Wenn’s nötig war, auch streitbar

Barbara Frischmuth – Grand Dame der steirischen Literatur

Barbara Frischmuth und Alfred Kolleritsch gehörten zu den Mitbegründern der Kulturzeitschrift Manuskripte. Diese wurde 1960 in Graz gegründet und besteht noch heute. Kolleritsch war bis zu seinem Tod im Mai 2020 der Herausgeber. Barbara Frischmuth, mit Alfred Kolleritsch über Jahrzehnte befreundet, so etwas wie die Grande Dame der steirischen Literatur, litt seit einigen Jahren an einer schweren Krankheit, an der sie am vergangenen Sonntag (30.3.) in ihrem Zuhause in Altaussee verstarb.

Trotz oder gerade ihres Wissens wegen um ihre Krankheit gelang es ihr, das letzte Buch-Projekt „Die Schönheit der Tag- und Nachtfalter“ noch zu Ende zu bringen. Dieses ist erst vor wenigen Wochen im Residenz Verlag erschienen.

Diese kleinen Meisterwerke der Fantasie sind zugleich ein Plädoyer gegen die Ausbeutung der Natur durch den Menschen. Blau schillernde Käfer, pelzige Nachtfalter, mutige Heuschrecken und flirrende Libellen sind die Held:innen von Barbara Frischmuths Erzählungen. Doch wenn wir genauer hinsehen, so geht es der Autorin nicht nur um sorgfältig beobachtete Insekten: Es geht um fein gezeichnete Symbiosen von Mensch und Natur, um seltene Mischwesen zwischen Mädchen und Käfer, um sprechende Libellen oder um das, was wir uns von den schlauen Heuschrecken abschauen können. Mit liebevollem Humor zeigen uns diese Geschichten, wie sehr wir Menschen Teil der Natur sind. Denn, so wurde die Gärtnerin und Dichterin Barbara Frischmuth niemals müde zu betonen: Nur in einem Zusammenleben mit der Natur, das von Respekt und Achtsamkeit geprägt ist, haben wir alle eine Überlebenschance.

Die Altausseeerin war auch in ihrem Alltag eine streitbare Kämpferin für die Natur und Umwelt. Vor Jahren stellte sie sich in einem öffentlichen Disput gegen das ihrer Meinung nach überdimensionierte Hotelprojekt des Wahl-Ausseeers Hannes Androsch in ihrer Heimatgemeinde Altaussee.

Mit Alfred Kolleritsch war sie auch von Anbeginn im Jahr 2011 Teil der Jury des „rotahorn“-Literaturpreis von Saubermacher-Gründer Hans Roth. Einige Jahre war auch Reinhard P. Gruber in der Jury. Mit ihm verband Barbara Frischmuth eine langjährige Freundschaft. Sie machte auch Urlaub im Rauch-Hof im weststeirischen Stainz, der Heimat von Reinhard P. Gruber. Sie nahm dort aktiv am Stainzer Literatursommer teil.

Aus ihrem Leben

Barbara Frischmuth wurde am 5. Juli 1941 in Altaussee geboren. Einen Teil ihrer Kindheit verbrachte Barbara Frischmuth in Altaussee, wo sie bei ihrer Mutter, die einen Hotelbetrieb führte, aufwuchs. Frischmuth besuchte das Gymnasium der Kreuzschwestern in Gmunden. Später übersiedelte sie mit ihrer Mutter nach Graz, wo sie am Pestalozzi-Gymnasium maturierte. Frischmuth studierte Türkisch und Ungarisch in Graz und später Orientalistik.

Inspiriert u.a. von H.C. Artmann, wurde Frischmuth hauptberuflich Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie wurde 1962 Mitglied der Grazer Gruppe und kam in Kontakt zum Forum Stadtpark, dessen Gründungsmitglied sie wurde. Mehrere Auslandsaufenthalte führten sie in die Türkei, insbesondere nach Erzurum, wo sie studierte, aber auch nach Ägypten, England, China, Japan und die USA. Nach Jahren in Niederösterreich kehrte Barbara Frischmuth 1999 dauerhaft in ihre Heimat des Ausseerlandes zurück, wo sie insbesondere die Natur und der Garten zu intensiver literarischer Tätigkeit anregten, sie aber auch als Kolumnisten immer wieder zu aktuellen Fragen der Zeit kritisch Stellung genommen hat.

Die Weite ihres Denkens und Schaffens machte freilich weder an der Grenze des Gartens noch an jenen des Salzkammergutes Halt: In ihren mehr als 40 Romanen und Erzählbänden blickte Frischmuth stets staunend auf die Welt, beglückte die Literaturwelt aber auch mit Drehbüchern zu Filmen und TV-Serien, das hörende und sehende Publikum mit wunderbaren Hörspielen und Theaterstücken sowie die Leserinnen und Leser von morgen mit preisgekrönten Kinder- und Jugendbüchern, heißt es in einer Aussendung von Kulturlandesrat Karlheinz Kornhäusl anlässlich ihres Ablebens.

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