Mit 200-köpfiger Gefolgschaft nach Rom aufgebrochen

„Ich war im Herbst des Vorjahres in Graz, weil ich wissen wollte, was Schloss Eggenberg heute überhaupt noch ist“, sagt Jarek Sykora im KLIPP-Gespräch im perfekten Deutsch. „Ich habe in der Schule gut aufgepasst.“
Er hat mit seiner „Südböhmischen Reiseagentur für deutschsprachige Touristen“ schon tausenden Besucher die faszinierende Geschichte von Krumau und der Goldenen Kutsche aus Eggenberg erzählt. Der Zeremonialwagen zählt mit den „Bären im Zwinger“ zu den bekanntesten Attraktionen von Český Krumlov (Krumau) und dem imposanten einstmaligen Stammsitz der Fürsten Eggenberg und später dann der Schwarzenbergs.

Und so schildert Krumau-Experte Jarek Sykora das historische Ereignis:
Es war am 21. März 1638. Johann Anton I. von Eggenberg machte sich als kaiserlicher Sondergesandter in Wien auf den Weg nach Rom zu Papst Urban III., um die Thronbesteigung von Kaiser Ferdinand III. zu verkünden. Mit einer Gefolgschaft von etwa 200 Mann traf der lange Zug aus Reitern und Wagen am 9. Mai in der ewigen Stadt ein.
Nach diplomatischen Missverständnissen bei der ersten Papst-Audienz am 8. Juni gab es eine fünfmonatige „Wartezeit“ bis zum nächsten Termin. Diese nutzte Johann Anton I. zur Vorbereitung eines festlichen Umzugs. Wobei sein Hauptinteresse der Anfertigung eines besonderen Wagens galt, der des Kaisers Geschenke fahren sollte. Nach einem Entwurf des römischen Meisters Giuseppe Fiochini entstand so die Goldene Kutsche.

Am 7. November 1638 zog Eggenberg dann feierlich durch die Ewige Stadt. Angeführt wurde der Festzug von in Scharlachrot gekleideten Boten und 60 prächtig geschmückten Maultieren mit silbernen Hufeisen. Es folgten Trompeter, Trabanten, Carabinieri in roter Livree und päpstliche Garden – dahinter Vertreter von Adel, Geistlichkeit und Bürgertum. Den „krönenden Abschluss“ bildete die Goldene Kutsche: ein barockes Meisterwerk aus vergoldetem Nussholz, geschmückt mit Samt, Goldstickereien und dem Wappen der Eggenberger. Prunk, der selbst das zeremoniell-erprobte Rom zutiefst beeindruckte.

Nach einer zweiten, versöhnlichen Audienz am 16. November machte sich Eggenberg am 3. Januar 1639 auf den Rückweg – mit der Goldenen Kutsche. Diese blieb in der Folge für einige Jahrzehnte im Schloss Eggenberg in Graz.
Nach dem Tod von Johann Anton I im Jahr 1649 wurde dessen Erbe aufgeteilt und sein Sohn Johann Christian ließ die Kutsche im Jahr 1674 nach Český Krumlov überführen, zu dieser Zeit ebenfalls in Besitz der Familie Eggenberg. Seit damals hat die Zeremonialkutsche das dortige Schloss im heutigen Tschechien nicht mehr verlassen. Bis bis zum April 2025 …
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