ÖGB: Steirer Muchitsch auf Weg ganz nach oben

Gestern wählten die 400 Delegierten am ÖGB-Kongress im Austria Center Vienna den 66-jährigen Wolfgang Katzian mit 90,4 Prozent neuerlich zum Präsidenten des Österreichischen Gewerkschaftsbundes. Fünf Jahre dauert die Funktionsperiode. Zwei Tage vorher schaffte der Steirer Josef Muchitsch – er ist Vorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz – mit 96,2 Prozent die Wahl zum obersten Chef der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter:innen (FSG) im ÖGB.
Eine Premiere
Erstmals steht mit Josef Muchitsch als Fraktionschef ein Vorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz an der Spitze. Da man davon ausgehen kann, dass sich Wolfgang Katzian altersbedingt spätestens in fünf Jahren nicht mehr der Wiederwahl stellt, gilt der gebürtige Maurerlehrling Josef Muchitsch – im Freundeskreis salopp „Beppo“ genannt – als gleichsam logischer Favorit für dessen Nachfolge. Der im mehrfachen Sinn schwergewichtige „Herzblutgewerkschafter“ hat sich vor allem durch sein Verhandlungsgeschick bei den Kollektivvertragsverhandlungen und durch gemeinsame Projekte zur Konjunkturbelebung einen guten Ruf innerhalb der Gewerkschaften, aber auch auf Arbeitgeber:innenseite erworben.

Mit dem Beginn der türkisblauen Koalition 2017 und dem massiven Konflikt um die Arbeitszeitverlängerung (12-Stunden-Tag) wurde Muchitsch als entschiedener Gegner mehr und mehr zum „Front-Mann“ der Gewerkschaftsbewegung. Dieser kürzlich am Gewerkschaftstag: „Seit 2017 hat es für unsere arbeitende Bevölkerung viele Verschlechterungen gegeben: Sei es durch die Arbeitszeitverlängerung und die Schwächung des Gesundheitssystems unter Türkis-Blau oder bei den Pensionen, aber auch bei den falschen Maßnahmen während der Corona-Krise und aktuell bei der Rekordteuerung. Die Milliarden, welche den ,Falschen‘ zugeschoben wurden, sollen jetzt wieder die Beschäftigten ,blechen‘. In der Teuerungswelle wurden die Menschen zu ‚Almosenempfängerinnen und Almosenempfängern‘ durch Einmalzahlungen, welche verpufft sind, bevor sie bei den Menschen angekommen sind. Unsere Vorschläge zur Mietpreis- und Energiepreisbremse oder zum Wegfall der Steuer auf Grundnahrungsmittel wurden negiert. Die Folgen: Österreich hat die höchste Teuerung in Westeuropa.“

Lauter für alle Beschäftigten in Österreich
Muchitsch kündigte an, in seiner neuen Funktion als FSG-Vorsitzender wesentlich lauter und vehementer – ohne Wenn und Aber – für die Rechte der Beschäftigten in Österreich einzutreten. Die Gestaltungsmöglichkeiten für Betriebsräte in Österreich müssen ausgebaut werden.
Muchitsch: „Immer, wenn es darum geht, Verbesserungen für die Beschäftigten in Österreich einzufordern, kommt das Killerargument, es sei nicht finanzierbar und unsere Wirtschaft würde das nicht verkraften. Ich kann das schon nicht mehr hören. Denn wenn Finanzspekulanten wie Benko und Konsorten Millionen zugeschoben werden, fragt keiner nach der Finanzierbarkeit.“
Große Vermögen zu besteuern ist fair
Österreich ist eines der reichsten Länder der Welt, zugleich aber auch ein Land, in welchem der Wohlstand enorm ungleich verteilt ist. Österreich liegt weltweit im untersten Bereich, wenn es darum geht, superreiche Erben zu besteuern. Muchitsch erklärt: „Große Vermögen tragen nur 1,5 Prozent zum gesamten Steueraufkommen bei. Durch Steuerbetrug und Steuertricks von internationalen Konzernen und Millionären entgehen Österreich 12 bis 15 Milliarden Euro jährlich. In Summe fehlen damit dringend benötigte Steuermittel etwa für Gesundheit und Pflege oder für den Ausbau von Schulen und Kinderbildungseinrichtungen – und nicht zuletzt auch für den Klimaschutz!”
Das Steiermarkmagazin KLIPP hat im Sommer 2018 getitelt: "Der neue Frontmann"
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