Der erfolgreichste Auslandsösterreicher

Der gebürtige Weizer Franz Strohsack feiert am 6. September 2022 – „ich war noch nie ernsthaft krank“ – seinen 90. Geburtstag. Er wanderte – der junge Steirer hatte den Beruf des Werkzeugmachers erlernt – 1954 nach Kanada aus. Weil der Name Strohsack im Englischen ein Zungenbrecher und praktisch unaussprechlich war, änderte er seinen Namen in Frank Stronach. Er ist international gesehen wirtschaftlich weltweit der erfolgreichste und bekannteste Steirer. Arnold Schwarzenegger, der kürzlich seinen 75er feierte, ist von seiner persönlichen Karriere her der andere „Vorzeige-Österreicher“, der über dem großen Teich Karriere machte.

Sein „Ausflug“ in die österreichische Innenpolitik begann im Jahre 2012, als er das „Team Stronach“ als politische Partei gründete. Damit trat er dann bei der Nationalratswahl 2013 an und sorgte für Erstauen und Aufregung, aber auch Kritik. Bis dahin hatte man Frank Stronach als Investor bei seinen Auftritten in Österreich, aber speziell auch in der Steiermark, stets den roten Teppich ausgelegt. Mit dem von ihm gegründeten und geführten Automotive-Konzern Magna und dessen Investitionen in Österreich schuf Stronach tausende Arbeitsplätze in der heimischen Automobil-Industrie. Bis zu 130.000 Mitarbeiter beschäftigte Magna weltweit bei einem Umsatz von etwa 35.000 Milliarden Dollar.
Mit dem Zeitpunkt seines Einstiegs in die österreichische Innenpolitik wurde die Kritik an ihm zusehendes schärfer. Viele seiner Standpunkte zur Politik und zu den Vorgängen in Österreich lösten Kopfschütteln aus. Stronach stellte das Politsystem und die politische Praxis in Österreich in Frage („ich rüttle mit meiner Vision am Käfig Österreich“) und machte zum Beispiel in Sachen Steuerrecht („gehört vereinfacht“) unkonventionelle Vorschläge und auch zur Politik selbst (maximal zwei Legislaturperioden darf ein Politiker bleiben“). All das stand in einem Thesenpapier unter dem Namen „Vision Österreich“. Die österreichischen Medien stellten ihn ob seiner Vorschläge als „ein bisschen wirklichkeitsfremd und verrückt“ dar, so Stronach in einem KLIPP-Gespräch. „Weil man mich nie wirklich hat aussprechen lassen in den Interviews.“

Beim erstmaligen Antreten im Jahre 2013 kam das „Team Stronach“ auf 5,7 Prozent der Stimmen und zog mit 11 Mandataren in den Nationalrat ein. Das war allerdings schon der Anfang vom Ende. Am 27. Juni 2017 gab die Partei - die viele „Söldner“ aus der Politik-Szene für sich gewinnen konnte - ihren Verzicht auf eine erneute Teilnahme bei der Nationalratswahl 2017 sowie ihre Selbstauflösung zum Jahresende bekannt.
Gespräch mit Frank Stronach im Video:
Das politische Aus für Stronach und sein Team war nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass es zwischen Stronach selbst und seiner engsten, langjährigen Vertrauten, der Grazerin Kathrin Nachbaur, zum Bruch kam. Sie war von ihm als Klubobfrau und Parteichefin eingesetzt worden. Nachbaur stand bereits in Kanada jahrelang in Diensten von Frank Stronach und war so etwas wie seine erste Mitarbeiterin. Nach der Auflösung des “Team Stronach“ folgte fast logischerweise dann schrittweise der Rückzug von Frank Stronach aus Österreich. Nur in der Steiermark versuchte er noch einmal mit einem neuen Team - Spitzenkandidat wurde im letzten Abdruck Josef Kaltenegger - den Sprung in den Landtag zu schaffen. Der Erfolg blieb aus.

Frank Stronach zog sich dann auch aus seiner Chef-Funktion des Magna-Konzerns zurück, verkaufte einen Großteil seiner Immobilien (Golfclub Fontana, Pferderennbahn Magna Racino) und hält sich seit damals fast nur noch in den Staaten und in Kanada auf. Einige seiner Immobilien übernahm sein langjähriger Vertrauter und die rechte Hand zu seiner Zeit als Chef von Magna Siegfried Wolf.
In Nordamerika zählt der bei Toronto lebende Stronach zu den bekanntesten Pferdezüchtern. In seinem Eigentum stehen einige der wichtigsten Pferderennbahnen - mit Miami, Los Angeles, San Francisco, Washington, Baltimore ist Stronach auch einer der größten Stadt-Land-Besitzer in Nordamerika. In Zusammenhang mit seiner „Pferde-Liebhaberei“ war Stronach mit einem seiner Unternehmen auch weltweit die Nummer 1 unter den Wettanbietern. Auf dem Gelände der Rennbahn in Miami, dem Gulfstream Park, ließ Stronach um die fast 40 Meter hohe Skulptur des Pegasus und des Drachen einen Erlebnispark - „er ist wie eine kleine Stadt“ - errichten. „Wie werden wir in Zukunft, in den nächsten Jahrhunderten, leben? Was wird mit dem Wasser, was wird mit der Luft geschehen?“ - spricht Stronach damit mögliche Lebenswelten für die künftige Generationen an. Im angelaufenen Wahlkampf um die Präsidentschaft in Österreich unterstützt der Austro-Kanadier den Rechtsanwalt Tassilo Wallentin, bis vor kurzem Kolumnist der „Krone“. Sicher ein Zufall: Die „Krone“ würdigte Stronach anlässlich seines 90ers mit einer umfangreichen Reportage.
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