Unhaltbare Zustände

Arbeiterkammer fordert bessere Arbeitsbedingungen für Pflegeberufe

Die bisherigen von der Politik gesetzten Maßnahmen seien nur ein Tropfen auf den heißen Stein und wirken nicht nachhaltig, so AK-Pflegeexperte Alexander Gratzer heute vor Journalisten. „Die Situation im Pflegebereich ist dramatisch, das Personal ist überlastet, das System steht vor dem Kollaps.“

Die AK Steiermark hat in ihrer Vollversammlung einen Forderungskatalog an die Bundes- und Landesregierung beschlossen. Darin enthalten sind zahlreiche Maßnahmen – von zeitgemäßen Personalberechnungsmodellen bis zur besseren Anerkennung der Pflege als Schwerarbeit. Das Wichtigste sei, ausreichend Pflegepersonal zur Verfügung zu haben, so Gratzer. „Doch die Personalbedarfsberechnung in den steirischen Spitälern stammt fast vollständig aus den 90er-Jahren des vorigen Jahrhunderts, ist intransparent und wurde den Änderungen im Pflegealltag nicht angepasst.“

Unfairer Pflegebonus

Entscheidend für die Arbeitszufriedenheit der Pflegekräfte sei vor allem die Planbarkeit durch fixe und frühzeitig erstellte Dienstpläne, so Beatrix Eiletz, Betriebsratsvorsitzende der Volkshilfe. Es sei belastend und familienfeindlich, wenn umgeworfene Dienstpläne zum Alltag werden. So komme es in privaten Pflegeheimen beispielsweise öfters vor, dass eine Mitarbeiterin in der Nacht allein im Dienst sei – egal, ob das Haus 30 oder 70 Betten habe. „Die gesetzlichen Vorhaben, wie und wann die Arbeitszeiten zu vereinbaren sind, werden fast nie eingehalten“, so Eiletz. Daher fordere man einen Personalschlüssel auch für Nachtdienste.

Die Pflegereform war zwar ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, hat zugleich jedoch für weiteren Unmut gesorgt. Denn beim Pflegebonus und der zusätzlichen Entlastungswoche für alle Pflegekräfte wurde auf viele Berufsgruppen „vergessen“, kritisiert Eiletz und führt ein Beispiel aus der Behindertenbetreuung an: „Eine Pflegeassistentin und eine Sozialpädagogin machen dieselbe Arbeit, aber nur die Pflegeassistentin erhält Bonus und Entlastungswoche.“

Bereits seit vielen Jahren weist die Arbeiterkammer darauf hin, dass es bessere Arbeitsbedingungen und einen besseren Personalschlüssel braucht. AK-Präsident Josef Pesserl: „Das Pflegepersonal hat in den letzten 20 Jahren immer neue Aufgaben erhalten, die Personalplanung im Hintergrund wurde aber nie angepasst. Es sind unhaltbare Zustände!“

Und das sind die Forderungen der AK im Überblick

  • zeitgemäße Personalberechnungsmodelle
  • nachvollziehbare und bedarfsgerechte Mindestbesetzungen – auch während der Nacht
  • Berücksichtigung aller Fehlzeiten bei Personalbedarfsberechnung
  • Verbot der kurzfristigen „Indienstholung“ bei Ausbau von Bereitschafts- und Pooldiensten
  • außerdienstplanmäßige Arbeitsleistungen als Überstunden werten
  • amtliches Kilometergeld erhöhen
  • Pflegebonus und Entlastungswoche für alle
  • Schaffung attraktiverer Arbeitszeitmodelle
  • gesetzliche Verankerung von Supervision in Arbeitszeit
  • bessere Anerkennung der Pflegearbeit als pensionsversicherungsrechtliche Schwerarbeit

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