Bereits 17 % der Volksschüler brauchen Nachhilfe!

Bis zu 60 Euro müssen Eltern für eine Einzel-Nachhilfestunde ihrer Kinder ausgeben. So werden in der Steiermark im laufenden Schuljahr 16,3 Millionen Euro für Nachhilfe ausgegeben – im Schnitt 810 Euro pro Schulkind. Das zeigen die Ergebnisse der jüngsten Nachhilfestudie der Arbeiterkammer, die heute von AK-Präsident Josef Pesserl und AK-Bildungsexpertin Alexandra Hörmann präsentiert wurde.
Wobei am „erschreckendsten“ sei, so Hörmann, dass bereits 17 Prozent der Schüler:innen an Volksschulen Nachhilfe in Anspruch nehmen müssen. „Bereits im letzten Schuljahr waren es 15 Prozent und die steigende Zahl zeigt, dass der Druck auf die Eltern und die ganz Kleinen ständig wächst.“ Insgesamt ergeben bezahlte und unbezahlte Nachhilfe sowie der Wunsch nach bezahlter Nachhilfe einen Gesamtbedarf in der Steiermark von mehr als einem Drittel aller Schulkinder. 19.000 Kinder haben im laufenden Schuljahr oder in den Sommerferien davor bezahlte Nachhilfe in Anspruch genommen. „Die Eltern von weiteren 28.000 Kindern konnten sich trotz Lernbedarf die Nachhilfe nicht leisten oder fanden kein passendes Angebot“, nennt Hörmann die alarmierenden Zahlen der Befragung. „Der Bildungserfolg in unserem Schulsystem ist in vielen Fällen abhängig davon, ob sich die Eltern die teure Nachhilfe leisten können.“

Mehrfache Belastung für Eltern
Das dies auch weitreichende Auswirkungen auf die Familien hat, ist klar. Mehr als die Hälfte der Befragten ist durch die bezahlte Nachhilfe finanziell spürbar bis sehr stark belastet. Hinzu kommt, dass mehr als drei Viertel (!) der steirischen Schulkinder (77 Prozent) zu Hause zumindest hin und wieder beim Aufgabenmachen, Lernen und üben von den Eltern beaufsichtigt werden. Wobei ein Drittel der Eltern sogar praktisch täglich mit den Kindern lernt. Nur verständlich, dass vier von fünf Eltern, die ihren Kindern bei Schulaufgaben helfen, angeben, spürbar zeitlich belastet zu sein.
Mit einem Ausbau der verschränkten ganztägigen Schulform, wie es sie ja teilweise auch schon gibt, könnte dem zunehmenden Druck auf die Eltern entgegengewirkt werden, so Josef Pesserl. Denn die Nachhilfestudie zeigt auch: Wenn an Schulen hochwertiger Förderunterricht am Nachmittag angeboten wir, benötigen mit zehn Prozent deutlich weniger Kinder bezahlte Nachhilfe. Und die geringste Notwendigkeit dafür nannten die Eltern von Kindern, die verschränkte ganztägige Schulformen besuchen. Dabei wechseln sich Unterrichts-, Lern- und Freizeitphasen im Laufe eines Tages ab und so ist der Lernerfolg der Kinder so hoch, dass nur neun Prozent von ihnen zusätzlich eine bezahlte Nachhilfe benötigen. Für Pesserl ist daher ganz klar: „Diese ganztägige Schulform ist allen anderen Schulformen weit überlegen und gibt auch Kindern, deren Eltern sich keine Nachhilfe leisten können, gerechte Chancen auf eine gute Bildung.“

Pesserl appelliert an die Politik, dass es einfach zu wenig sei, nur zu reden, wie wichtig Bildung ist, ohne konkrete Maßnahmen zu setzen, damit Kinder eine Chancengleichheit haben, ihr Lernziel zu erreichen. Dies erfordere auch an Brennpunktschulen mehr Geld und vor allem Lehr- und Unterstützungspersonal. Denn in jeder sechsten Schule können die Kinder aufgrund der schwierigen Lernumgebung nicht gefördert werden, weil die Mittel und das Personal fehlen.
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