Sein Vermächtnis: Raumplanung und Welschlauf

Der am 31. März mit 82 Jahren verstorbene ehemalige Landesbaudirektor Gunther Hasewend wurde heute in seiner Heimatgemeinde Arnfels beerdigt. Seinem Sarg folgte eine große Trauergemeinde.
Vom bekannten Maler Gerald Brettschuh stammt die Grafik aus in einem Sonderdruck der Zeitschrift „Sterz“ aus dem Jahre 1980, die die Intentionen der Landesbaudirektion veranschaulicht. Gerald Brettschuh, der ebenfalls in Arnfels lebt und Gunther Hasewend waren seit ihrer Jugend so etwas wie „Blutsbrüder“. Brettschuhs Bild zeigt die Steiermark als großen Planungstisch unter dem Motto „Von der Raumplanung zur Entwicklungsplanung zur Planungsbetreuung“.

Gunther Hasewend begann seine Berufskarriere 1969 in der Landesbaudirektion. Ihn betraute Josef Krainer, damals noch Landesrat und ab 1980 Landeshauptmann, mit der Leitung der Raumplanung. Über die Flächenwidmungspläne wurde damit erstmals die örtliche Raumplanung in den Gemeinden eingeführt. Die zweite Stufe war die der Regionalplanung in den politischen Bezirken und als dritte Ebene die Landesplanung. Diese Vorgangsweise und die Zielvorstellungen, fußend auf dem „Modell Steiermark“ und dem Steirischen Raumordnungsgesetz (StROG) 1974, waren revolutionär.
1991 bestellte Landeshauptmann Josef Krainer ihn als einen seiner engsten Mitarbeiter, dann zum Landesbaudirektor. Gunther Hasewend zeichne ein echter Gestaltungswille in seiner Arbeit als Raumplaner aus, ein durchdachtes und vereinbartes Bild der Zukunft, mit messbaren Wirkungszielen und ein gemeinschaftlich getragener Umsetzungsprozess mit laufender Evaluierung. Wenn eines der drei Elemente fehle, bleibt vieles nur am Papier und wird halbherzige Wirklichkeit. Ob in der Region – in einer Organisation oder im Unternehmen.

Vielfach verstand man in den 1980er-Jahren dieses Vorgehen auch noch als Gespenst einer „Planwirtschaft“. Dabei ging es nicht um diese, sondern standen die nötigen Planungen für Großprojekte wie im Autobahnbau, in der Abwasserfrage und dergleichen im Fokus. Was angesichts deutlicher Rückstände bzw. eines Aufholbedarfs unabdingbar war.
Gunther Hasewend sah sich selbst als umtriebiger Querschnittsdenker in den Bereichen Organisationsentwicklung, Innovation, Nachhaltigkeit, Baukultur und Raumentwicklung. Seine Botschaft: Für die zukünftige Entwicklung des Landes das Beste zu tun. Wobei Sozialkompetenz ohnehin dafür eine Voraussetzung ist. Drei Säulen dafür sind die Steuerungsfelder Regionalentwicklung, Verwaltungsentwicklung und Budgetentwicklung. Der Baudirektor ist sozusagen als Gruppenleiter entlang der Struktur aller Abteilungen mit den Dienststellen des Landesbaudienstes vernetzt.

Auf die Frage im Interview mit gat.news, warum trotz vielversprechender Ansätze die Zersiedelung der Landschaft nicht gestoppt werden konnte. Hasewend im Jahr 2007 vor seinem Rückzug in die Pension: Gegenfrage: Was wäre passiert, wenn es das Raumordungsgesetz 1974 nicht gegeben hätte? Soll heißen, es ist sicher zur Zersiedelungs-Eindämmung gekommen, leider nicht in der gewünschten Zielform. Zersiedelung hat mit den steirischen Mentalitäten zwischen „Dachstein“ und den „Windischen Büheln“ zu tun und weiters mit den zum Teil nicht existierenden gesetzliche Vorgaben zu so komplexen Materien.
Das nüchterne, aber klares Resümee von Haswend: Die zwei harten G (Geld und Gesetz) sind die einzigen wirksamen Mittel zur Durchsetzung raum- und ortsplanerischer Qualitäten, so wie sie heute mit dem Hintergrund Nachhaltigkeit, Klimawandel usw. als richtig für die Zukunft erkannt werden.
In seiner Pension konnte sich Gunther Hasewend mehr seinem Hobby, dem Laufen widmen. Er galt als Erfinder des legendären Welsch-Laufs. 25 Jahre lang leitete er als Obmann die Geschicke des gleichnamigen Vereines und war bis zu seinem Ableben noch als Ehrenobmann präsent.
Quelle: https://gat.news/nachrichten/im-gespraech-mit-gunther-hasewend
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