecken – von Tradition bis Avantgarde, vom Rohmaterial bis zum fertigen Design. 40 Handwerker:innen und Designer:innen sind an 35 Locations dabei, um ihre persönlichen Lösungsansätze für den künftigen Modemarkt zu zeigen. Auf der Grazer Murinsel präsentieren sich kleinere Designerlabels und im Lendhafen finden auch Vorträge und Workshops zu den Themenbereichen Textilökologie, innovative Produktionswege und Handwerkstradition statt.
Freitags und samstags werden auch sogenannte Green Walks, also geführte Rundgänge zu einzelnen Betrieben in der Grazer Innenstadt mit den GrazGuides angeboten.

Weitere Infos zum Programm gibt’s HIER

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