Konflikt um Fürstengräber von Strettweg

Während Wissenschafter über kulturhistorische Bedeutung jubeln, stehen Bagger auf den sensiblen Flächen

Unweit von Strettweg bei Judenburg, wo einst der berühmte Kultwagen der Hallstattzeit entdeckt wurde, sorgt bekanntlich ein neuer Fundkomplex in Pöls–Oberkurzheim für Aufregung – nicht nur in Fachkreisen. „Wir sind hier auf etwas Einzigartiges gestoßen, auf eine Sensation“, sagt Peter Koch, Projektleiter und Präsident der Arbeitsgemeinschaft für Geschichte und Archäologie (AGGA).

Die Wissenschafter in Pöls-Oberkurzheim stießen auf potenzielle Hügelgräber. Auch genauere Untersuchungen und Probegrabungen bestätigten diese Einschätzung der Forscher. Es handelt sich um 125 menschengemachte Hügelgräber, in Ketten angeordnet, auf einer Fläche von 2,6 Kilometern. „Das gibt es sonst nur in Stonehenge und Teilen Dänemarks“, so Koch. Die Forscher vermuten ein prähistorisches Siedlungszentrum mit 4000 bis 6000 Bewohnern.

Doch während Wissenschafter über die kulturhistorische Bedeutung jubeln, stehen Bagger auf den sensiblen Flächen. Die Stadtgemeinde Judenburg will das Areal als Industriegebiet „Judenburg Nord“ verwerten – trotz möglicher Denkmalschutzauflagen. Grabungen wurden laut der AGGA ohne ausreichende Transparenz begonnen.

In einem offenen Brief fordert sie nun einen sofortigen Baustopp, ein umfassendes Grabungskonzept, eine Finanzierung durch den Verursacher sowie Einbindung unabhängiger Experten. „Hier geht es nicht nur um Erdreich, sondern um unser kulturelles Erbe“, betont Koch. Die Forderungen seien eigentliche eine Selbstverständlichkeit. Es könne nich sein, dass die Entscheidungen über dieses europäische Kulturerbe den Damen des BDA und einem einzigen Archäologen (Angestellt im NHM und zuständig für Hallstatt) abseits der Experten und der Öffentlichkeit, fallen. Zwischenzeitlich seien bereits mehr als 10 mögliche Gräber entdeckt worden.

Angesichts der aktuellen Budgetlage ist aber auch die Finanzierung der weiteren Grabungen ungewiss – jährlich würde laut AGGA rund eine Million Euro benötigt. Ein Wettlauf gegen die Zeit hat begonnen: zwischen wissenschaftlicher Aufarbeitung und wirtschaftlichen Interessen.

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